Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)
von mir, dass ich eine international verbindliche Vereinbarung zwischen zwei fremden Staaten aufsetzte und unterzeichnete? Ein Glück, dass ich zu Hause war, weit weg von meinen Juristen.
Ich setzte mich an meinen Computer. Zehn Minuten später hatte ich einen einseitigen Vertragstext hingehauen. Ich faxte ihn den beiden, und weitere Streitpunkte tauchten auf. Der gewichtigste betraf den Namen der Insel. Marokko erhob Einwand gegen den spanischen Namen Perejil, und die Spanier wollten den von den Marokkanern bevorzugten Namen Leila nicht akzeptieren.
Hmmm. Ich rief im State Department an. »Machen Sie unsere Kartographen ausfindig und geben Sie mir Längen- und Breitengrad dieses popeligen Felsens durch, und zwar bis auf Minuten und Sekunden genau.«
Darüber konnten sie nicht streiten, und die beiden Außenminister verständigten sich auf das Dokument über eine Insel ohne Namen.
Die Spanier brachten den Vertrag zu Ministerpräsident José María Aznar und unterrichteten anschließend König Juan Carlos. Beide gaben grünes Licht.
Doch dann gab es einen Hänger auf der anderen Seite. Laut Außenminister Benaïssa war König Mohammed VI . mit dem Auto in der Wüste unterwegs und nicht zu erreichen. Sie könnten das Dokument nicht absegnen, solange er es nicht gesehen habe.
Mittlerweile brach über der Insel die Dunkelheit herein. Wir hatten nur dreißig Minuten, um den Abzug der Legionäre gefahrlos einzuleiten. Wenn sie nicht rechtzeitig abrücken konnten, drohte das ganze von mir zusammengeschusterte Abkommen hinfällig zu werden.
»Die Zeit drängt«, sagte ich zu Benaïssa. »Ich habe noch andere Dinge zu tun«, wie zum Beispiel mit unseren Enkeln Jeffrey und Bryan, die gleich kommen würden, im Pool zu planschen. »Keine Ahnung, wie Sie es bewerkstelligen, aber ich muss in den nächsten zehn Minuten mit dem König sprechen.« Ich kannte den König seit mehreren Jahren und hatte seinem verstorbenen Vater nahe gestanden. Ich konnte mir ein paar Freiheiten herausnehmen.
Fünf Minuten später klingelte das Telefon. Seine Majestät war am Apparat. Ich erklärte ihm, worum es in dem Dokument im Wesentlichen ging, und machte deutlich, wie dringend wir seiner Zustimmung bedurften.
»Ich kann nicht einwilligen, ohne es gelesen zu haben«, erwiderte er. »Und ich habe keine Kopie.«
»Die Zeit lässt es nicht zu«, entgegnete ich respektvoll und fuhr fort: »Eure Majestät, die Vereinigten Staaten und Marokko sind seit über 200 Jahren Freunde. Wir würden niemals wissentlich weder gegen Ihre Interessen handeln noch gegen die des mit uns befreundeten und verbündeten Spanien. Sir, vertrauen Sie uns einfach.«
Er zögerte einen Moment, dann erklärte er: »Mr. Secretary, ich gebe meine Zustimmung. Wir vertrauen Amerika.«
Ich dankte ihm, legte auf, druckte das Dokument aus, unterzeichnete es und faxte es nach Madrid und Rabat. Wenig später rückten die Legionäre ab, und die Marokkaner blieben an ihrer Küste. Ein paar Wochen später reiste Ana nach Rabat zu einem Essen und einem Gespräch mit Benaïssa, und seitdem ist alles wieder im Lot, jedenfalls was die Petersilieninsel angeht.
Die Vereinigten Staaten sind als Staat unverzichtbar. Trotz aller Schwierigkeiten, Irrtümer und Fehler unsererseits erwartet die Welt nach wie vor von uns, dass wir Probleme und Krisen, große und weniger große, lösen oder bei ihrer Lösung helfen, ob wir selbst etwas davon haben oder nicht. Man vertraut uns. Man vertraut darauf, dass wir Aggression bekämpfen, Leid lindern, nach Freiheit strebenden Menschen als Vorbild dienen, unseren Freunden zur Seite stehen und die Müden, die Armen, die geknechteten Massen anderer Länder, die sich danach sehnen, frei zu atmen, willkommen heißen. So muss es immer bleiben.
Als alles vorüber war, rief mich Ministerpräsident Aznar an, um mir zu danken. »Ich überlege mir, das nächste Wochenende mit meiner Familie auf der Petersilieninsel zu verbringen.«
Ich erinnerte ihn daran, dass die US -Navy noch Schiffe im westlichen Mittelmeer habe. Wir lachten herzhaft. Am Montag waren meine Juristen nicht allzu glücklich.
Ana und ich wurden die besten Freunde.
Pizza und Milch
Schüleraustauschprogramme sind eine wunderbare Sache. Schickt man junge Leute ins Ausland, und sei es nur für ein paar Tage, ermöglicht man ihnen neue Erfahrungen und verhilft ihnen zu Einsichten in eine Welt, die nicht ihr Heimatland ist – und zu einer größeren Wertschätzung dessen, was es bedeutet, Bürger
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