Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

Titel: Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Powell
Vom Netzwerk:
ihres Heimatlands zu sein.
    Der Austausch in die andere Richtung ist nicht weniger wichtig.
    Im Jahr 1997 rief ich eine Stiftung namens America’s Promise ins Leben; sie unterstützt Kinder und Jugendliche, die fürsorgliche Betreuung, ein sicheres Umfeld und Bildung brauchen. Angeregt durch dieses Programm, schlug der damalige britische Außenminister Robin Cook während meiner ersten Monate im State Department vor, zwischen unseren beiden Behörden junge Leute im Highschool-Alter auszutauschen. Gesagt, getan. Ich schickte ihm zwei junge Amerikaner, die einige Zeit im britischen Außenministerium verbrachten, und er mir zwei junge Briten, die bei meinen Mitarbeitern hospitierten. Alles klappte hervorragend, und ich beobachtete immer mit Vergnügen, wie die Kids es schafften, sich in unserer riesigen, komplizierten und fremden Behörde zurechtzufinden. Besonders lustig war es an ihrem letzten Tag, wenn ich sie in mein Büro führte und mit ihren Eltern in Großbritannien telefonieren ließ. Nachdem sie eine Weile geplappert hatten, nahm ich ihnen für eine Minute den Hörer aus der Hand und plauderte mit den Eltern, was immer für alle eine Freude war.
    Das Programm wurde unter Jack Straw, Robins Nachfolger, fortgesetzt. Inzwischen war mir eine Idee gekommen, wie man es verbessern könnte. »Wir beide geben uns alle Mühe, Kids auszuwählen, die Streber und Siegertypen sind«, sagte ich zu ihm. »Wie wär’s, wenn Sie mir mal zwei schickten, die keine Kandidaten für Oxford oder Cambridge sind?«
    Er verstand! Wie immer! Er verpasste mir zwei junge Männer, die keine angehenden Akademiker waren und bereits alle möglichen Schwierigkeiten hinter sich hatten. Sie waren mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Sie waren mit Drogen erwischt worden. Die Klamotten sahen nicht nach Savile Row, sondern nach sozialem Wohnungsbau aus.
    Während ihres zweiwöchigen Aufenthalts lernten sie wichtige Leute kennen, besichtigten unsere Denkmäler und verbrachten einen Tag mit mir. Ich nahm sie zu Besprechungen im State Department und sogar zu einer Anhörung im Kongress mit. Sie sahen, was ein Minister tatsächlich beruflich macht. Am Nachmittag ging ich mit ihnen ins Weiße Haus, und wir durchwandelten die legendären 7 , 3 Hektar. Als wir in den Rosengarten kamen, schlug ich vor, nachzusehen, ob der Präsident im Oval Office sei. Wäre er außer Haus, könnten wir es uns ansehen. Überraschung, Überraschung – ich hatte Präsident Bush vorher angerufen und angekündigt, dass ich den Jungs mit der bewegten Vergangenheit das Weiße Haus zeigen wollte. Ich wusste, dass er da sein würde.
    Wir marschierten am Empfang vorbei direkt ins Oval Office, und Präsident Bush erwartete uns. Die Jungs waren völlig baff. Es wurde geplaudert, um das Eis zu brechen. Und dann, ein unvergesslicher Moment, sprach Präsident Bush kurz, aber offen über seine einstige Alkoholsucht und darüber, wie er sie überwunden und ein neues Leben begonnen hatte, Ausgangspunkt seines Wegs ins Oval Office. Später kehrte ich mit den beiden sprachlosen Jungs in mein Büro zurück. Ihr Leben war verändert. Zurück in Großbritannien, erzählten sie allen von dem phantastischen Erlebnis und von den wunderbaren, freundlichen und großzügigen Menschen, denen sie begegnet waren.
    Das State Department unterhält mehrere Jungendaustauschprogramme. Eines davon, Youth Ambassadors ( YA ), wurde in Brasilien aus der Taufe gehoben und dann nach Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay und in die gesamte Region exportiert. Highschool-Schüler kommen für ein paar Wochen in die Vereinigten Staaten, lernen wichtige Leute kennen, besichtigen Sehenswürdigkeiten und nehmen ihre Eindrücke mit nach Hause.
    Im Winter 2002 empfing ich in meinem Büro eine Gruppe brasilianischer YA -Schüler. Wir führten eine nette Unterhaltung, aber ich spürte, dass sie nicht richtig bei der Sache waren. Draußen hatte es zu schneien begonnen … der allererste Schnee in ihrem Leben. Da in den Schnee hinauszustiefeln offensichtlich viel aufregender war, als mit mir Zeit zu verbringen, ließ ich sie früher gehen.
    Ein halbes Jahr später reiste ich nach Brasilien. Neugierig, wie das Programm auf diese jungen Leute gewirkt hatte, bat ich unseren Botschafter John Danilovich, sie zusammenzutrommeln, damit ich mit ihnen reden konnte.
    John machte sie ausfindig, und wir versammelten uns im Garten seiner Residenz. Die Kids saßen uns im Halbkreis gegenüber und erzählten von ihrem Alltag und ihren

Weitere Kostenlose Bücher