Leadershit - warum es Arschloecher in Wirtschaft und Politik am weitesten bringen
Dies ist das Geheimnis deutscher Bürokratie. Alles reglementiert bis zum letzten Komma. Seit Kaiser Wilhelm sorgt eine Mischung von übersteigerter Kontrolle, Angst und Misstrauen sowie vorauseilendem Gehorsam dafür, dass im Grundsatz gute Ideen, wie zum Beispiel das Betriebsverfassungsgesetz, das einst eingeführt wurde, um vor Kinderarbeit und Staublunge zu schützen, pervertiert wird zu einem Papiertiger, mit dem Komitees über die Teppichfarbe eines neuen Büros befinden. Der deutsche Michel als König von Absurdistan. Noch ein Beispiel gefällig: 1959 erfanden im deutschen Arbeiter- und Bauernstaat DDR -Bürokraten den Lipsi: »Im Lipsi-Lipsi-Lipsi-Schritt, tanzen wir heut’ alle mit.« Damit wollte man den Rock ’n’ Roll aufhalten. Ein Unterfangen, das bekanntermaßen durch absolute Erfolgsfreiheit gekrönt wurde. Bitter, bitter.
Der Minimalist
Er ist wie der Bach und sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstandes, bringt sein Wasser, zwar über Umwege, aber dennoch ins Meer. 62
Der Mitläufer
Vgl. > Der Lemming
Der Modernisierungsverlierer
»Nach dem Change ist vor dem Change.« Diese Spirale bringt eine fürchterliche Mischung von Überforderung und Langeweile hervor. Männlich, gewalttätig, am Rande des Existenzminimums und mit aggressivem Lebenskonzept. Das sind nicht einfach nur ungebildete Zuwanderer, die dieses Muster leben, sondern ebenso rechtschaffene Rückwärtsheuler, die in ihren Arbeitgeber dynastische Arbeitsplatzsicherheit projizieren, befeuert von Betriebsrat, Gewerkschaften und Politik, stimuliert von ewiger Opferperspektive und den entsprechend bewirtschafteten Ängsten.
Der Nasenbohrer
Das tun immer die anderen. Außer im Auto.
Der Pantoffel
Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht, aber wenn ich in ein Unternehmen komme, in denen die Mitarbeitenden Pantoffeln tragen, denke ich mir meinen Teil. Da muss es gemütlich sein, frei nach dem Motto: Sprints und andere kurzatmige Spielarten der Arbeit überlassen wir gerne anderen. Die Schweizer haben hierfür einen Namen: Finkenbetrieb.
Der Papiertiger
Eine Spezies Tier, die garantiert nie geschützt werden muss. Hat das »papierlose Büro« bestens überlebt.
Vgl. > Die Ethik-Maske
Der Partisan
Vgl. > Der Guerillakämpfer
Der Partysan
»Alle Tage sind gleich lang, jedoch verschieden breit« Udo Lindenberg.
Das Pisa-Opfer
Das kratzt am deutschen Selbstwertgefühl, aber die Pisa-Studie brachte ans Licht, was so mancher Personaler nur unter vorgehaltener Hand erzählte: Die Azubis waren zwar in der Schule, aber gelernt wurde nicht viel. Zumindest ist nicht viel hängen geblieben. »Zu wenige Unternehmen berücksichtigen die Qualifikationen und Motivationen junger Menschen«, entwirft André Mielke, der Welt-Kolumnist, das Anforderungsprofil der »Super-Azubine« in Zeiten von Castingshows. 63 »Kaum eine Maschinenbaufirma bietet eine Ausbildung zum Supermodel oder Popstar an. Im Lebensmittelhandel geht man immerhin auf das narzisstische Lebensgefühl der Lehrlinge ein und lässt sie vor laufenden Kameras arbeiten. Viel wäre gewonnen, hieße ein Dienst beim Abwasserzweckverband nicht mehr ›Schicht‹, sondern ›Casting‹ oder ›Mottoshow‹. Warum keift die Friseur-Salon-Chefin ihre Azubine an: ›Mandy, schon wieder zu spät‹, statt wie Heidi Klum zu flöten ›Heute habe ich leider kein Foto für dich‹? (…) Und jede angehende Bürokauffrau wird gern alle fünf Minuten Kaffee kochen, wenn man sie darum nicht mündlich, sondern via Facebook bittet.« 64
Der Platzhalter
Nicht hier, aber auch nicht abwesend, steht für irgendwas, hält schon mal den Sitz warm. N.N. nomen nominandum steht anonymisiert für ein noch zu benennendes Ding. Bei Organigrammen hochpolitisch, weil die Eingeweihten es schon wissen. Oder Verdacht haben. Gerüchte machen fröhlich die Runde. Der Platzhalter ist weit verbreitet in der Teppichetage: auch als Quotenweib oder als Ideenbox und als Vorschlagswesen für Innovationsmanagement.
Der Platzhirsch
Er war schon immer da. Oder anders gesagt: Woran erkennt man einen deutschen Urlauber? Das Revier wird mit Badetüchern markiert.
Der Pragmatiker
Das ist der Mann ohne Grundsätze. Und damit bringt man es weit im real existierenden Kapitalismus. Steht wie eine Fahne im Wind und hat einen Abgang wie ein ungekühltes Cola. Klebrig, bitter, übel.
Vgl. > Der Fatalist, Der Opportunist
Das Quotenweib
Für ein amtliches Arschloch ist grundsätzlich jede Frau in Führungsverantwortung eine
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