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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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nachzudenken, und öffnete das vierte Foto. Der Täter hatte das Nachthemd in der Mitte durchtrennt. Es hing seitlich über die Lehnen des Stuhls. Vermutlich zerschnitten, der feste Stoff dürfte sich kaum zerreißen lassen. Die Beine der Frau lagen beide über den Lehnen, der Slip war gespannt, sodass sich durch den dünnen Seidenstoff die Schamlippen abzeichneten. Der Oberkörper steckte in einem wärmenden, wollenen, zu kleinen Leibchen, aus dem die Brüste herausquollen. Der Kopf lag jetzt seitlich auf der rechten Schulter, das Gesicht leicht zum Zuschauer gedreht. Thal verstand augenblicklich, was der Täter suggerieren wollte. Die Frau schaute den Betrachter auffordernd an. Um den Hals trug sie weiter das rote Tuch.
    Thal öffnete die Datei mit der Nummer fünf. Die Haltung der Frau war unverändert, nur das Unterhemd fehlte. Entweder hatte der Täter es ausgezogen oder zerschnitten wie das Nachthemd. Thal vermutete Letzteres, ansonsten hätte er die Position der Frau verändern müssen. Die jetzt bloß liegenden Brüste waren groß, mit dunklen Höfen, die Brustwarzen standen aufrecht. War das ein Zeichen, dass sie noch lebte?
    Thal sammelte sich ein paar Sekunden, eher er das letzte Foto öffnete. Die Frau war nackt. Die rasierte Scham bot sich dem Betrachter ungeschützt dar, weil die gespreizten Beine weiterhin über den Lehnen lagen. Die Arme lagen ausgestreckt über den Armstützen, die offenen Handflächen zeigten nach oben. An zwei Fingern der linken Hand baumelte der Slip. Der Oberkörper war derart verbogen, dass ein Hohlkreuz entstand, wodurch die Brüste nach vorne geschoben wurden. Das geöffnete, rote Tuch bedeckte komplett das Gesicht.
    »Hingabe« hieß die Datei. Genau das war zu sehen. Eine Frau, die sich willenlos dem Betrachter hingab. Die Inszenierungen des Fotografen wurden besser, was Thal beunruhigte.
    Er hatte die Fotos so konzentriert betrachtet, dass er Bettina nicht bemerkte, die inzwischen das Büro betreten hatte. Er erschrak, als sie hinter ihm stöhnte:
    »Mein Gott. Das wird immer drastischer.«
    Thal drehte sich nickend um.
    »Und perfekter inszeniert.«
    Er zeigte ihr alle sechs Fotos. Als sie sich das letzte genauer anschauten, deutete sie auf eine Stelle am Hals der Frau.
    »Vergrößere das mal.«
    Thal wählte den entsprechenden Ausschnitt. Dann sah er es auch. Am Hals der Frau führte eine dünne Blutspur von einer kleinen, aber deutlich sichtbaren Wunde nach hinten. Die Verletzung sah nicht lebensbedrohlich aus, genau konnte das aber nur der Pathologe sagen. Auf jeden Fall hatten diese Bilder eine neue Qualität. Das Opfer war nackt und in eindeutig obszöner Weise präsentiert. Der Täter hatte ihre Kleidung zerschnitten und die Frau dabei vermutlich verletzt.
    Alexander Thal und Bettina Berg schauten sich einen Moment schweigend an.
    »Das heißt, wir haben einen Fall«, sagte Thal.
    »Und Arbeit. Viel Arbeit«, seufzte Bettina Berg und erhob sich mühsam von ihrem Stuhl, um sich einen Kaffee zu kochen.
    »Noch etwas«, rief Thal hinter ihr her. »Die Kleidung der Frau ist zerschnitten worden. Hoffen wir, dass sie sich deshalb bei uns meldet.«
    Bettina nickte zustimmend.
    »Wenn sie noch lebt«, setzt Thal hinzu. Doch das hörte seine Kollegin schon nicht mehr. Sie hatte das Büro verlassen.
     
     
    ***
     
     
    Der leitende Kriminaldirektor Immanuel Schober stürmte in den Besprechungsraum, in dem außer Stephanie Bohlmann, die zur Befragung der Frau und des Sohnes von Dr. Himmel in die Haydnstraße gefahren war, alle Mitarbeiter des KK 1 anwesend waren. In der Hand schwenkte er die aktuelle Ausgabe des Südkurier. Ungewöhnlich laut sagte er:
    »Was soll das, Herr Thal? Seit wann gehen Presseinformationen ohne meine Zustimmung und ohne Mitarbeit der Pressestelle raus?«
    Er warf die Zeitung vor Thal auf den Tisch, blätterte die Seiten um und tippte mit dem Finger auf einen Artikel.
    Verdammt, dachte Thal. Wegen der neuen Fotoserie hatte er den Anruf von Tobias vergessen.
    »Am besten lesen Sie das laut vor, Thal!«
    Schobers Stimme überschlug sich fast.
    Thal nahm die Zeitung in die Hand, räusperte sich und begann zu lesen:
     
    Polizei warnt vor K.o.-Tropfen
    Konstanz/TT
    In den vergangenen Wochen kam es in verschiedenen Diskotheken und Lokalen der Stadt zu Übergriffen gegen Frauen, die zuvor mittels K.o.-Tropfen willenlos gemacht worden waren (der Südkurier berichtete ausführlich). Am späten Nachmittag des gestrigen Schmotzigen Dunschtig erreichte uns der

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