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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Anruf von Petra K., 22 Jahre (Name ist der Redaktion bekannt). Sie berichtete, dass sie gegen Mittag ein Lokal in der Altstadt aufsuchte, um etwas zu essen. Dort wurde sie von zwei zudringlichen Männern belästigt. Trotz mehrfacher Bitte, sie in Ruhe zu lassen, ließen die beiden nicht von ihr ab. Als Petra K. beobachtete, dass einer der beiden versuchte, etwas in ihr Weinglas zu schütten, bat sie den Wirt um Hilfe. Daraufhin wurden andere Gäste aufmerksam, und die beiden Männer verließen fluchtartig das Lokal.
    Auf Nachfrage der Redaktion bestätigte Kriminalhauptkommissar Alexander Thal von der Konstanzer Polizei, dass in den Fastnachtstagen mit Übergriffen mittels sogenannter K.o.-Tropfen auf Frauen zu rechnen sei. Alle Frauen und Mädchen sollten deshalb besonders wachsam sein. Sollte eine Frau das Gefühl haben, eventuell Opfer eines solchen Anschlages geworden zu sein, solle sie sich an die Polizei in Konstanz wenden. Telefonnummer ...«
    Thal ließ die Zeitung sinken, nahm wortlos die achtzehn bisher eingegangenen Fotos aus der neben ihm liegenden Mappe und legte sie in der richtigen Reihenfolge auf den Tisch. Während Schober sich über den Tisch beugte, erklärte er ihm, ohne auf den Zeitungsartikel einzugehen, die Sachlage und kam zu dem Schluss:
    »Wie Sie sehen, Herr Kriminaldirektor, haben wir jetzt eindeutig einen Fall. Ob es sich um Nötigung in Tateinheit mit Körperverletzung oder um Mord handelt, können wir zwar noch nicht sagen. Aber ermitteln müssen wir.«
    Schober erhob sich langsam, als wolle er seinen Rücken schonen, und blickte in die Runde.
    »Meine Damen und Herren«, seine Stimme hatte jetzt wieder den typischen, schleppenden Tonfall, »Sie sehen, wie richtig meine Entscheidung war, für die Zeit ab Aschermittwoch eine Urlaubssperre zu verfügen. Jetzt haben wir nicht nur eine in der Geschichte der Stadt bisher beispiellose Einbruchsserie am Hals, sondern auch noch einen Verrückten, der Frauen tötet oder bewusstlos macht, um sie in schamlosester Weise zur Schau zu stellen. Gott bewahre uns davor, dass die Presse davon Wind bekommt. Ich erwarte, dass Sie alle hundertfünfzigprozentigen Einsatz zeigen.«
    Kaum hatte er den Satz beendet, drehte er sich um und verließ mit steifem Rücken den Raum.
    Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen, ehe Frank Auer losprustete.
    »Ich fasse es nicht. Was für ein Arsch!«
    Thal sah ihn tadelnd an, obwohl es ihm schwerfiel, ein Grinsen zu unterdrücken.
    »Ist doch wahr«, entgegnete Auer und löste damit allgemeine Zustimmung aus.
    Thal wusste aus Erfahrung, dass es am effektivsten war, solche Heiterkeitsausbrüche nicht zu unterbinden. Also wartete er ab, bis sich alle beruhigt hatten.
    »Schober hat in einem Punkt recht: Wir haben es in der Tat mit zwei außergewöhnlichen Fällen zu tun. Und wir haben zu wenig Leute. Ich schlage vor, dass wir zwei Gruppen bilden. Kollege Gerth, Sie kümmern sich verantwortlich um die Einbruchssache.«
    Gerth nickte eher gelangweilt. Es ärgerte ihn maßlos, dass Thal von einem Moment auf den anderen agierte, als wäre er nie weg gewesen.
    Thal nickte Auer zu:
    »Frank, du unterstützt Gerth. Ich rede mit Schober, dass ihr vier weitere Kollegen von anderen Abteilungen in der Kommission ›Villa‹ zur Seite gestellt bekommt.«
    Frank Auer wollte protestierend aufspringen, wurde aber von Thals beruhigend nach unten winkender Hand zurückgehalten, der fortfuhr:
    »Alle anderen bilden die Kommission ›Fotograf‹ und arbeiten sich so schnell wie möglich in den Sachstand ein.«
    »Apropos Sachstand«, unterbrach ihn Bettina Berg.
    »Ich habe mit Grendel telefoniert. Keine Spuren auf dem Umschlag und dem Chip. Die Kamera war bei allen Fotos die gleiche. Hinsichtlich Datum und Uhrzeit gilt, was wir schon wussten. Sie können korrekt oder manipuliert sein. Die Fotos der Serien zwei und drei sind vermutlich in der Reihenfolge entstanden, in der sie nummeriert wurden.«
    Ruhig und konzentriert organisierte Thal die Arbeit der Gruppe. Es wunderte ihn, dass er so leicht in den Polizeialltag zurückfand. Erst als er zurück in seinem Büro war und sich einen Espresso zubereitete, merkte er, wie ihn diese Besprechung erschöpft hatte.
    Er setzte sich mit dem Kaffee an den Schreibtisch und nahm noch einmal die Zeitung zur Hand. Tobias hatte doch gesagt, er solle sich die Bilder auf Seite drei genau ansehen. Der Artikel stand aber auf der ersten Seite, und er enthielt auch keine Fotos. Thal blätterte weiter. Ein

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