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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Täter hin, die bisher jedes Mal spurlos verschwunden waren. Wie zuvor war es eine Villa im Musikerviertel, geschah der Einbruch, als alle Bewohner abwesend waren, und war die Alarmanlage ausgeschaltet worden.
    Bettina ging auf den großen, schlanken Mann zu, der in einem schwarzen Ledersessel im Wohnzimmer saß, und hielt ihm ihren Dienstausweis entgegen.
    »Guten Abend! Meine Name ist Bettina Berg, ich bin Kriminaloberkommissarin bei der Konstanzer Kripo. Ich nehme an, Sie sind der Hausherr?«
    Der Mann stellte das Whiskeyglas auf den niedrigen Tisch und erhob sich.
    »Ja, Sie haben recht. Himmel, Dr. Markus Himmel.«
    Was für ein passender Name für den Leiter des Konstanzer Klinikums, dachte Bettina Berg, die jetzt zu ihrem Gesprächspartner aufblicken musste. Himmel war einen Meter achtundneunzig groß.
    »Konnten Sie sich schon einen Überblick verschaffen, was gestohlen wurde, Herr Doktor Himmel?«
    »Nur grob, Ihre Leute lassen mich ja noch nicht in alle Zimmer. In diesem Raum fehlen auf jeden Fall zwei Gemälde.«
    Himmel wies mit ausgestrecktem Arm auf zwei kahle Stellen an den Wänden. Bettina Berg registrierte, dass er ausnehmend schöne Hände hatte.
    »Wertvolle Bilder?«
    »Oh ja! Sie waren von Leah Braasch. Meine Frau ist eine große Verehrerin von ihr, oder besser war es, denn die Künstlerin ist vor ein paar Monaten gestorben.«
    »Können Sie mir einen Anhaltspunkt geben, wie viel die Bilder wert waren?«
    Himmel richtete für einen Augenblick den Blick auf die kahlen Wände, als könne er die fehlenden Bilder taxieren.
    »Ich schätze, sie dürften auf einer Auktion heute fünfzigtausend bringen. Jedes.«
    Bettina Berg atmete hörbar aus. Es hing also mehr als ein Jahresgehalt in Thals Büro. Himmel missdeutete ihre Reaktion.
    »Sie haben recht, mit Sicherheit sind sie mehr wert. Der Preis steigt ja, wenn der Künstler stirbt.«
    Bettina wollte sich bei Grendel erkundigen, ob die Techniker fertig wären und Himmel in den anderen Zimmern nachschauen könnte, was sonst noch gestohlen worden war, als Kriminaldirektor Schober mit raumgreifenden Schritten den Raum betrat und direkt auf Himmel zusteuerte.
    Was will der denn hier zu dieser nachtschlafenden Zeit? Bettina Berg hatte die Frage kaum gedacht, als sie eine Antwort erhielt.
    »Mein lieber Markus, es tut mir unendlich leid«, säuselte er. Dabei ergriff er Himmels Hand, der sichtbar überrascht von diesem Auftritt war.
    Schober drehte sich abrupt um.
    »Guten Abend, Frau Berg. Wo ist Thal?«
    »Informiert«, log Bettina, ohne rot zu werden.
    »Gut. Er soll gefälligst sofort hier erscheinen und die Leitung der Ermittlung übernehmen.«
    Schober wandte sich wieder dem Klinikchef zu, legte ihm die Hand auf den Arm und sagte:
    »Wo sind Barbara und Max? Es geht ihnen hoffentlich gut?«
    »Ich denke schon. Sie sind noch in der Stadt und feiern.«
    Bettina Berg nutzte die Gelegenheit, sich aus dem Zimmer zu schleichen. Sie zog das Handy aus der Tasche und wählte Thals Handynummer aus dem Speicher. Zu Hause war er nicht, das hatte sie schon probiert. Auch jetzt sprang nur die Mailbox an.
    »Verdammt Alexander, melde dich. Wir haben einen neuen Einbruch, und zwar bei einem Freund von Schober. Der ist selbst hier am Tatort aufgelaufen und tobt, weil du nicht da bist. Also ruf mich an.«
    Bettina Berg schaute zurück ins Wohnzimmer, wo der Polizeipräsident inzwischen ebenfalls ein Whiskeyglas in der Hand hielt und sich angeregt mit seinem Freund unterhielt. Es war besser, wenn sie die beiden alleine ließ. Sie folgte Grendel, der in die obere Etage stieg.
     
     
    ***
     
     
    Um fünf Uhr gab Thal auf. Es hatte keinen Sinn, länger im Bett zu liegen und sich schlaflos von einer Seite auf die andere zu wälzen. Aus dem Atelier hatte er sich gegen halb zwei auf den Heimweg gemacht. In der Stadt war noch der Teufel los, die Guggemusiken zogen unverdrossen durch die Altstadt. Trotz seiner Müdigkeit und Erschöpfung fand er keinen Schlaf.
    Er stand auf und legte die Mahagonikugel vorsichtig wie ein kostbares, zerbrechliches Kunstwerk in die mit Samt ausgeschlagene Schachtel, in der er sie gefunden hatte. Er brauchte dringend frische Luft. Der Atelierbesuch hatte ihn an den Rand seiner emotionalen Kräfte gebracht. Zwar hatte es ihn befreit, endlich weinen zu können. Wie viele Tränen ein Mensch in sich haben kann, dachte er. Als er sie getrocknet hatte, stieg die Angst in ihm auf. Das Atelier musste aufgelöst, die Bilder geordnet und verkauft werden.

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