Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Titel: Leander und der tiefe Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
Vom Netzwerk:
sich Leander, während Götz
Hindelang einen wackeligen Pik mit dem Worten »Nur Pik führt zum Sieg!«
einleitete und dafür von Mephisto zu hören bekam: »Sie da, sieh da, jetzt
verliert einer, der weiß das noch gar nicht.«
    »Hinnerk hat sich vor allem für das Dritte Reich interessiert,
obwohl schließlich er der Zeitzeuge war und nicht ich. In letzter Zeit haben
wir oft die Schuldfrage diskutiert. Welche Mitschuld trifft die Mitläufer und
die passiven Zuschauer? Je älter er wurde, desto rigoroser war seine Meinung,
dass die Mitläufer härter hätten bestraft werden müssen. Auch die passiven
Zuschauer hätten seiner Ansicht nach nicht einfach mit einer ›Stunde Null‹
davonkommen dürfen. Am Anfang habe ich ihn für einen Fanatiker gehalten, aber
je länger ich ihn kannte, desto mehr Respekt hatte ich vor seinen Ansichten. Er
war da überaus kompetent, und immerhin ist er ja damals einer von denen
gewesen, die nicht tatenlos zugeschaut haben. So sind wir überhaupt erst
zusammengekommen. Ich habe ihn aufgesucht, weil ich mehr über seine Rettungsaktionen
wissen wollte. Mit der Zeit ist ein regelmäßiges Treffen daraus geworden.«
    »Ich habe von diesen Heldentaten gehört, allerdings wüsste ich
gerne Näheres«, erklärte Leander.
    »Wird hier jetzt gequatscht oder Skat gespielt?«, beschwerte
sich der Maler, der seinen Pik tatsächlich haushoch verloren hatte, was ihm
offenbar gar nicht gefiel, zumal Mephistos siegreiches Grinsen geradezu
diabolisch war. »Eure alten Geschichten könnt ihr ein anderes Mal klären.«
    Leander und Brodersen verständigten sich kurz mit einem Nicken
und wandten sich wieder dem Spiel zu.
    Der Abend verging wie im sprichwörtlichen Flug. Gegen halb eins
verkündete Mephisto: »Kreuz Junge gibt die Atomrunde an!«, und da im nächsten
Spiel Tom Brodersen den Kreuz-Buben hatte und als Nächstes ohnehin geben
musste, durfte Leander das Schauspiel der Atomrunde zum ersten Mal an diesem
Abend live miterleben. Bisher hatte niemand einen Grand Hand gespielt, und so
war der Pott auf stattliche siebenundfünfzig Euro angewachsen.
    Leander musste gleich das erste Spiel machen, bei dem er
automatisch Kontra bekam. Da er kein berauschendes Blatt hatte, spielte er
einen Null, den er dank der günstigen Verteilung der Karten bei Hindelang und
Mephisto mit Mühe gewann. Auch Hindelang, Mephisto und Brodersen gewannen ihre
Spiele, Mephisto sogar mit Re, einen Grand Hand jedoch hatte keiner.
    »Was geschieht jetzt mit dem Pott?«, erkundigte sich Leander.
»Stehen lassen für die nächste Woche ist wohl etwas viel, oder?«
    »Wir zahlen die Getränke davon, und den Rest teilen wir auf«,
antwortete Brodersen.
    »Dann teilt heute mal den ganzen Topf auf«, bestimmte Leander.
»Die Getränke gehen als Einstand komplett auf mich.«
    Als sich das beifällige Klopfen der Fäuste auf der Tischplatte
gelegt hatte, teilte Tom Brodersen den Pott auf, und Leander zahlte die Deckel.
Sie blieben noch eine Weile sitzen, um in Ruhe ihre letzte Runde auszutrinken.
    Dann sagte Mephisto: »Das ist ein anderer Skat als neulich,
oder?«
    »Und ob«, pflichtete Leander ihm bei. »Mir hat selten ein
Skatabend so viel Spaß gemacht.«
    »Also bist du jetzt regelmäßig an Bord?«, erkundigte sich
Hindelang.
    »Wenn ihr mich wollt, bin ich dabei.«
    »Also abgemacht, jeden Dienstag um 19.30 Uhr hier im Kleinen Versteck «, beendete Brodersen die Runde. »Und jetzt müsst ihr mich
entschuldigen, ich muss ins Bett.«
    Mephisto unterrichtete sie noch darüber, dass der nächste
Skatabend erst im neuen Jahr stattfinden konnte, da am Tag zuvor die
Vorbereitungen für Silvester im Kleinen Versteck seiner vollen Aufmerksamkeit
bedurften. Dann verließen Leander und Tom die Kneipe.
    Auf dem Weg hinaus verabredete Leander mit dem Lehrer ein
Treffen für den siebenundzwanzigsten Dezember, den Tag nach Weihnachten, um
fünfzehn Uhr bei Brodersen zu Hause. Dann wollten sie ausführlich über die
Fluchthilfeaktivitäten von Heinrich Leander reden.
    Als er nach Hause kam, war seine Abneigung gegen das
Friesenhäuschen wieder etwas gewichen, so überzeugt hatte Tom Brodersen von der
Güte seines Großvaters gesprochen.

10
    Mittwoch, 24. Dezember
    Eiken stand am nächsten Morgen pünktlich mit frischen
Brötchen vor der Tür. Leander fühlte sich etwas befangen, weil ihm sofort
wieder die Frotzeleien der Skatbrüder und die Bemerkung über die streunende
Katze in den Sinn kamen, und er Eiken so mit anderen Augen sah als noch

Weitere Kostenlose Bücher