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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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»Was ist denn hier los? Ihr seid nicht zu eurem Vergnügen hier. Marsch in die Küche, da steht noch eine ganze Reihe Körbe!«
    Neugierig folgten Leander, Lena und Elke der Aufforderung, während Dieter Bennings von Götz Hindelang und Tom Brodersen genötigt wurde, sich im Gegensatz zu Leander als ganzer Kerl zu erweisen und nicht herumkommandieren zu lassen, sondern sich einen der Bierkrüge zu greifen und sich zu ihnen zu setzen.
    Am Ende eines dämmrigen, fensterlosen langen Flures lag die geräumige und dank mehrerer kleiner Sprossenfenster recht helle Küche. Auf einem großen Esstisch in der Mitte, der darauf hin deutete, dass Bauernfamilien früher einmal Großfamilien gewesen waren, standen mehrere dunkle Peddigrohrkörbe mit Teigkloben. Man sah gleich, dass diese Körbe schon ganze Generationen hungriger Landarbeiter mit Brot versorgt hatten.
    Mephisto kam zu ihnen und schnappte sich zwei der Körbe. »Die müssen alle rüber ins Backhaus. Den Ofen habe ich schon vor vier Stunden mit Holz angefeuert. Jetzt ist es so weit, die Brote können eingeschossen werden.«
    Leander wusch sich zuerst die ölverschmierten Hände am Waschtisch mit Kernseife ab, bevor er und Lena sich ebenfalls jeder zwei Körbe griffen und Mephisto durch den Garten zu dem Backhaus folgten. Die breite Tür stand offen und führte in einen urigen Raum, an dessen Stirnseite die gusseiserne Ofentür die Blicke auf sich zog. Links neben dem Ofen, unter einem kleinen Fenster, standen auf einer breiten Arbeitsplatte aus rohem, geschliffenem Holz die Körbe, die Mephisto und Eiken schon hergetragen hatten. Eiken war gerade dabei, ein Brot aus dem Korb auf einen Brotschieber zu stürzen.
    Mephisto öffnete mit einem langschaftigen Handschuh die Ofentür und gab damit den Blick auf den glutroten Backraum frei. Mit einem langstieligen Eisenschieber zog er die Glut von der Backfläche in einen Eisenkorb vor dem Ofen. Funken sprühten dabei in alle Richtungen und sorgten dafür, dass die Umstehenden erschrocken zurückwichen. Mit einem Edelstahlbesen fegte Mephisto die letzten Glut- und Aschereste heraus. Dann hob Eiken den schweren Brotschieber, auf dessen Fläche nun vier Rohlinge lagen, und hievte die Last in den Backraum. Mit Hilfe des langen Stiels schob sie die Brote weit nach hinten, stoppte plötzlich in der Bewegung und riss den Brotschieber zurück, so dass die Kloben sanft hinunterrutschten und auf dem heißen Boden des Backraumes liegen blieben. Dann zog sie den Brotschieber wieder heraus, und Mephisto verschloss die Ofentür.
    »Da drin sind jetzt dreihundertfünfzig Grad«, erklärte Mephisto. »Vier Stunden lang habe ich Buchenholz im Backraum abgebrannt, bis diese Temperatur erreicht war. Jetzt backen wir bei abfallender Hitze unsere Brote und am Schluss, wenn ihr alle brav seid, auch noch einen schönen Apfelkuchen, den wir dann um Mitternacht heiß mit Vanillesauce essen können.«
    Eiken stürzte die nächsten vier Brote auf den Schieber und bugsierte sie mit Mephistos Hilfe ebenfalls in den Ofen. Als alles untergebracht und der Backraum bis vorne gefüllt war, verschloss Mephisto die gusseiserne Klappe und zog den Handschuh aus. »So«, verkündete er, »und jetzt trinken wir erst einmal etwas.«
    Sie gingen hinaus in den Garten zu den anderen Gästen, die lachend in ein Gespräch vertieft waren.
    »Wann geht es denn los?«, erkundigte sich Tom Brodersen bei Mephisto und war sichtlich enttäuscht, als er hörte, dass die Brote bereits im Ofen waren. »Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben? Du weißt doch, wie sehr ich mich für diese alten Geräte interessiere.«
    »Dann hättest du ja auch mal mithelfen können«, schimpfte Mephisto. »Wer sich für die Arbeit zu fein ist, muss auch nicht am Genuss beteiligt werden.«
    »Jetzt wirft er mich raus, bevor es angefangen hat«, beschwerte sich Tom. »Komm, Elke, wir gehen!«
    »Du gehst«, berichtigte seine Frau ihn. »Mich hat er nicht rausgeworfen.«
    »Da siehst du es, Lena, niemand liebt mich«, jammerte Tom.
    In diesem Moment trat eine Frau aus dem Hausflur in den Garten, die sofort alle Blicke auf sich zog und durch ihr bloßes Erscheinen dafür sorgte, dass alle still waren. Sie war etwa fünfzig bis fünfundfünfzig Jahre alt, etwas füllig, aber nicht korpulent, mit langen, schwarzen Haaren, die hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Sie trug ein wallendes, weißes Baumwollkleid mit rustikalen weißen Spitzen. Trotz ihres nicht gerade jugendlichen Alters

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