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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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strahlte sie Frische, Kraft und Energie aus und schien regelrecht von innen heraus zu strahlen. Ihre leicht osteuropäischen und sehr sanften Gesichtszüge standen in einem interessanten Gegensatz zu ihrer sonst etwas derb rustikalen Erscheinung. Insgesamt war ihr Erscheinen eher ein Auftritt.
    »Liebe Freunde«, hob Mephisto nun mit einem Tremolo in der Stimme an, das niemand ihm zugetraut hätte, »ich habe euch ja bereits angekündigt, dass ich euch heute zwei Sensationen zu bieten habe. Der Backofen ist dabei nur die zweite, die erste ist Diana, die neue Frau an meiner Seite.« Er eilte zu ihr hinüber, küsste sie auf die Wange, was sie mit einem liebevollen Lächeln quittierte, und führte sie an der Hand in den Kreis seiner Gäste.
    »Diana ist mir sozusagen zugeflogen«, erklärte Mephisto. »Ich saß an einem schönen Frühsommermorgen allein an diesem Tisch in der Sonne vor einem kärglichen Frühstück, wie es meinem ganzen Lebensstil bis dato entsprach, und harrte der Ungewissheit des Tages mit all seinen Mühen und Plagen, da stand sie plötzlich vor mir – mitten in der knospenden Pracht meiner Obstbäume – und erhellte die Schatten meines Lebens.«
    Diana lächelte, unterbrach sein schwelgendes Pathos jedoch nicht. Dann nahm sie zwischen den Freunden Platz und beantwortete ruhig und bescheiden die Fragen, die zuerst vorsichtig, dann aber immer zahlreicher gestellt wurden, weil alle sie kennenlernen wollten. Dabei rollte sie das R nach osteuropäischer Art, was in einem interessanten Gegensatz zu ihrem sonst sehr feinen und perfekten Sprachgebrauch stand. Nur der Frage, woher sie eigentlich gekommen sei und was sie gemacht habe, bevor Mephisto sie getroffen habe, wich sie geschickt aus. Mephisto füllte unterdessen die Bierkrüge auf und huschte gelegentlich zum Backofen, um nach den Broten zu sehen, damit sie nicht verbrannten.

    Irgendwann griff Lena ihr Bierglas und gab Leander und Dieter Bennings ein Zeichen, ihr zu folgen. Sie schlenderten durch den Garten, der auf einer Seite an die Wiesen und Felder grenzte, deren schwacher Abfall deutlich zeigte, wo der besiedelte Geestrücken endete und die landwirtschaftlich genutzte Marsch anfing.
    »Lasst uns kurz die Informationen austauschen, die unsere Besuche heute ergeben haben«, begann Lena und ging auch gleich in Vorleistung. »Dieter und ich waren bei Melf Albertsen in der Praxis in Utersum. Er hat kein Alibi für den Tatzeitpunkt, und wir sind uns nicht einig, ob er weiterhin einer unserer Hauptverdächtigen ist.«
    Sie berichtete, unterstützt von Dieter Bennings’ Ergänzungen, was das Gespräch mit Albertsen ergeben hatte. Dabei erwähnte sie die eingeworfenen Praxisfenster und die angeblichen Drohbriefe, verschwieg aber auch ihre Zweifel an Albertsens Darstellung nicht.
    »Merkwürdig, dass er die Briefe nicht wenigstens aufbewahrt hat«, wandte Leander ein.
    »Ich hatte den Eindruck, dass Melf Albertsen so etwas wie ein Gutmensch ist, der eigentlich keinen Streit haben will«, versuchte Dieter Bennings eine Erklärung. »Überzeugend fand ich jedenfalls seine Einschätzung, dass Rickmers’ Tod eher eine Verschlechterung der Lage für ihn und seinen Verein darstellt. Außerdem ist mir selbst auch dieser Paulsen nicht geheuer. Der Mann ist mir einfach zu ehrgeizig und kennt bestimmt keine Freunde, wenn es um seinen eigenen Vorteil geht.«
    »Was ist mit Günter Wiese?«, fragte Lena. »Konntest du etwas über ihn und seinen Verein herausfinden?«
    Nun berichtete Leander von seiner Tour über die Insel und versuchte dabei, die Zusammenhänge möglichst genau wiederzugeben, die Wiese ihm erklärt hatte.
    »Glaubst du wirklich, dass erwachsene Menschen abends über die Wirtschaftswege fahren und Informationstafeln zerstören?«, zweifelte Lena, als er seinen Bericht beendet hatte.
    »Ja, das glaube ich, so kindisch scheinen die Streitereien mittlerweile zu sein. Auch die Umstände im Zusammenhang mit seinem Naturerlebnishof finde ich ausgesprochen fragwürdig. Wiese macht auf mich den Eindruck eines hochprofessionellen Naturschützers, der sich der Technik zu bedienen weiß. Außerdem scheint sein Verein ja auch sehr erfolgreich zu sein, sonst würde er nicht diese Widerstände provozieren. Wir sollten noch einmal mit Tom darüber reden. Der kann uns sicher Näheres über die Vorfälle damals erzählen, schließlich ist er als Stadtrat näher am Geschehen als jeder andere hier.«
    »Traust du Wiese einen Mord zu?«, fragte Dieter

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