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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Elke Brodersen, die unbemerkt hinzugetreten war, und legte ihrem Mann den Arm um die Hüften. »Das Brot ist gleich fertig. Das interessiert euch doch bestimmt auch.«
    Sie folgten Elke zum Backhaus, wo Mephisto bereits die Ofenklappe geöffnet hatte und nun ein Brot nach dem anderen mit einem Brotschieber aus dem Backraum zog und auf der Holzplatte unter dem Fenster ablegte. Die Laibe dufteten würzig nach Steinofen und sahen mit ihrer knusprig braunen Kruste einfach köstlich aus.
    »Jetzt müssen sie nur etwas abkühlen, bevor wir sie anschneiden können«, erklärte Mephisto, dessen Gesicht glühte und dessen kleine Augen vor Stolz funkelten.
    Eiken betrat mit zwei Schüsseln das Backhaus. »Hat jemand Lust auf Flammkuchen, bis das Brot ausgekühlt ist?«, fragte sie und stellte die Schüsseln ab, während von allen Seiten eifrige Zustimmung kam.
    Sie nahm mit einem Teigschaber aus der einen Schüssel etwas Teig, griff nach einem Nudelholz, das auf dem Regal neben dem Bachofen lag, und rollte den Teig dünn aus. Dann nahm sie aus der zweiten Schüssel einen Löffel mit Quark, strich ihn über den ausgerollten Fladen, streute Salz darüber und schob das Ganze mit dem Brotschieber in den Backofen, um den Flammkuchen kurz darauf braungebrannt wieder herauszuziehen und auf die Holzplatte zu schieben. So ging es nun in schnellem Wechsel, bis der Teig aufgebraucht war. Jeder nahm sich einen Flammkuchen, rollte ihn zusammen und ging damit hinaus in den Garten.
    »Wenn das keine Lebensart ist!«, stellte Mephisto fest.
    »Man muss sich nur die übrige Ackerei wegdenken, dann hatten unsere Vorfahren ein geradezu romantisches Leben – so mit selbst gebackenem Brot, Milch und Käse von eigenen Kühen, Fleisch und Wurst von eigenen Schweinen, Eiern von eigenen Hühnern …«, machte sich Tom Brodersen über Mephisto lustig und schlug ihm kräftig auf die Schulter, während Mephistos Gäste ihre Käse- und Schinkenbrote genossen.
    »Man wird ja wohl noch genießen dürfen«, beschwerte sich dieser über die Belehrung, während Mephistos Gäste ihre Käse- und Schinkenbrote genossen.
    »Wer hat eigentlich den ganzen Teig für die Brote geknetet?«, erkundigte sich Lena.
    »Das war Diana. Von ihr stammen auch die Rezepte«, antwortete Eiken. »Ich finde es toll, wenn man diese alten Fertigkeiten wiederbelebt.«
    »Zu Hause haben wir früher immer Brot in einem Steinofen gebacken«, erzählte Diana. »Ich habe das von meiner Großmutter gelernt.«
    »Schade, dass diese alten Fertigkeiten inzwischen schon fast verlorengegangen sind«, sagte Tom. »Früher hat doch niemand Brot in der Bäckerei gekauft. Da haben alle selber gebacken. Heute gibt es nur noch diesen Einheitskram. Das Brot schmeckt doch in fast jeder Bäckerei gleich, weil die auch nur noch Backmischungen verwenden und diese ganzen Triebmittel, damit der Teig luftig wird und immer gleichmäßig aufgeht. Wisst ihr eigentlich, woraus das Triebmittel in Brötchen bis vor Kurzem noch gemacht wurde? Nein? Aus asiatischem Frauenhaar – ehrlich, das stimmt. Wenn man das weiß, vergeht einem doch der Appetit. Was hat das noch mit dem eigentlich so natürlichen Grundnahrungsmittel zu tun, das Brot einmal war?«
    Sie aßen die Flammkuchen auf, tranken frisch gezapftes Bier dazu und ergingen sich in romantischen Betrachtungen im Sinne von zurück zur Natur . Aber im Grunde waren sich alle einig, dass sie auch die moderne Bequemlichkeit sehr zu schätzen wussten und nicht gegen die harte Knochenarbeit alter Zeiten eintauschen wollten.
    Schließlich holten die Frauen Platten mit Schinken und Käse aus der Küche, während die Männer das Brot an den Tisch trugen und sich mit dem Brotmesser abwechselten, um es aufzuschneiden. So knusprig es außen war, so locker und blasig war es innen.

    Über der Marsch färbte sich der Himmel langsam in ein warmes Honiggelb, um dann immer mehr in Orange überzuwechseln.
    »Das ist ein ungewöhnlich schöner Sommer dieses Jahr«, sagte Elke Brodersen und blickte versonnen in das Farbspiel am Horizont. »So ein lang anhaltendes stabiles Hoch hatten wir schon lange nicht mehr.«
    »Angesichts der Tatsache, dass die Stadt Wyk ihr hundertjähriges Bestehen feiert, ist das aber auch nur angemessen«, fand Eiken. »Morgen geht es mit dem Hafenfest und der Einweihung des Leuchtfeuers am Sandwall los. Und morgen Abend dürfen wir dann ein Höhenfeuerwerk erleben: Föhr on fire .«
    »Dann schlägt wieder Ture Jacobsens große Stunde, wenn er eine Rede

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