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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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halten kann«, spottete Tom. »Es sollen sogar Einsatzfähren vom Festland kommen, um die Menschenmassen abwickeln zu können, die er erwartet.«
    »Grund genug, die Stadt morgen zu meiden«, kündigte Leander an, hatte dabei aber die Rechnung ohne Lena gemacht.
    »So weit kommt das noch!«, protestierte sie. »Da ist hier endlich mal was los, und du willst womöglich in eines der Dörfer radeln, wo es morgen noch stiller sein wird als ohnehin schon immer. Wir gehen zum Hafenfest, das ist ja wohl klar.«
    »Wenn du Asyl brauchst, bist du jederzeit willkommen«, bot Mephisto Leander an.
    »Dann sitzt er aber alleine hier im Garten«, beschied Diana ihm. »Denn du und ich, wir werden auch beim Hafenfest sein.«
    »Prima«, verkündete Elke, »dann treffen wir uns da ja alle wieder.«
    »Und ich stoße zu euch, dann spielen wir einen gepflegten Skat«, freute sich Tom.
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, erklärte Elke. »Als Ratsherr bist du der Stadt verpflichtet. Sei froh, dass ich deine gesellschaftlichen Aktivitäten unterstütze und klaglos mit dir komme.«
    Götz Hindelang lachte schadenfroh. »Manchmal ist es ganz gut, als einsamer Wolf sein Leben zu fristen«, meinte er. »Wenigstens wird man dann nicht Opfer dieser offenbar groß angelegten weiblichen Verschwörung.«
    »Also«, mischte sich nun Eiken ein. »Ich schlage vor, wir treffen uns um zehn Uhr am Hafen. Wer zuerst da ist, belegt einen Tisch für uns alle. Sag mal, Mephisto, ist das Fass eigentlich schon leer, oder rückst du nur nichts mehr raus?«
    »Leere Fässer kommen zwar gelegentlich vor, sind aber nur ein kleines Übergangsproblem. Tom, wenn du so freundlich wärst? Im Schuppen neben dem Backhaus steht noch ein Fässchen.«
    Tom erhob sich und schlenderte durch den Garten hinüber zum Schuppen, um für den Nachschub zu sorgen. Mephisto blickte ihm nach, legte plötzlich seine Stirn in Falten und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Dann ließ er den Blick zurückwandern und richtete ihn für einen Moment nach innen. Wenn Mephisto so war, hatte das in der Regel nichts Gutes zu bedeuten, dann brütete er etwas aus, das wussten sie inzwischen aus Erfahrung.
    »Heureka!«, rief Mephisto plötzlich und richtete seine Augen nun gen Himmel.
    »Oh, nein!«, stöhnte Götz Hindelang und hob seine gefalteten Hände in dieselbe Richtung. »Bitte nicht!«
    »Potzblitz!«, rief Mephisto nun und breitete die Arme aus wie der Papst beim Ostergebet, während sein Blick langsam wieder nach außen wanderte und seine Gäste nacheinander triumphierend abscannte.
    »Liebe Freunde«, hob er nun an und bestätigte damit bereits im Ansatz die schlimmsten Befürchtungen, die in den letzten Sekunden durch die Köpfe gewandert waren. »Ich weiß doch, dass ihr alle im Reich der Geistesblitze und Geniestreiche weit weniger zu Hause seid als ich. Umso dankbarer dürft ihr sein, dass ich euch gelegentlich daran teilhaben lasse und euch ein paar Brosamen vorwerfe, wie zum Beispiel jetzt, in der Geburtsstunde einer der bedeutendsten und bahnbrechendsten Ideen, die ich in meinem Leben gehabt habe. Wer hätte gedacht, dass dieser Abend, der angesichts der bescheidenen Gäste, die ich geladen habe, nur von geringer geistiger Anforderung für mich zu sein drohte, eine derart epochale Wendung nehmen würde? Selbst ich, der ich bisweilen über seherische Fähigkeiten verfüge, habe Derartiges nicht vorauszusehen vermocht.«
    »Womit haben wir das nur verdient?«, jammerte Tom.
    »Das kann ich dir sagen, lieber Tom«, antwortete Mephisto unvermittelt. »Mit nichts, mit absolut gar nichts. Betrachte es als Beweis meiner grenzenlosen Güte und Selbstlosigkeit, dass ich euch an der geistigen Gründung meines Bauerncafés teilhaben lasse.«
    »Bauerncafé?«, echote Eiken. »Du willst ein Bauercafé eröffnen? Davon verstehst du doch gar nichts.«
    »Das ist vielleicht ein Grund, aber noch längst kein Hindernis«, beschied Mephisto. »Habe ich von der Gründung einer Kneipe etwas verstanden? Nein, aber ich trinke gern ein Gläschen, das reicht. Und genauso ist es mit meiner neuen Idee: Ich werde diesen Garten so lassen, wie er ist, nur ein paar Bänke und Tische werde ich unter die Obstbäume stellen. Und dann serviere ich nachmittags frisch gebackenen Kuchen und abends frisch gebackenes Brot aus dem Steinbackofen. Und dazu gibt es Bier, frisches selbst gebrautes Bier!« Er blickte in die Runde wie Cäsar bei seinem Triumphzug durch Rom nach der Rückkehr aus dem

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