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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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wechselte er sie von den Oberschenkeln auf den Tisch und verschränkte sie gleich darauf vor der Brust.
    Lena bekam regelrecht Mitleid mit dem Arzt. »Sie nehmen die Drohung also ernst.« Sie blickte Dieter Bennings an, dessen Mimik nun ebenfalls Anteilnahme ausdrückte.
    »Würden Sie das nicht ernst nehmen?«
    »Ich verspreche Ihnen, dass wir uns darum kümmern«, vermied Lena eine direkte Antwort. »Jetzt wird Herr Hinrichs erst einmal die Anzeige aufnehmen. Und dann versuchen Sie, nicht an das Schlimmste zu denken. Ich rechne nicht damit, dass Ihnen wirklich jemand ans Leben will, denn sonst wäre schon längst etwas in der Richtung passiert. Bisher waren es doch alles nur dumme Drohbriefe.«
    Sie stand auf und ging zurück in die Wachstube, wo nur noch Dennis Groth vor seinem PC-Bildschirm saß.
    »Der Chef ist mit Jens Olufs auf Streife«, erklärte er vorauseilend. »Das Hafenfest fängt gleich an.«
    »Gut, Herr Groth, dann nehmen Sie bitte die Anzeige von Herrn Albertsen auf. Und seien Sie bitte absolut genau und gründlich, Herr Bennings und ich nehmen die Angelegenheit sehr ernst.«
    »Ich bin immer gründlich, Frau Hauptkommissarin«, stellte er klar, machte dabei aber keinen beleidigten Eindruck.
    Lena nickte Melf Albertsen zu. »Kommen Sie demnächst direkt zu Herrn Bennings oder mir«, sagte sie und reichte Albertsen zum Abschied die Hand.
    Dann ging sie zurück zu Dieter Bennings und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. »Was hältst du von der Sache?«
    »Du kennst meine Meinung zu Dr. Albertsen. Daran ändert auch dieser Drohbrief nichts. Wir können nichts weiter machen, als ihn zur KTU zu schicken. Falls Albertsen ihn nicht selbst geschrieben hat, war es bestimmt nur irgendein Dorfdepp, der sich wichtig machen will. Ich finde es jedenfalls merkwürdig, dass ausgerechnet einen Tag, nachdem wir Albertsen aufgefordert haben, uns die ominösen Drohbriefe als Beweis vorzulegen, ein neuer in sein Haus flattert.«
    »Für so blöd, dass Albertsen nicht selbst auf solche unglaubwürdigen Zusammenhänge stößt, halte ich ihn nicht«, widersprach Lena. »Ich hoffe nur, dass du mit deiner Einschätzung recht hast und es wirklich keine akute Gefahr für das Leben des Doktors gibt. Jedenfalls werde ich unserem Kollegen Hinrichs noch einmal auf die Füße treten. Das darf ja wohl nicht wahr sein, dass der sich weigert, eine Anzeige aufzunehmen, nur weil er den Mann nicht leiden kann.«
    »Den Hinrichs überlass mal mir. Das ist so ein Typ, der nimmt nur andere Männer ernst. Von einer Frau lässt der sich nichts sagen.«
    »Na gut, wenn du meinst«, antwortete Lena widerwillig, denn ein solches Machotum, das gerade in ihrer Berufsgruppe nicht selten vorkam, hasste sie derart, dass sie es gewöhnlich bekämpfte, wo immer sie konnte.
    Andererseits war Hinrichs es nun wirklich nicht wert, sich seinetwegen den Tag verderben zu lassen.

    Heinz Baginski schlenderte durch den Hafen und genoss das bunte Treiben zwischen den Fisch-, Würstchen- und Bierbuden und den überall aufgestellten Tisch- und Bankgruppen. Das war zwar lange nicht so turbulent wie die Cranger Kirmes, aber für dieses verschlafene Fischerdorf war es schon etwas Besonderes.
    Er hatte seine Kamera schussbereit in den Händen und lauerte auf Situationen, die die Atmosphäre besonders gut einfingen. Um neun Uhr dreißig sollten Drachenboote eintreffen, die von Dagebüll aus zu einem Rennen gestartet waren. Das Besondere daran war, dass es sich um Paddelboote handelte, die allein durch Menschenkraft über das Wattenmeer bis in den Innenhafen von Wyk gesteuert wurden.
    Baginski stand in guter Position neben dem Sturmflutpfahl und schaute auf seine Armbanduhr: Neun Uhr vierzig – die Boote hatten Verspätung.
    Vom äußeren Hafenbereich ertönten jetzt laute Anfeuerungsrufe, und er überlegte, ob er seinen Posten hier verlassen und nachsehen sollte, aber diesen Gedanken verwarf er sofort wieder, da er bestimmt nicht noch einmal einen so günstigen Standort ergattern würde.
    »Liebe Gäste«, tönte nun eine Stimme aus den Lautsprechern, »begrüßen Sie mit mir die Drachenboote aus Dagebüll!«
    In diesem Moment tauchten sie im Eingang zum inneren Hafenbecken auf: zwei langgestreckte gelb-schwarze Boote mit jeweils sechzehn Frauen und Männern, die alle die gleichen roten T-Shirts und gelben Rettungswesten trugen, zu zweit nebeneinander saßen und ihre Paddel gleichzeitig ins Wasser stachen. Vorne saß in beiden Booten auf einem erhöhten Sitz,

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