Leander und die Stille der Koje (German Edition)
Gallischen Krieg.
»Selbst gebrautes Bier«, wiederholte Götz Hindelang. »Und wer soll das brauen? Du etwa?«
»Das liegt ja wohl bereits in der Bedeutung des Wortes«, belehrte Mephisto ihn.
»Du kannst doch gar kein Bier brauen«, stellte Tom Brodersen fest.
»Na und? Brot backen konnte ich bis heute auch nicht.«
»Da hat er recht«, stimmte Lena ihm zu.
»Eben!«, verkündete Mephisto und warf ihr einen dankbaren Blick zu. »Nun kann ich es, und ab sofort mache ich mich an das nächste Projekt, das da heißt: Bier brauen. Und das Bauerncafé nenne ich Café Mephisto .«
»Oh, mein Gott«, stöhnte Tom Brodersen und versenkte sein Gesicht hinter seinen Händen.
»Diese Anrede ist zwar im höchsten Maße angemessen«, erklärte Mephisto auf seine überhebliche Art, »aber ich bestehe nicht darauf.« Dann hob er seinen Bierkrug, prostete damit wortlos in die Runde und trank mit selbstzufriedenem Gesichtsausdruck einen langen Schluck.
Diana erhob sich lächelnd und ging hinüber zum Backhaus. Als sie zurückkam, trug sie einen rustikal anmutenden Apfelkuchen auf einem Holzrost vor sich her. Sie stellte ihn auf den Tisch und schaute befriedigt in die Runde.
»So wie es aussieht«, verkündete sie, »ist das der erste Apfelkuchen im Café Mephisto .«
Es war weit nach Mitternacht, als sich Dieter Bennings, Lena und Leander erhoben, um sich auf den Rückweg nach Wyk zu machen. Sie hatten hervorragend gegessen und getrunken und sich angeregt unterhalten, so dass der Abend sehr schön gewesen war. Eiken erinnerte sie noch einmal an die Verabredung zum Hafenfest, dann brachen sie auf.
Die drei radelten auf dem Marschweg zurück. Es war jetzt recht kühl auf den Fahrrädern, so dass sie froh waren, als sie wieder in Wyk ankamen. Mit Dieter Bennings verabredete sich Lena für neun Uhr in der Zentralstation, um zu sehen, ob es Neuigkeiten aus Flensburg gab, und das weitere Vorgehen abzustimmen. Von dort aus wollten sie dann direkt zum Hafenfest gehen und später zu den anderen stoßen. Bennings bog am Rathausplatz zu seinem Hotel ab, während Lena und Leander ihre Räder über den Sandwall und dann durch die Mittelstraße schoben. Überall saßen noch kleine Gruppen von Urlaubern draußen an den Tischen im Schein der Kerzen und unterhielten sich leise.
»So eine Sommernacht ist doch etwas ganz Besonderes«, schwärmte Lena. »Manchmal wünsche ich mir, fernab von allem Gerenne im ewigen Frühling am Mittelmeer oder auf den Kanaren zu leben und jeden Tag das herrliche Wetter genießen zu können.«
»Die Kanaren kann ich dir nicht bieten«, antwortete Leander, schwieg dann aber, als Lena ihn wortlos kopfschüttelnd darum bat.
14
Am Sonntagmorgen überprüfte Dieter Bennings zunächst seine E-Mails in der Hoffnung, Neues aus der Rechtsmedizin zu erfahren, aber es gab aus Flensburg noch keine Nachrichten für ihn. Also tippte er die Anfrage nach Maarten Rickmers’ finanziellen Hintergründen und schickte sie per E-Mail an seinen Kollegen Dernau, damit der sie am Montag gleich vorfand und bearbeitete.
Als Lena die Zentralstation betrat, geriet sie in einen Tumult, der für die kleine Wache allgemein und für einen Sonntag im Besonderen wohl eher unüblich war. Oberkommissar Hinrichs befand sich im Streit mit einem Mann, der mit dem Rücken zu Lena stand.
»Jetzt machen Sie mal halblang«, fuhr Hinrichs ihn an. »Wir haben Besseres zu tun, als uns mit Ihrer Paranoia zu befassen.«
»Was ist denn hier los?« Lena bemühte sich, einen Ton anzuschlagen, der ihre Zuständigkeit gar nicht erst in Frage stellte.
»Ach, so langsam habe ich die Nase voll von diesen Ökospinnern«, erklärte Hinrichs sichtlich verärgert, dass ihm schon wieder jemand in seinen Kompetenzbereich hineinpfuschte. »Ständig müssen wir uns mit ihren Anzeigen herumschlagen, und am Ende ist alles nur heiße Luft.«
»Das verbitte ich mir«, erregte sich der Mann und drehte sich zu Lena um, so dass die ihn als Melf Albertsen identifizieren konnte. »Gut, dass Sie kommen. Der Provinz-Sherlock-Holmes hier ist offensichtlich nicht einmal in der Lage, eine Anzeige aufzunehmen. Jedenfalls hoffe ich das für ihn, denn sonst müsste ich eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen, weil er sich schlicht weigert, seinen Job zu machen, für den wir Steuerzahler ihn bezahlen.«
»Ich gebe Ihnen gleich Provinz-Sherlock-Holmes«, erhob Hinrichs nun drohend seine Stimme und lief im Gesicht rot an. »Passen Sie auf, dass ich Ihnen nicht eine Anzeige
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