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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Ruhe, und gerade deren Unterstützung brauchte er, wenn er nach Rickmers’ Tod zum Hegeringleiter in der Kreisjägerschaft aufsteigen wollte. Paulsen verfluchte sich selbst für seine große Schnauze. Warum nur hatte er bei den beiden Deppen derartige Rendite-Erwartungen geweckt, nur um an ihre paar Kröten zu kommen? Und dann auch noch Maarten Rickmers, der ihm allmählich die Hölle heißmachte. Dabei hatte der ihm sein Geld geradezu aufgedrängt, weil er es nicht unter seinem eigenen Namen anlegen wollte. Und Paulsen hatte auch nicht lange gefragt; eine derart ansprechende Summe, die noch dazu nach einem Verlust kaum gerichtlich zurückgefordert werden konnte, lehnte man nicht ab, schon gar nicht, wenn man dermaßen in der Scheiße steckte wie Paulsen.
    Erst heute Mittag hatte der arrogante Schnösel wieder in Paulsens Büro gestanden und getobt. Eine Solarfirma nach der anderen machte pleite, und die Offshore-Fritzen aus der Windbranche kamen auch nicht in die Pötte. Genau in den Bereichen steckte aber Maartens Geld. Nur, was sollte Paulsen da machen? Er konnte sich die Kohle nicht aus den Rippen schneiden. Außerdem war er in diesem Fall ausnahmsweise mal völlig unschuldig in die Bredouille geraten. Wer hatte denn damit rechnen können, dass ausgerechnet die schwarz-gelbe Bundesregierung – seine Regierung! – ihm den Boden unter den Füßen wegziehen würde, indem sie aus dem Atomkonsens ausstieg, ohne den Bundesrat zu beteiligen? Paulsen hatte damit gerechnet, dass die rot-grünen Idioten das Schlimmste verhindern würden, aber die waren ja nun nicht einmal gefragt worden. Und dass dann auch noch die Solarförderung gekürzt wurde, war der Supergau für den Anlageberater gewesen, der zwar von dem ganzen Ökokram nichts hielt, aber dennoch ja ruhig sein Geld damit verdienen konnte, indem er die Kohle seiner Anleger in regenerative Energien steckte. Wenn er wenigstens Wind von der Mehrwertsteuersenkung für Hotelübernachtungen bekommen hätte, dann hätte er das Geld auf Mövenpick umgeschichtet. Wer sollte denn den Schwachsinn auch vorhersehen und vor allem, dass die Kanzlerin das auch noch mitmachte? Niemals hätte er sie für so dämlich gehalten. Das hatte er nun davon, man sollte halt Politiker in keiner Weise unterschätzen.
    Jetzt hatte Paulsen nur noch ein Eisen im Feuer: Carbon-Aktien. Die würden bestimmt bald durch die Decke gehen, schließlich war Carbon im Karosseriebau der Stoff der Zukunft, und die Automobilbranche boomte dank der Abwrackprämie – wieder so ein Subventionsinstrument, mit dessen durchschlagender Wirkung Paulsen im Leben nicht gerechnet hätte. Das hatte auch Maarten Rickmers kurzfristig beeindruckt, und Ottensen und Frerich würde er mit Pöstchen in der Jägerschaft ködern, dann hielten die auch noch still.
    Wenn er wenigstens die Bullen vom Hals hätte. Die störten seine geschäftlichen Kreise gerade enorm, ganz zu schweigen von denen in der Jägerschaft. Bestimmt waren Ottensen und Frerich auf hundertachtzig wegen der Waffenbeschlagnahme vorhin. Den beiden Sheriffs hatte er einen schönen Streich gespielt, bis hin zum Finale bei der Durchsuchung seines Autos: Auf den doppelten Boden des Kofferraums waren die Deppen nicht gekommen. Gut, dass sich von denen keiner ein modernes Auto leisten konnte. Er war doch nicht so blöd, ihnen die Waffe auszuhändigen, mit der sie ihn am Hintern hätten. Mist, warum hatte er sich auch nicht beherrschen können, als er diesen bekloppten Wiese vor sich gehabt hatte? Aber auf so einen Moment hatte er halt schon lange gewartet. Paulsen grinste, als er die Bilder noch einmal an sich vorbeiziehen ließ.
    Dann seufzte er und schaltete den Monitor aus. Am besten fuhr er gleich noch einmal in den Oldsumer Krug und beruhigte die beiden Schwachköpfe, bevor sie noch irgendeine Dummheit machten. Wenigstens sein Fußvolk sollte man unter Kontrolle haben. Seine Frau war ohnehin nicht zu Hause, sie hatte wieder einmal eine ihrer Kirchensitzungen, Presbyter oder so’n Mist, er kannte sich da nicht so aus. Also konnte er auch selber gut noch ein Gläschen trinken gehen.
    Paulsen knipste das Licht im Büro aus, griff im Flur nach dem Autoschlüssel und öffnete die Haustür. Draußen begann es bereits zu dämmern, aber es war noch unheimlich schwül. Bestimmt würde es in den nächsten Tagen ein Gewitter geben. Er drehte sich um, zog die Haustür hinter sich zu und wollte gerade den Schlüssel im Schloss umdrehen, als er den Knall hörte und fast im

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