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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Mordanschlag.
    »Warum gerade ich?«, fragte Albertsen mit zittriger Stimme. »Wer hasst mich denn so sehr, dass er mich töten will? – Das muss mit Elmeere zu tun haben! Wegen meiner Arbeit in diesem Verein wird meine Praxis boykottiert. Dann diese Drohbriefe und Morddrohungen. Verstehen Sie jetzt? Man will uns töten. Schließlich liegt auch Günter im Krankenhaus, weil Paulsen auf ihn geschossen hat!«
    Auch Lena sah jetzt den Zusammenhang klar vor sich. Die Attentate auf Wiese und Albertsen konnten Racheakte sein, weil jemand glaubte, einer von ihnen hätte Nahmen Rickmers getötet. Oder der Täter nutzte nur die Gelegenheit, reinen Tisch zu machen, jetzt, da ihm Rickmers nicht mehr im Wege stand. Man wollte Wiese und Albertsen stoppen, wollte den Erfolg ihrer Arbeit zunichte machen, sie von der Insel vertreiben und nahm letztlich sogar ihren Tod billigend in Kauf. Wenn sie das nur beweisen könnte!

    Während Paul Woyke den Golf Variant zur Zentralstation fuhr, um ihn dort weiter zu untersuchen, ließ sich Melf Albertsen von Lena am Krankenhaus in Wyk absetzen. Er wollte trotz seines eigenen Zustandes seinen Freund Günter Wiese besuchen, ihm berichten, dass am Hof alles in Ordnung war, und ihm natürlich auch von dem Anschlag erzählen.
    Anna Wiese war gerade bei ihrem Mann und führte mit ihm eine heftige Diskussion über Sinn und Unsinn einer Entlassung aus dem Krankenhaus auf eigene Verantwortung.
    »Ich muss mich um den Verein kümmern«, zeigte sich Günter Wiese uneinsichtig. »Wer weiß, was draußen auf dem Hof los ist, während ich hier liege!«
    »Gar nichts ist da los«, beruhigte Melf Albertsen ihn und zog sich einen Stuhl heran. »Ich war vorhin da. Es ist alles in Ordnung. Auch an den Flächen ist nichts Neues passiert, soweit ich das sehen konnte.«
    »Wie siehst du denn aus?!«, erkundigte sich Anna Wiese erstaunt und fixierte das blasse Gesicht des Arztes.
    »Ach, hör auf. Ich bin froh, dass ich jetzt nicht neben Günter liege.« Er erzählte in groben Zügen, was sich zugetragen hatte.
    »Da siehst du’s!«, tobte Günter Wiese und richtete sich in seinem Bett auf. »Diese Schweine schrecken vor nichts zurück. Es ist genau, wie ich immer gesagt habe: Für diese Menschen zählt die Natur nicht, also zählt für die auch kein Menschenleben! Das war jetzt schon der zweite Mordanschlag. Wann unternimmt die Polizei endlich etwas?«
    »Mordanschlag?«, drang eine Stimme von der Tür herüber, und als sie sich umwandten, sahen sie den Lokalreporter Bertolt Brüning dort stehen, der so leise hereingekommen sein musste, dass ihn bisher niemand bemerkt hatte. »Was denn für ein Mordanschlag?«
    »Ihr Schmeißfliegen riecht doch immer sofort, wenn einer irgendwo einen Haufen gemacht hat«, zischte Anna Wiese. »Verzieh dich, Brüning, hier gibt es für dich nichts zu holen.«
    »Warum denn so abweisend, werte Anna?«, entgegnete der ungerührt. »Kann es sein, dass dir eine Laus über die Leber gelaufen ist?«
    »Laus trifft die Sache«, antwortete die und drehte sich von ihm weg.
    »Also, Günter, von was für einem Mordanschlag hast du gerade gesprochen?«
    Günter Wiese blickte Anna zögernd an. Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Du weißt, was ich von dem halte und wie er sonst mit uns umgeht. Hast du von dem schon einmal einen positiven Artikel über deine Arbeit gelesen? Oder über unsere Arbeit der Grünen im Rat?«
    »Du darfst das nicht persönlich nehmen«, wandte Bertolt Brüning ein und machte eine bedauernde Geste mit beiden Armen. »Du kennst doch die Machtverhältnisse hier auf der Insel. Aber jetzt kann ich vielleicht etwas für euch tun. Schließlich hat es doch wohl irgendjemand auf euch abgesehen, oder? Das ist eure Chance, Günter. Oder glaubst du wirklich, dass die Polizei die Fälle aufklärt? Die tappen doch völlig im Dunkeln.«
    »Warum sollten wir ausgerechnet dir vertrauen?«, schaltete sich nun auch Melf Albertsen ein.
    »Ich erreiche eine Menge Leute auf der Insel mit meiner Zeitung. Wenn ich schreibe, wie übel euch mitgespielt wird, habt ihr jedenfalls nicht weniger Sympathie auf eurer Seite als vorher. Also, was habt ihr zu verlieren? Oder wollt ihr euch persönlich rächen?«
    »Quatsch«, fauchte Anna Wiese und funkelte ihn gefährlich an. »Schreib bloß nicht so einen Scheiß, das rate ich dir.«
    »Ich kann eure Sicht der Dinge nur darstellen, wenn ihr sie mir erzählt. Aber eines ist klar: Schreiben muss ich etwas. Morgen wird ein Artikel über die Sache in

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