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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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richtige Frage lautet: Was haben Sie verändert? Antworten Sie selbst und zwar ausführlich, oder sollen wir das für Sie machen?«
    Polizeioberkommissar Hinrichs schwieg, sackte aber merklich in sich zusammen und stand nun wie ein Häufchen Elend vor den beiden Kollegen.
    »Gut, Herr Hinrichs, wie Sie wollen«, fuhr Lena unbeeindruckt und betont mitleidlos fort. »Der Zeuge Baginski hat die Leiche auf dem Bauch liegend und mit heruntergelassener Hose vorgefunden. Der Kollege Olufs bestätigt, dass das auch bei Ihrem Eintreffen noch so war. Nachdem Sie mit der Leiche alleine gewesen sind, lag sie auf dem Rücken, und die Hose war wieder an ihrem Platz. Die Fotos belegen das. Selbst Sie, Herr Hinrichs, können so weit kombinieren, dass Sie als Einziger für die Veränderungen an der Leiche in Frage kommen.«
    Schweigen.
    »Wollen Sie sich dazu nicht äußern, Herr Hinrichs?«
    »Verdammt noch mal«, brüllte der Oberkommissar plötzlich los. »Sie kommen hierher auf meine Insel, haben von Tuten und Blasen keine Ahnung und wollen mir Vorhaltungen machen, wenn ich den sozialen Zusammenhalt im Blick habe. Ich habe Ihnen mehr als einmal erklärt, wer Nahmen Rickmers war und welche Stellung seine Familie auf der Insel einnimmt. Aber das interessiert Sie ja alles nicht. Was glauben Sie wohl, was passiert wäre, wenn in der Zeitung gestanden hätte, dass der bekannte Vorsitzende des Hegerings Föhr, Geschäftsführer der noch bekannteren alteingesessenen Fleischereikette Bendicks, mit heruntergelassener Hose in der Vogelkoje tot aufgefunden wurde? Machen Sie sich überhaupt ein Bild davon, was das für seine Ehefrau und Inhaberin der Geschäfte bedeutet hätte? Hilke Rickmers ist eine hoch angesehene Frau. Wem hätte es denn genützt, wenn die schmuddelige Tatsache, dass ihr Mann sie betrogen hat, bekannt geworden wäre?« Er holte einmal tief Luft und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ihnen kann es ja egal sein, wenn hier alles den Bach runtergeht. Sie sind ja bald wieder weg. Aber das ist meine Insel hier, ich bin zuständig für die Ordnung, verdammt noch mal. Und solange ich es verhindern kann, gibt es hier keine schmutzige Schlammschlacht.«
    »Sie waren zuständig, Herr Hinrichs«, korrigierte Dieter Bennings ungerührt und ergänzte angesichts des fragenden Blicks des Oberkommissars: »Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass Sie mit Ihren Verfehlungen durchkommen. Ich werde direkt im Anschluss an dieses Gespräch Ihre vorgesetzte Dienststelle und das Innenministerium darüber informieren. Sie sind ab sofort vom Dienst suspendiert, und an Ihrer Stelle würde ich mir auch keine Hoffnung darauf machen, dass Sie je wieder eine Dienststelle leiten werden. Machen Sie sich auf ein Strafverfahren und auf ein Disziplinarverfahren gefasst. Sie können froh sein, wenn man Sie nicht ganz aus dem Polizeidienst entfernt. Dann können Sie demnächst für eine Sicherheitsfirma als Nachtwächter im Gewerbegebiet für den sozialen Zusammenhalt auf der Insel sorgen.«
    »Strafverfahren?«, stammelte Hinrichs und machte damit deutlich, dass alles, was Bennings nach diesem Signalwort gesagt hatte, gar nicht im Hirn des Oberkommissars angekommen war.
    »Sagen Sie mal, sind Sie tatsächlich so blöd? Sie haben Beweismittel gefälscht und die Ermittlungen in entscheidenden Teilen behindert. Vor dem Hintergrund gerät auch Ihre Entscheidung, die Leiche abtransportieren zu lassen, in ein vollkommen neues Licht. Bis jetzt konnten Sie noch als unfähig durchgehen, was ja schon schlimm genug wäre. Ab sofort ist klar, dass Sie vorsätzlich gegen die Dienstvorschriften verstoßen haben.«
    »Aber meine Dienststelle«, wandte Hinrichs ein, zu dessen Gehirn die ganze Tragweite der Botschaft offensichtlich immer noch nicht durchgedrungen war.
    »Das hier war mal Ihre Dienststelle. Ab sofort wird Herr Olufs kommissarisch einspringen, bis jemand Neues gefunden ist.«
    »Gibt es sonst noch etwas, das Sie uns beichten müssen?«, fragte Lena. »Denken Sie daran, dass alles, was Sie von sich aus zugeben, mildernde Umstände ergibt. Wenn wir Ihnen etwas nachweisen, kommt das nur erschwerend ohne Rabatt auf Ihr Konto.«
    Oberkommissar Torben Hinrichs machte einen Moment lang den Eindruck, als wolle er nun eine vollständige Beichte ablegen, aber dann veränderte sich sein Gesicht zu einer verschlossenen Fratze. Er drehte sich um und verließ wortlos das Büro.
    Lena folgte ihm und rief Hauptmeister Jens Olufs zu sich. Sie unterrichtete ihn

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