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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Baginski blickte Dieter Bennings verständnislos an, und auch Lena wusste nicht, worauf ihr Kollege hinauswollte.
    »Ich meine«, schob er deshalb erklärend nach, »wenn Sie die beiden Bilder in Ihrer Erinnerung vergleichen, den toten Herrn Rickmers in der Vogelkoje und den erhängten Dr. Albertsen, stellen Sie dann Parallelen fest, die vielleicht auf denselben Täter hindeuten könnten?«
    »Ich denke, diesmal war es Selbstmord«, wunderte sich Heinz Baginski erneut.
    »Nur mal angenommen, es wäre keiner. Was fällt Ihnen dann ein?«
    Heinz Baginski ließ die Bilder aus der Vogelkoje und aus der Scheune noch einmal vor seinem geistigen Auge ablaufen, wobei ihm sein Fotografenblick hilfreich war.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Der Tote in der Vogelkoje lag erschlagen am Boden. Ich habe mich noch gefragt, warum er die Hose runtergezogen hatte, aber sonst war da nichts. Und Dr. Albertsen hing ganz normal da. Ich meine, nicht dass Sie jetzt glauben, ich fände immerzu Tote, also, für einen, der sich erhängt, war das wohl ganz normal – glaube ich jedenfalls.«
    »Was war das mit der Hose?«, fragte Lena nach.
    »Welche Hose?«
    »Die von Nahmen Rickmers, dem Toten in der Vogelkoje. Sie sagten, seine Hose wäre heruntergezogen gewesen.«
    »Naja, runtergezogen eben. Der Mann lag mit blankem Hintern auf dem Boden, wenn Sie das besser verstehen.«
    »Auf dem Bauch?«, wunderte sich Lena.
    Heinz Baginski nickte. Lena und Dieter Bennings sahen sich erstaunt an. Dann griff Lena zu ihrem Handy, ignorierte das Telefonverbot, das für Handys in allen Kliniken herrschte, und rief in der Zentralstation an.
    »Herr Olufs? Lena Gesthuysen hier. Gehen Sie doch bitte in mein Büro und entnehmen Sie der Akte Rickmers die Tatortfotos. Bringen Sie sie mir bitte sofort ins Krankenhaus. Zimmer 317. … Ja, sofort, je schneller, desto besser. Und, Herr Olufs, alle Fotos!« Sie legte auf und nickte Dieter Bennings zu.
    »Noch mal zurück zu den Minuten, bevor Sie den Toten im Wärterhäuschen gefunden haben«, forderte sie Heinz Baginski auf. »Wie viele Leute sind da an Ihnen vorbeigerannt?«
    »Ich glaube, zwei.«
    »Glauben Sie das nur, oder wissen Sie das?«
    »Mann, ich glaube, das zu wissen«, wurde Baginski jetzt trotz des Beruhigungsmittels langsam ungeduldig. »Zuerst bin ich umgerannt worden, und als ich mich wieder aufrappeln wollte, war mir, als wäre noch ein Zweiter an mir vorbeigerannt. Den habe ich aber nicht genau gesehen, es war nur so ein Schatten, und berührt hat er mich nicht. Das habe ich doch alles längst erzählt.«
    »Wie viel Zeit lag zwischen dem ersten Umrennen und dem Schatten?«, ignorierte Lena den Vorwurf.
    »Tja, das können schon so ein oder zwei Minuten gewesen sein. So genau weiß ich das nicht. Werden Sie mal mitten in der Nacht, nachdem Sie einen Schrei gehört haben, in einer dunklen Vogelkoje umgerannt. Da kriegen Sie so einen Schreck, da vergeht Ihnen aber der Sinn für die Zeit.«
    Lena ließ sich noch genau beschreiben, wie der Innenraum des Vogelkojenwärterhäuschens ausgesehen hatte, damit sich der Zeuge möglichst genau erinnerte, bevor er die Fotos zu sehen bekam. Schließlich hetzte ein total aufgelöster Jens Olufs in das Zimmer, ohne vorher anzuklopfen, und reichte Lena keuchend einen Umschlag. Sie nickte ihm dankend zu und zog die Tatortfotos heraus, sah sie sich einen Moment lang zusammen mit Dieter Bennings selber an und reichte sie dann an Heinz Baginski weiter. »Sehen Sie sich die Bilder genau an. Was ist anders als in Ihrer Erinnerung?«
    Der Hobbyfotograf blätterte die Fotos durch, studierte dabei jedes einzelne genau und tippte schließlich auf eines, auf dem der tote Nahmen Rickmers auf dem Boden vor dem Bett zu sehen war.
    »Das stimmt nicht. Ich meine, so lag der nicht da, als ich ihn gefunden habe. Der lag auf dem Bauch und nicht auf dem Rücken. Und seine Hose hing ihm in den Kniekehlen. Das weiß ich genau, seinen nackten Hintern sehe ich noch vor mir.« Er lief rot an, als ihm offenbar klar wurde, dass man diese Äußerung auch missverstehen konnte.
    »Und auf dem Foto liegt der Tote mit hochgezogener Hose auf dem Rücken«, überging Lena die Verlegenheit des Zeugen. »Herr Olufs, Sie waren mit Herrn Hinrichs als Erster am Tatort. Woran erinnern Sie sich?«
    »Der Zeuge hat recht«, antwortete Jens Olufs und ließ sich die Fotos geben. »Merkwürdig. Auf den Bildern liegt Rickmers wirklich ganz anders da.«
    »Wer hat die Fotos gemacht?«, hakte Lena entschieden

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