Leander und die Stille der Koje (German Edition)
heißen?«
»Ihre Verantwortung für den Tod von Dr. Albertsen.«
»Was habe ich mit dem Quacksalber zu tun? Wenn der sich umbringen will, ist das doch wohl seine Sache. Ich weine dem jedenfalls keine Träne nach, wenn Sie das meinen. Und dass ich nicht auf dem Dachboden war, sondern nur auf der Treppe, habe ich gestern Abend schon ausgesagt.«
»Nun, wir haben Grund zu der Annahme, dass Sie schon aktiver an Dr. Albertsens Tod beteiligt sind. Ich will Ihnen auch gar nichts vormachen: Wir haben Zeugenaussagen, die Sie direkt in Zusammenhang mit den Ursachen für diesen Selbstmord bringen.«
»Wie bitte?«, schrie Hein Frerich mit sich überschlagender Stimme. »Was soll ich gemacht haben? Gar nichts habe ich gemacht. Das können Sie mir nicht anhängen. Ich sage doch, ich war nicht mal auf dem Dachboden, als er da gebaumelt hat.«
»Das werfen wir Ihnen auch gar nicht vor. Aber Sie waren es ja wohl, der Dr. Albertsens Radmuttern gelöst hat. Dazu liegt uns eine Zeugenaussage vor.«
»Nein, Leute! So nicht! Nicht mit mir! Gar nichts habe ich gemacht. Radmuttern gelöst? Neenee! Niemals habe ich die Radmuttern gelöst. Wer sagt das? Wer behauptet, dass ich das gewesen bin?«
»Das tut nichts zur Sache«, antwortete Lena knapp.
»Entschuldige, Lena«, mischte Dieter Bennings sich ein. »Warum soll Herr Frerich nicht wissen, wer ihn belastet? Sagen wir ihm das doch ruhig. Dann sieht er wenigstens, dass wir dem Zeugen durchaus trauen können.«
Lena sah Dieter Bennings einen Moment an und überlegte, ob sie seiner Strategie folgen sollte, aber was konnte schon passieren? Er hatte recht, vielleicht bekamen sie endlich Klarheit in die Vorgänge, wenn sie die feinen Herrschaften aufeinanderhetzten.
»Gut, Herr Frerich, warum eigentlich nicht? Herr Arfsten und Maarten Rickmers haben Sie schwer belastet. Sie sagen, Sie seien es gewesen, der den Anschlag auf Dr. Albertsen verübt habe, weil Sie gegen seine Pläne einer Zusammenlegung der Renaturierungsflächen gewesen seien.« Dabei beugte sie sich mit zusammengefalteten Händen weit zu ihm vor und blickte ihm direkt in die Augen.
»Brar Arfsten soll …? Das glaube ich nicht. Brar gehört doch zu uns.« Hein Frerich wischte sich fahrig mit der Hand über die Stirn und schüttelte heftig den Kopf.
»Bei Mordanschlägen hört der Spaß auf, da legt keiner mehr die Hand für Sie ins Feuer«, erklärte Lena in geduldigem Ton. »Also, Herr Frerich, geben Sie zu, dass Sie das getan haben!«
»Nein, verdammt, ich war das nicht!« Der Landwirt sprang auf, um mit gesenktem Kopf mehrmals hektisch kurze Strecken im Büro auf und ab zu gehen. Dann blieb er abrupt stehen und starrte Lena eindringlich an. »Das müssen Sie mir glauben. Ich habe das nicht gemacht. Bei der Sache mit Wiese war ich dabei. Das stimmt. Ole Paulsen hat auf seine Scheinwerfer geschossen, und dann haben wir ihn zusammen in den Graben gedrängt. Das gebe ich zu. Dann hat Ole ihm eine reingehauen. Aber ich schraube doch keine Radmuttern los. Sowas ist verdammt gefährlich. Das mache ich nicht! Niemals!«
»Wir haben nun mal die Aussagen, und die belasten Sie schwer«, legte Dieter Bennings erbarmungslos nach und blickte zu dem Landwirt auf, der direkt vor ihm am Tisch stand. »Warum sollte Brar Arfsten die Unwahrheit sagen?«
»Was weiß denn ich? Vielleicht hat er es selbst getan und will von sich ablenken.«
»Herr Arfsten hat ein Alibi für den Tatzeitpunkt.«
Jetzt ließ sich Hein Frerich wieder auf den Stuhl sinken und sackte völlig in sich zusammen. »Ich war es aber nicht, ehrlich.«
»Und das mit den Schmierereien waren Sie dann wohl auch nicht?«
»Was für Schmierereien?«
»Die an der Scheunentür von Dr. Albertsen. Was haben Sie da noch gleich hingeschrieben?«
»Gar nichts habe ich da hingeschrieben. Ich war doch noch nie bei Albertsen zu Hause.«
»Aber Sie werden doch wohl davon gehört haben. Was stand da an der Tür?«
»Keine Ahnung, Mann. Von wem soll ich das denn gehört haben? Das weiß doch nur der, der das gemacht hat, oder? Und ich war das nicht.«
Frerichs Augen schossen wild flackernd von Lena zu Dieter Bennings und zurück. Der Mann wirkte vollständig aufgelöst. Entweder war er ein begnadeter Schauspieler, und das war angesichts seines eher kärglichen Daseins kaum anzunehmen, oder er hatte wirklich nichts mit den Dingen zu tun. Lena wechselte einen Blick mit Dieter Bennings, dann nahm sie die Vernehmung wieder auf.
»Es hat doch keinen Sinn, Herr Frerich. Die
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