Leander und die Stille der Koje (German Edition)
wird das wohl eine Frau gewesen sein. Und genau die Dame müssen wir finden, was uns wieder zielgenau zu Frauenheld Maarten führt.« Lena beugte sich wieder vor, legte ihre Hände auf die Tischplatte und blickte Dieter Bennings direkt an. »Ich sage dir etwas, Kollege: Wir werden den Fall noch nicht abschließen. Wir überlegen jetzt, wie wir das kleine Arschloch an den Eiern kriegen.« Den letzten Satz beendete sie mit einem breiten Grinsen.
»Wenn wir nur endlich mit Ariana Jeronski reden könnten«, gab sich Dieter Bennings geschlagen. »Bei ihr könnte der Hebel liegen, den wir für den Bengel brauchen.«
Zwei Stunden später standen Lena und Dieter Bennings am Fähranleger und winkten den Kollegen Paul Woyke und Helge Dulz nach, die auf der Schleswig-Holstein zurück nach Dagebüll fuhren. Diese kurze Unterbrechung der Arbeit hatten sie sich nicht nehmen lassen, schließlich gab es Schöneres, als einen Sommernachmittag hinter dem Schreibtisch zu verbringen.
Paul Woyke hatte sie darüber unterrichtet, dass an dem Schlagwerkzeug eindeutig menschliche Haarreste klebten. So viel konnte ein Schnelltest bestätigen. Wessen Haarreste es waren, würde die DNA-Analyse im Labor ans Tageslicht bringen. Allerdings erhärtete sich damit der Verdacht, dass es sich um die Mordwaffe handelte. Woyke hatte abschließend zugesagt, gleich morgen die Ergebnisse der Untersuchungen bezüglich der beiden Tatwaffen an die Zentralstation zu faxen. Nun standen die beiden Kriminaltechniker auf dem Oberdeck und winkten den Kollegen, die sich langsam wieder auf den Weg an ihre Schreibtische machten, hinterher.
»Ich weiß nicht, ob ich die beiden beneiden soll, weil sie auf der Insel bleiben können, oder doch lieber bedauern, weil sie dort bleiben müssen«, überlegte Paul Woyke, woraufhin Helge Dulz nur mit den Schultern zuckte und damit so wortkarg wie immer zum Ausdruck brachte, dass ihm das herzlich egal war.
Die See lag glatt da, Cirruswolken spiegelten sich auf der Oberfläche, die Sonne stand klar an einem tiefblauen Himmel, es war heiß, aber nicht schwül, und so hatten die beiden Polizeibeamten eine ruhige Überfahrt vor sich, bevor sie sich mit dem ganzen Urlaubertross, der mit ihnen auf der Fähre war, über die Landstraße in Richtung A7 und Flensburg wälzen würden. Helge Dulz hatte sich bereits auf einer Bank niedergelassen, die Beine ausgestreckt und die Augen geschlossen, als Paul Woyke sich neben ihn setzte und seine Jacke hinter sich auf der Lehne ablegte.
Der Leiter der Spurensicherung betrachtete seinen Mitarbeiter von der Seite und seufzte. An den letzten Abenden hatten sie wie ein altes Ehepaar jenseits der Goldenen Hochzeit nebeneinander auf der Promenade gehockt und sich angeschwiegen. Furchtbar! Auch jetzt drängte es ihn weg von dem großen Schweiger. »Ich hole mir einen Kaffee«, sagte Woyke. »Willst du auch einen?«
Das Grunzen, das zurückkam, konnte alles heißen, aber Woyke beschloss, seinem Kollegen einfach einen Becher mitzubringen. Wenn der ihn dann doch nicht wollte, hatte Woyke halt zwei. Er schlenderte über das Oberdeck zum Salon, der bei diesem schönen Wetter fast leer war. Auch an der Theke musste er kaum warten, und so war er schon wenige Minuten später wieder auf dem Rückweg zu seiner Bank. Die Reling war jetzt leer, dafür waren alle Plätze auf den Bänken besetzt – auch sein Platz neben Helge Dulz.
Da hatte dieser Idiot nicht einmal die Zähne auseinanderbekommen, um seinem Vorgesetzten den Sitzplatz frei zu halten. Und das, obwohl Woyke ihm auch noch einen Becher Kaffee mitgebracht hatte. Wütend beschloss er, beide Kaffees alleine zu trinken. Wie konnte man nur so stieselig sein?
Er trat an die Seitenreling und blickte über die spiegelglatte Wasserfläche zu den Halligwarften hinüber, die jetzt in einigem Abstand langsam vorüberglitten. Über ihm segelten Möwen parallel zur Fähre immer hin und her und lauerten auf Nahrung. Von einer Sandbank rutschten Seehunde ins flache Wasser, tauchten unter und stießen hin und wieder ihre Nasen durch die Oberfläche der hellgrauen Brühe. Eine weitere Fähre kam ihnen entgegen, die Nordfriesland , und schob sich langsam an ihnen vorbei. An Deck standen deutlich mehr Leute an der Reling und blickten erwartungsvoll auf die Insel Föhr. Ihr Urlaub lag noch vor ihnen, und so waren sie wesentlich fröhlicher als die Menschen auf der Schleswig-Holstein .
Und blass waren sie! Da fielen die wenigen Fahrgäste, die braungebrannt zwischen
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