Leander und die Stille der Koje (German Edition)
denen ein Toter zu sehen war, der inmitten einer Blutlache auf einem Holzboden lag.
»Rickmers?«, erkundigte sich Leander, obwohl die Frage eigentlich überflüssig war, denn so viele Tote gab es zurzeit nicht auf Föhr, aber er musste einen Zugang zum Thema finden.
»Ja. Ich versuche gerade, mir einen Überblick über den Ermittlungsstand zu machen. Irgendwie scheint unser Freund Bennings sich ziemlich festgefahren zu haben.«
»Wie hat er denn darauf reagiert, dass du ihm die Ermittlungen aus der Hand nimmst?«
»Na, wie schon? So wie die Kripo immer reagiert, wenn wir vom LKA auftauchen. Natürlich ist er sauer, zumal nicht nur sein Partner abreisen musste, sondern er selbst auch noch gezwungen ist, mit mir zusammenzuarbeiten.«
»Der beruhigt sich schon wieder. Mir ist er damals eigentlich ganz vernünftig erschienen. Nur den anderen, diesen Dernau, den konnte ich nicht ab. Das war ein Arsch.«
»Ich glaube auch, dass Bennings ein guter Mann ist«, stimmte Lena zu. »Die Ansätze in unserem Fall sind auch ganz ordentlich ermittelt, aber irgendwie hat Bennings noch nicht den Anfang des Fadens gefunden, mit dem wir das Ganze aufwickeln können.«
Sie berichtete Leander von Bennings’ Ermittlungen und den daraus abgeleiteten Hypothesen.
»Und dann ist da noch dieser Günter Wiese, über den wir heute mit Eiken gesprochen haben«, schloss sie ihren Bericht. »Bennings und ich sind uns einig, dass das die am meisten versprechende Spur ist. Wiese hat zwar ein Alibi, aber er hat auch ein Motiv. Außerdem muss er es ja nicht selbst gewesen sein. Leider reichen die Indizien noch nicht aus. Wir haben beschlossen, morgen noch einmal mit ihm und diesem Arfsten zu sprechen.«
»Das trifft sich gut«, nutzte Leander die Chance für sein Geständnis und erzählte Lena von seinem Termin mit Günter Wiese. »Bei der Gelegenheit kann ich ihn näher kennenlernen und dir hinterher berichten. Das spart dir und Bennings Zeit.«
»Das ist aber ausgesprochen nett von dir«, fuhr Lena auf und blitzte Leander an. »Sag mal, was fällt dir eigentlich ein, dich in meine Ermittlungen zu mischen? Du bist nicht mehr mein Vorgesetzter. Du bist nichtmal mehr beim LKA, also halt dich gefälligst raus! Ich schaffe das auch alleine.«
»Sachte, sachte. So ist das doch gar nicht gemeint. Ich habe mich schlicht und einfach informieren wollen, was es mit diesem Verein auf sich hat. Das ist ein rein privates Interesse. Er hat mir angeboten, mir alles zu zeigen, so wie er allen interessierten Urlaubern seine Arbeit zeigt. Ich werde dir ausführlich Bericht erstatten, und du kannst ja dann selbst entscheiden, ob du noch einmal mit Bennings zu ihm gehst.«
»Wie rücksichtsvoll von dir«, spottete Lena.
Dann schien sie zu überlegen, ob sie gleich am ersten Tag einen Streit riskieren wollte, und sich dagegen zu entscheiden. Jedenfalls nahm ihr Gesicht bald wieder weichere Züge an. Sie griff nach einer grünen Baumwolltasche mit Werbeaufdruck der Insel Föhr und angelte zwei Zettel heraus. »Guck mal, was ich entdeckt habe. Stanfour geben ein Open-Air-Konzert am Strand. Ich habe uns zwei Karten gekauft.«
Leander stöhnte auf. »Ich Depp«, schimpfte er mit sich selbst, ging zum Wohnzimmerschrank und entnahm ihm seine zwei Eintrittskarten für das Konzert. »Das sollte eine Überraschung sein. Heute Abend wollte ich sie dir geben.«
Lena lachte und nahm Leanders Kopf in ihre Hände. »Das war eine wirklich tolle Idee. Die hätte ich auch haben können«, erklärte sie, immer noch lachend, und küsste ihn.
»Und was machen wir jetzt mit den Karten, die wir zu viel haben? Kann man sie zurückgeben?«
»Wir werden schon zwei Abnehmer finden«, meinte Lena leichthin. »Jetzt habe ich erst mal Hunger. Wo gehen wir hin?«
»Ich dachte an Klatt’s gute Stuben . Seit wir heute Vormittag daran vorbeigekommen sind, geht mir der Geruch nicht mehr aus dem Kopf. Oder hast du keinen Hunger auf Fisch?«
Lena hatte, und so waren sie sich schnell einig, den Abend mit frischem gebratenem Fisch und ein oder zwei Gläsern Weißwein einzuläuten.
Klatt’s gute Stuben waren gut besucht. Lena und Leander mussten an der Theke Platz nehmen und auf einen Tisch warten. Dort bestellten sie zunächst zwei Gläser Bier, um die Zeit zu überbrücken, bevor sie später zum Fisch Wein trinken würden, der als Durstlöscher weniger geeignet war. Als schließlich ein Tisch in der Gaststube frei wurde, die mit ihren hellen, zum Teil ins Blaue reichenden Farben
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