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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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»Bis die Probe in Flensburg ist, wird allerdings ein Tag vergehen. Dann kommt das Wochenende. Vor Montag erfahren wir vermutlich nichts.«
    »Wie kommt es eigentlich, dass unser Labor noch im Spiel ist? Warum übernimmt Kiel das nicht auch?«, erkundigte sich Dieter Bennings.
    »Nun, der Einfachheit halber bleibt alles bei euch in Flensburg. Ihr habt sehr gute Arbeit geleistet, nur den Inselhäuptlingen hättet ihr nicht so auf die Füße treten sollen.«
    Dieter Bennings kommentierte das nicht, stattdessen nippte er nachdenklich an seinem Wein. Nachdem der kommende Tag auf diese Weise geplant war und sie ihre Gläser bald geleert hatten, beschlossen sie den Abend und bezahlten ihre Weinrechnung. Das heißt, Dieter Bennings zahlte. Er lud seine beiden neuen Kollegen als Einstand in die gemeinsamen Ermittlungen ein.

    »Eigentlich ein ganz netter Kerl«, urteilte Leander, als er mit Lena im Arm den kurzen Weg zur Wilhelmstraße nahm.
    »Sag ich doch«, stimmte Lena zu und kuschelte sich an ihn, weil es im Laufe des Abends doch etwas frisch geworden war.
    »Ich bin froh, wenn ich im Bett liege. Langsam steigt mir der Wein doch ziemlich in den Kopf«, meinte Leander, als sie vor ihrer Haustür standen.
    »Das ist gut, dann habe ich heute Abend wenigstens Ruhe vor dir«, antwortete Lena.
    »Da verlass dich mal nicht drauf«, sagte Leander und zog den Haustürschlüssel aus der Hosentasche.

11
    Brar Arfstens Hof lag in der Nähe von Borgsum am Rande der Marsch und machte den Eindruck, als sei hier in den letzten Jahren massiv investiert worden. Die Stallungen aus rotem norddeutschem Backstein waren in Bestzustand, zum Teil sicher nicht älter als fünf Jahre, und wirkten eher wie Fabrikhallen. Hatten sich Lena und Dieter Bennings zuvor einen nostalgisch angehauchten Inselbauernhof vorgestellt, so fanden sie hier das genaue Gegenteil: einen hochmodernen Betrieb in klinischem Design. Der gesamte Wirtschaftsbereich zwischen den Gebäuden war gepflastert, und von Lehm oder Dreck war weit und breit nichts zu sehen. Nicht einmal ein Misthaufen, den es bei derart großen Stallungen zweifellos geben musste, war zu entdecken. Auch das Wohnhaus hatte mit den reetgedeckten Friesenhaubargen früherer Zeiten gar nichts mehr gemeinsam. Es war ein rotbunt verklinkerter und weiß verfugter Bungalow mit großen Fenstern und einem mit Säulen gestalteten Eingangsbereich, den man eher bei einer Industriellenvilla vermutet hätte.
    Die Kriminalbeamten gingen zur Haustür vor, Lena klingelte. Ein Mehrtongong rief die Frau des Hauses nach kurzer Zeit an die Tür. Sie vermittelte den ersten Eindruck von Bäuerlichkeit an diesem Ort, wie sie in der Tür stand, sich die Hände an ihrer Schürze abwischte und sie wortlos aus einem rundlichen Gesicht freundlich fragend anblickte. Dass diese Frau nicht in dieses Ambiente passte, war den Polizisten sofort klar, und auch zu Frau Rickmers und ihrer großbürgerlichen Eleganz wirkte sie eher wie das krasse Gegenteil. Vielleicht war es die Tatsache, dass Frau Arfsten ihren mit einem Bauernhof verbundenen Erwartungen einfach besser entsprach als die Betriebsgebäude und das übrige Anwesen, die sie Lena auf Anhieb sypathisch machte.
    Lena stellte sich und ihren Begleiter vor und fragte, ob ihr Mann zu Hause sei.
    »Der ist irgendwo da draußen«, antwortete die Bäuerin und deutete ungewiss in Richtung der Stallungen. »Um diese Zeit überwacht er die Futteranlagen.«
    »Dürfen wir die Ställe einfach so betreten?«, erkundigte sich Lena. »Oder haben Sie spezielle Vorschriften, was Besucher angeht?«
    »Eigentlich schon, aber Sie sind ja von der Polizei«, antwortete Frau Arfsten, ohne dass klar wurde, welche Verbindung sie da genau sah. »Und BSE oder Maul- und Klauenseuche gibt es ja momentan nicht.«
    Sie bedankten sich und gingen zum nächstgelegenen Stall hinüber. Das breite Metalltor ließ sich leicht aufschieben. Der Anblick, der sich ihnen nun bot, verschlug ihnen den Atem. Sie fanden sich in einer großen Scheune ohne die klassischen Boxen oder sonstigen Tiergehege wieder. Stattdessen liefen die Kühe in einem System aus Stangen, deren Aufbau sich nicht auf den ersten Blick erschloss, relativ frei herum.
    »Tor zu«, brüllte jemand aus dem hinteren Bereich und stürmte zwischen den Tieren nach vorne.
    Es war Brar Arfsten, der bei Weitem nicht einen so einladend freundlichen Eindruck machte wie seine Frau eben. Der Bauer hastete an ihnen vorbei und schob das Eingangstor wieder zu, dann

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