Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
auf, doch sie merkte nicht, in welches Zimmer er sie trug, weil sie an seiner Brust einschlief.
Am nächsten Morgen wusste Leandra im ersten Augenblick nicht, wo sie war, denn sie befand sich in einem schönen Zimmer. Die Möbel waren verschnörkelt, der goldene Spiegel mit Ornamenten verziert und an den Wänden hingen wertvolle Gemälde, die alle Singvögel zeigten. Als sie sich rührte, bemerkte Leandra, dass sie ein Schlafgewand trug. Ihr Götter! dachte sie entsetzt.
„Keine Sorge, ich habe Euch umgezogen“, sagte eine freundliche Stimme, und eine junge Frau kam aus dem Nebenzimmer.
Leandra errötete noch mehr. In Tehuna gab es zwar auch Diener, aber die waren nicht dafür verantwortlich, ihren Herrinnen beim Umziehen zu helfen.
„Schön, dass Ihr schon wach seid.“ Die Dienerin war etwa in Leandras Alter, und die vielen Sommersprossen gaben ihr ein fröhliches Aussehen.
„Was heißt schon?“
„Die ehrenwerte Alanna meinte, Ihr würdet länger schlafen.“
„Ist sie ebenfalls wach?“
„Ja.“
„Das habe ich mir gedacht.“
Leandra warf die Decke zur Seite und setzte sich auf. Unter ihren bloßen Füßen fühlte sich der Teppich weich an.
„Ich helfe Euch beim Aufstehen.“
„Nein, danke, und ich möchte mich selbst anziehen.“
„Wie Ihr wünscht, ich bringe Euch nur rasch neue Kleidung, da Eure alte noch trocknet.“
Bevor Leandra sich bedanken konnte, war die Dienerin ins Nebenzimmer gehuscht. Mit einem hellblauen Gewand kam sie wieder herein und legte es auf das Bett, danach verschwand sie. Leandra zog das Schlafgewand aus und trat an die Waschschüssel. Als sie sich einseifte, umhüllte ein feiner Vanillegeruch sie. Farina hätte die Seife beiseitegelegt, Leandra beruhigte der Duft.
Die Dienerin wartete draußen auf sie, und auf den Weg zum Speisesaal fragte Leandra sie aus. Prisca erzählte, dass die Krankheit sehr gefährlich war. Innerhalb von drei Tagen führte sie zum Tod, und da die Menschen ihren Arbeiten nicht nachgingen, wurden die Lebensmittel knapp. Leandra senkte den Blick, als sie an das reichhaltige Abendessen dachte.
„Nein, das sollte kein Vorwurf sein! Wenn Ihr nicht bei Kräften bleibt, ist diese Stadt verloren.“
Sie erreichten den Speisesaal, und Leandra sah, dass Mina alleine an der langen Tafel saß.
„Schön, dass ich nicht als Einzige lange geschlafen hab.“
Leandra setzte sich zu ihr.
„Sind die anderen Priesterinnen schon auf?“
„Die meisten, du wirst sie alle beim Mittagessen kennenlernen.“
„Oh, zwei reizende Frauen als Gesellschaft“, ertönte eine tiefe Stimme, und Leandra wandte den Kopf. Ein Mann mit gepflegtem Vollbart näherte sich und lächelte sie freundlich an. „Und Ihr seid das Wunder, das Rhea uns geschickt hat?“
Die Amazonenprinzessin errötete.
„Ja, Fürst Silvus, das ist Leandra.“
„Ich hoffe, das Gemach ist zu Eurer Zufriedenheit.“
„Es ist wunderbar. Vielen Dank.“
Eine Frau, dem kostbaren Kleid nach die Fürstin, kam hineingerauscht. Ihre Wangen waren gerötet.
„Ihr Götter, ich habe das ganze Anwesen absuchen lassen, Silvus, trotzdem kann ich unseren Sohn Titus nicht finden. Er muss wieder im Schlaf gewandelt sein und irrt bestimmt durch die Straßen. Niemand wird einem fünfjährigen Kind helfen, wenn er befürchtet, sich draußen anzustecken. Was sollen wir tun?“
„Habt ihr keine Hunde?“, fragte Leandra und erntete einen entsetzen Blick der Hausherrin.
„Ihr wollt meinen Sohn wie Wild suchen lassen?“
„Wenn er in letzter Zeit nur auf Eurem Grundstück war, wird ein Hund ihn schnell finden.“
„Sie hat recht“, sagte der Fürst. „doch der Hundeführer traut sich nicht, raus zu gehen.“
„Ich kann ihn begleiten.“
Die Fürstin ergriff ihre Hände.
„Oh, ich danke Euch. Ich werde Euch Hauptmann Quirin zum zusätzlichen Schutz mitgeben. Kommt.“
Leandra ließ sich von ihr mitziehen, und erst als sie vor dem Hauptmann standen, fiel ihr auf, dass sie sich gar nicht mit der Hohepriesterin abgesprochen hatte. Ihr Alleingang würde ihr sicher missfallen, wo noch so viele Menschen geheilt werden mussten.
Quirin reichte ihr einen Umhang mit Kapuze.
„Hier, damit die Menschen Euch nicht erkennen.“
Leandra zog sich ihn über, dann folgte sie dem Hauptmann der Wache. Der Hundeführer lebte in einer kleinen Hütte neben dem Zwinger. Sofort schlugen die Hunde – fünf große, schwarze Tiere an, und ein kleiner Mann kam heraus. Er hielt sich die rechte Wange, und Leandra konnte erkennen, dass sie geschwollen
Weitere Kostenlose Bücher