Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
war.
„Quirin, was willst du?“
„Wir brauchen dich und deinen besten Hund.“
„Warum?“
„Der Sohn unseres Herrn ist verschwunden.“
„Schon wieder? Der Junge macht nichts als Ärger.“
„Hüte deine Zunge, Tarek.“
„Darf man nicht mehr die Wahrheit sagen? Und wer bist du?“
Finster sah der Hundeführer Leandra an, und Quirin antwortete an ihrer Stelle: „Eine Heilerin Rheas, die uns begleiten wird.“
„Willst du mich reinlegen? Ich habe alle Priesterinnen gesehen, und sie war nicht dabei. Draußen wimmelt es von kranken Menschen, und ich-“
Leandra berührte ihn.
„Sind deine Zahnschmerzen weg?“
„Ja! Du – Ihr seid ja wirklich eine Priesterin Rheas.“
„Im Augenblick bin ich nur eine Heilerin. Können wir jetzt gehen? Die Hohepriesterin möchte bestimmt, dass ich rasch zurückkehre.“
„Kronos und ich sind gleich bereit.“
Rasch holte er eine Leine, ging in den Zwinger und rief einen Hund heran. Zuerst gingen sie zum Tor, und Quirin ließ Kronos an den Teddy des Jungen riechen, aber er reagierte nicht, so entschlossen sie sich, das Gebäude zu umrunden. Plötzlich fing Kronos an zu ziehen und führte die drei Menschen zu einer Sackgasse, an deren Ende eine Kiste und eine offen stehende Luke waren. Daraus hörte Leandra Wasser rauschen.
„Das sind die unterirdischen Kanäle“, erklärte Quirin ihr.
„Wozu werden sie benutzt?“
„Sie dienen der Müllentsorgung. Weil die Menschen seit zwei Wochen in ihren Häusern bleiben, wird es da unten ziemlich sauber sein. Wartet einen Augenblick.“
Quirin ging zu der Kiste, die das Wappen der Stadt trug, und holte Handschuhe, Fackel und Seil heraus. Das Seil und die Handschuhe reichte er Tarek.
„Damit kannst du Kronos runterlassen, nachdem die Heilerin Leandra und ich nach unten gestiegen sind.“
Der Hauptmann zündete die Fackel an und stieg hinab, danach folgte Leandra, und er gab ihr die Fackel.
„Ich bin soweit!“, rief er nach oben.
„Achtung, er kommt.“ Vorsichtig ließ Tarek seinen Spürhund hinunter, der leise winselte, bis Quirin ihn von dem Seil und der Maulbinde befreite. Nun kletterte Tarek ebenfalls herunter.
Der Steg zum Laufen war sehr schmal, und der große Hund bewegte sich langsam, als er sie nach rechts führte. Nach einiger Zeit kamen sie zu einem Gang, der als einsturzgefährdet markiert war. Weil Kronos eindeutig anzeigte, dass der Junge hier lang gegangen war, blieb ihnen keine andere Wahl. Sie müssten diesen Gang nehmen, doch sie kamen nicht weit. Ein riesiger Steinhaufen versperrte ihnen den Weg.
„Titus!“, rief Quirin, während Leandra ins Wasser sprang. Vielleicht gab es eine Lücke zwischen den Steinen, die groß genug war, um durchzuschwimmen. Kaum war sie getaucht, spürte sie eine Art schwaches Echo im Wasser. Verwundert tauchte sie wieder auf.
„Ich kann ihn spüren.“
„Also lebt er noch?“
„Ja, trotzdem müssen wir uns beeilen.“
Quirin hockte sich hin und streckte die Hand aus.
„Kommt aus dem Wasser, damit wir das Geröll in den Kanal werfen können.“
„Wartet.“
Leandra biss sich auf die Unterlippe. Warum zögerte sie? Sie hatte selbst gesagt, dass sie keine Zeit verlieren durften. Da schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Wenn sie den Jungen durchs Wasser spüren konnte, konnte sie ihn vielleicht auch heilen.
„Was ist? Kommt schon raus.“
„Ich werde versuchen ihn von dieser Seite aus zu helfen.“
Sie konzentrierte sich, und ihre ganze Haut fühlte sich an, als würde sie glühen. Sie stellte sich vor, dass das Wasser die heilende Kraft aufnahm, und die Wärme verließ sie. Leandra spürte, wie Titus‘ Echo wieder stärker wurde und wartete auf die Erschöpfung. Sie kam nicht.
„Es hat geklappt!“, rief sie.
„Woher wollt Ihr das wissen? Die Priesterinnen der Rhea können doch nur durch Berührungen heilen.“
Von der anderen Seite erklang ein Wimmern.
„Titus!“
„Quirin? Hol mich heraus, es ist so dunkel!“
„Wir sind gleich da. Geh von dem Geröllhaufen zurück.“
„Ja.“
Quirin zog Leandra aus dem Wasser, und Tarek begann, die Steine wegzuräumen. Schließlich hatte er es geschafft, ein Loch zu machen, durch das der Junge kriechen konnte. Schniefend stand er im staubigen Nachtgewand vor ihnen, und Leandra sah, dass sein rechter Ärmel nass war.
„Seht bitte nach ihm“, bat der Hauptmann sie, und Leandra berührte ihn.
„Er ist in Ordnung. Bringen wir ihn rasch nach Hause.“
Sie verließen das Kanalsystem, und während sie zurückmarschierten, dachte Leandra
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