Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
sein?“, fragte Timor.
Farina schüttelte den Kopf.
„Die Entscheidung für oder gegen einen Krieg wird gemeinsam von der Königin und der Hohepriesterin getroffen. Da Akrissa kein Recht hat, die Krone zu tragen, werden wir Ciara überzeugen müssen.“
„Haben wir genügend Zeit, den Schild zu holen? Oder werden die Amazonen vorher Mendarn angreifen?“
„Um die Truppen transportieren zu können, brauchen sie neue Kriegsschiffe, und sicher warten sie ab, bis die Zeit der Stürme vorbei ist. Uns bleibt ungefähr ein Monat.“
Adain hob die Augenbrauen.
„Meinst du, dass dein Volk zulässt, dass es zu einem Kampf auf See kommen könnte? Die Amazonen sind nicht für ihre Seefahrerfähigkeiten bekannt.“
„Sie werden die Gefahr nicht scheuen, außerdem besitzt unsere Hohepriesterin einige magische Kräfte und kennt vielleicht einen Weg, die Schiffe unbemerkt an der mendarnischen Küste landen zu lassen.“
„Sie kann einen Nebel heraufbeschwören.“
„Wie bitte?“
„So konnten sie das Schiff des Prinzen einholen. Ihr müsst wissen, dass dieser Plan wenigen bekannt ist, und wir ihn geheim halten müssen. Den anderen werden wir uns als Familie vorstellen.“ Sie lächelte Farina an. „Ich habe aus dir unsere Stiefmutter gemacht.“
Farina brauchte einen Moment die Situation zu erfassen und warf einen finsteren Blick auf Adain.
„Das bedeutet, dass wir verheiratet sind. Komm nicht auf irgendwelche Ideen.“
Adain schmunzelte und verneigte sich.
„Ich werde ein anständiger Ehemann sein.“
Plötzlich bemerkte Leandra, dass Timor sie aufmerksam betrachtete.
„Was ist?“
„Jetzt bist du also eine Priesterin Rheas?“
Ach ja, die silberne Kette war so lang, dass der Anhänger leicht in den Ausschnitt des Kleides rutschte. Lächelnd zog Leandra etwas an der Kette, sodass der Anhänger sichtbar wurde.
Farina grinste etwas schräg.
„Wahrscheinlich wird mein Geschenk nicht dazu passen.“
Die Amazone holte aus ihrem Gepäck etwas, das in Leinen eingepackt war, und reichte es Leandra, die das Bündel langsam öffnete. Farinas Geschenk war ein ungewöhnlicher Gürtel, weil vorne die Reißzähnen der Hydra eingearbeitet waren. Zusammen bildeten sie ein Oval, in dessen Mitte ein Saphir funkelte.
„So wird jeder sehen, welch mutige Tat du vollbracht hast.“
„Eigentlich haben wir die Hydra gemeinsam getötet.“
Die Amazone winkte ab.
„Unsinn, du hast den ersten Schlag geführt, also probier ihn an.“
Leandra legte ihn um und er passte wie angegossen. Der Spiegel an der Wand zeigte ihr eine junge Frau, die aus zwei Welten zu stammen schien. Die Kette war das Zeichen einer Heilerin, der Gürtel das einer Kriegerin, und in ihrem Herzen waren sie eins. Nach kurzer Zeit nahm Leandra ihn wieder ab.
„Noch kann ich ihn nicht tragen. Bitte verwahre ihn für mich.“
Farina seufzte.
„Ich hoffe, deine Zeit kommt bald.“
Am nächsten Morgen verließ Leandra in Begleitung ihrer Gefährten die Festung. Alle waren etwas müde von der Feier, die der König zu Ehren Leandras als Reiterin Anuras gegeben hatte. Nachdem sie vor den Toren Anuras Schnelligkeit vorgeführt hatte, waren verschiedene Leute zu ihr gekommen, um ihr Angebote zu machen oder den Hengst für Deckakte auszuleihen. Weil Leandra sich unentschlossen zeigte, waren die Leute weiter zu Adain gegangen und hatten ihn bedrängt, auf seine Tochter einzuwirken. Wenigstens hatte sich keiner für ihre Herkunft interessiert.
Timor unterdrückte ein Gähnen, und Leandra lächelte. Obwohl sie erwartet hatte, dass der König ihren Gefährten die Mitreise verweigern würde, hatte dieser nach kurzem Überlegen zugestimmt. Seine Worte echoten in ihr: „Die Mannschaft des Piratenschiffs Rote Nixe besteht fast nur aus königstreuen Soldaten, die wir im Verlauf des Jahres bei den Piraten eingeschleust haben. Aber der Piratenfürst ist noch immer misstrauisch und hat drei seiner Männer auf Ians Schiff gelassen. Nehmt euch von ihnen in acht.“
Sie erreichten den Hafen und entdeckten die Seerose. Sie war ein Dreimaster – ein Schiff, das schwere Lasten befördern konnte und gegen ein wendiges Piratenschiff keine Chance hatte. Innerhalb eines Tages wurde Farina seekrank, während Adain seine Angst vor dem Meer überwunden hatte und sich häufig bei den Matrosen aufhielt. Timor und Leandra standen an der Reling und blickten aufs Meer.
„Man fühlt sich wie auf dem Präsentierteller“, murmelte Timor, und Leandra nickte.
„Und wir vier sind die Einzigen, die wissen, was
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