Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
seine Antworten waren so kurz angebunden, dass sie es bald aufgab. Die Reise nach Ifirn würde sehr nervenaufreibend werden.
Irgendjemand sollte mit dem König über die Höflichkeit seiner Soldaten reden , dachte Leandra, als sie die Festung erblickte. Entgegen ihrer Erwartung waren sie in den vergangenen Tagen nicht nach Westen geritten, sondern nach Nordosten – in Richtung Sharitans.
Während sie sich der Festung näherten, spürte Leandra, wie ihr Misstrauen stärker wurde. War es wirklich König Bellin, der die Soldaten geschickt hatte? Endlich erkannte sie das Wappen über dem Tor, und es gehörte der Königsfamilie. Leandra warf Fhalgun einen ärgerlichen Blick zu. Das einzig Gute an ihrer Situation war, dass sie den grimmigen Mann binnen kurzen los wäre und erführe, was der König von ihr wollte.
Zuvor erwartete sie noch eine Überraschung, denn Anura schritt ohne ein Zeichen der Unruhe durch das Tor und kümmerte sich nicht um die Menschen, die sie anstarrten. Kaum war Leandra abgestiegen, schoss ein schwarzer Schatten davon und verschwamm völlig.
„Was?“ Zum ersten Mal war Fhalgun erstaunt, und Leandra lächelte.
„Wenn ich mich recht erinnere, erwartet der König mich. Kann ich mich vorher erfrischen?“
Nachdem ihr Wunsch erfüllt worden war, führte der Hauptmann sie zum Thronsaal.
„Mein König, ich bringe Euch Leandra, die Bezwingerin Anuras“, sagte Fhalgun, nachdem er sich verbeugt hatte.
Ohne Furcht musterte Leandra den alten Mann auf dem goldenen Thron. Trotz seines Alters saß er aufrecht. Was dazu nicht passte, war sein besorgtes Gesicht und die tiefen Schatten um seine Augen. Irgendetwas raubte König Bellin den Schlaf.
„Willkommen, ich wünschte, ich hätte dich zu einer Feier einladen können, aber ich habe ein Anliegen an dich. Bitte lasst uns allein.“
Die Personen, sogar die Wachen, verließen den Raum, trotzdem bemerkte Leandra, wie sich der rote Vorhang, der die Wand hinter dem Thron schmückte und sicher einen Geheimgang verbarg, etwas bewegte. Sie waren nicht ganz allein.
König Bellin warf ihr einen langen Blick zu, er schien um Worte zu ringen.
„Du bist meine letzte Hoffnung“, flüsterte er und schloss gequält die Augen. „Bestimmt hast du schon davon gehört, dass die Königin der Amazonen uns den Krieg erklärt hat. Ich werde dir kurz erzählen, wie es dazu kam. Als ich von Königin Nerias Tod erfuhr, schickte ich meinen Sohn und ein Gefolge nach Tehu, um mein Mitleid aussprechen zu lassen. Leider geschah in der Nacht der Bestattung etwas Schreckliches. Der Fürst von Merakes raubte den Heiligen Schild der Isen. Es ist das größte Heiligtum der Amazonen, zu Recht sind sie zornig.“
Sein Blick schweifte in die Ferne.
„Habt Ihr etwas gegen den Fürsten unternommen?“
„Fürst Balark ist auf seine Insel geflohen. Sie ist fast uneinnehmbar, und mir sind die Hände gebunden, denn er hat meine Tochter, Prinzessin Soraya, in seiner Gewalt.“ Er machte eine Pause. „Mein Berater hat einen Plan entwickelt, und für den brauchen wir ein mutiges Mädchen. Willst du deine Heimat vor einem Krieg bewahren?“
Der König konnte nicht wissen, dass sie keine Mendarnerin war. Nachdem Farina sie gefunden hatte, hatte sie zum Schutze Timors den Verband wieder angelegt.
„Die Antwort ist ja, dennoch muss ich Euch etwas zeigen, bevor Ihr mir Euren Plan mitteilt.“ Sie trat näher an den Thron heran und entblößte ihre Hand. „Ich bin eine verstoßene Amazone und eine Heilerin Rheas.“
Das Gesicht zeigte erst Überraschung, dann murmelte König Bellin: „Nur eine Amazone kann so etwas verbringen. Fühlst du dich noch deinem Volk verpflichtet, Leandra?“
„Ich bin allen verpflichtet, weil ich Rhea diene, die jeden Menschen beschützt.“
„Wohlgesprochen, ich hoffe, dass der Plan deine Zustimmung findet. Es gibt einen Weg, den Palast des Fürsten von Merakes zu erreichen, ohne kämpfen zu müssen. Piraten haben im Ozean eine bewohnte Insel gefunden und fangen dort Frauen ein, um sie an Fürst Balark zu verkaufen. Allerdings hat dieser verderbte Mann eine Vorliebe für mendarnische Frauen.“
Sklavenhandel gab es noch immer? Leandra war entsetzt. Wenn Akrissa davon gewusst hätte, hätte sie den Fürsten aus dem Palast geworfen. Da dämmerte es der Amazonenprinzessin, was der Plan war.
„Ihr wollt versuchen, mich als Sklavin zu verkaufen?“
„Ja, ich hoffe, du bist nicht beleidigt.“
Sie wies auf ihre Hand.
„Dieses Zeichen gefährdet den Plan.“
„Nein, tut es
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