Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
dann fragte Leandra sich, wie ihre Mutter die Worte einfach ignorieren konnte. Zählten ihre Wünsche nicht?
„Nein.“
„Leandra, wie kannst du es wagen, mir zu widersprechen? Erfülle deine Pflicht.“
„Nicht jedes Mädchen, das in unserem Reich geboren ist, hat die Fähigkeiten zur Kriegerin, und es wird von allen akzeptiert. Warum willst du aus mir eine Kriegerin machen?“
Die Königin gab einen wilden Schrei von sich.
„Warum? Warum willst du wissen? Du stammst von der großen Khalida ab, und alle deine Ahninnen sind Kriegerinnen gewesen. Und bei Isen, es ist nicht so, dass du nicht die Fähigkeiten dazu hättest. Du bist schnell, kannst gut reiten, und ich kenne keine Amazone, die so gut Bogenschießen kann.“ Neria holte tief Luft. „Nun begreife ich, dass ich zu nachsichtig war. Ich werde dir zeigen, dass du die Erbin des Thrones der Amazonen bist, und du wirst es niemals mehr vergessen. Wie guter Stahl werde ich dich im Feuer härten.“
Bei den Worten lief Leandra ein Schauer über den Rücken.
„Was meinst du?“, fragte sie.
„Hast du Angst, meine Tochter? Ich werde deinen Flausen nicht länger dulden.“
„Das sind keine Flausen.“
„Du wirst sehen, wie ernst es mir ist. Wache!“
Atima trat ein.
„Eure Hoheit?“
„Bring einen der Gefangenen in den Thronsaal und komme mit einer weiteren Wache.“
„Wie Ihr wünscht“, sagte Atima und ging.
„Was hast du vor, Mutter?“
„Das wirst du sehen.“
Sie packte Leandra am Arm und zerrte sie durch die Gänge. In diesem Moment erinnerte sich Leandra, dass die Göttin Isen keine Kinder hatte und jede Beleidigung hart bestrafte. Sie erreichten den Thronsaal, und Neria gab ihrer Tochter einen so harten Stoß, dass sie fast gefallen wäre. Was hatte sich ihre Mutter ausgedacht? Noch nie hatte Leandra sie so wütend erlebt.
Die Wachen brachten einen Mann in den Raum, der anscheinend ein Erbe der Vohraner war. Sein Körperbau war kräftig, und sein Blick irrte hin und her.
„Was soll das? Warum weckt ihr mich mitten in der Nacht?“
„Ich habe dir einen Vorschlag zu machen.“
Misstrauisch sah er die Königin an.
„Einen Vorschlag?“
„Oh ja, ich denke, er wird dich sehr interessieren.“
Leandra wagte nicht, einen Ton von sich zu geben. Ihr Herz raste.
„Wachen, eure Schwerter.“ Die beiden Amazonen übergaben der Königin die Waffen. „Es ist ganz einfach, du wirst gegen meine Tochter auf Leben und Tod kämpfen.“
Leandra keuchte entsetzt. Oh, wohin hat mich dein Rat geführt, Enos ? Nun musste sie sich der Situation stellen, die sie am meisten fürchtete. Der Mann musterte Leandra und fuhr sich nervös über die Unterlippe.
„Was ist, wenn ich sie töte?“
Leandra sah zu ihrer Mutter auf, die den Kopf wandte, um ihr in die Augen zu sehen.
„Ich hoffe es nicht, doch dann bist du frei.“
Kurz meinte Leandra, ein trauriges Schimmern in den grünen Augen zu erkennen. Es verschwand so schnell, dass sie sich nicht sicher war, ob es vielleicht nur Einbildung war. In erster Linie war Neria Königin der Amazonen.
„Einverstanden“, sagte der Räuber, und die Königin warf ihnen die Schwerter vor die Füße. Wie eine Schlange schoss der Mann vor und ergriff das Schwert, um sich auf Leandra zu stürzen, die im letzten Moment zur Seite sprang. Kurz warf sie einen Blick auf das nun in die Ferne gerückte Schwert. Meine Mutter weiß, dass ich besser mit dem Stab kämpfen kann . Die Prinzessin wich ihrem Angreifer abermals aus und sah, dass die Wachen von der Tür aus zusahen. Sie konnte den Kampf nicht vermeiden, indem sie floh.
„Stell dich ihm!“, rief ihre Mutter.
Aus dem Augenwinkel sah sie das Schwert. Behalte immer deinen Feind im Auge , lautete eine der ersten Lektionen, die eine Amazone lernte. Diesmal war Leandra nicht schnell genug, und die Schwertspitze ritzte leicht ihren linken Unterarm.
Der Vohraner lachte.
„Rotes Blut.“
Die Tür schwang auf, und im nächsten Augenblick hörte man das Sausen eines Wurfsterns. Der Mann schrie auf und griff sich an den Fuß, wo er getroffen wurde. Farina , dachte Leandra erleichtert, als sie die riesige Amazone erblickte. Trotz ihrer Größe war Farina schnell und von schlanker Gestalt. Man gewann den Eindruck, als hätten die Götter sich einfach vermessen. Farina sah die Königin an.
„Was soll das?“
Keine andere Amazone wagte, so mit der Königin zu sprechen, doch da die beiden Blutschwestern waren, blieb Neria ruhig.
„Du hast meine Lehrstunde unterbrochen.“
„Wolltest du mich
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