Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
während sie in Gedanken einen Segen sprach. Der Affendämon wurde ganz steif, und sein Blick ging ins Leere. War er wirklich gebannt? Nein, sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Leandra wusste nicht, wie lange dieser Zustand anhielt. Sie huschte den Pfad entlang, und als ihre Schuhe ganz dreckig vom Schlamm waren, merkte die Heilerin, dass sie verfolgt wurde. Beunruhigt sah Leandra hoch zu den Bäumen und lauschte. Es war still, dennoch hatte sich das Bild, wie die Affendämonen die Tiere gepackt hatten, tief in ihr Gedächtnis eingegraben. Wenn sie Leandra einholten, war es vorbei. So versteckte sie sich zwischen den Zweigen eines schrecklich stinkenden Busches, der ihren eigenen Geruch sicher überdeckte, und wartete ab.
Ulura erschien, und Leandra war erstaunt, als diese sich zielstrebig den Busch näherte. Ich bin schneller als sie , dachte die Amazonenprinzessin und lief los. Plötzlich war die Hexe vor ihr und stieß ihr den Stab in den Magen. Leandra sank zur Erde und blickte zur Alten hoch.
„Wie ist das möglich?“
Sie grinste.
„Ja, wer, glaubst du, hat das Herz des Dämons gegessen? Es schlägt in meiner Brust und stärkt meine Kraft.“
„Du hast sein Herz gegessen?“ wiederholte Leandra entsetzt.
„So ist es.“
Ein wütendes Geschrei ertönte, und ein Schatten warf sich auf die Hexe. Bereits der erste Hieb hatte Ulura getötet, doch der Schwarze zerriss in Raserei ihren Körper. Einen Moment war Leandra vor Grauen gelähmt, dann wirbelte sie herum und lief davon. Ihre Gedanken überschlugen sich. Bestimmt hatte Ulura die Affendämonen kontrollieren können, weil sie das Herz gegessen hatte. Wenn die Hexe tot war, war der Dämon wieder sein eigener Herr, und wer weiß, welche Kräfte er besaß.
Plötzlich sackte sie im Morast ein, und nichts war in Reichweite, woran Leandra sich herausziehen konnte. Sie rief um Hilfe und betete zu Rhea, dass diese in Gestalt ihrer Freunde kam.
„Leandra!“
Im ersten Moment glaubte sie, sich verhört zu haben, da wurde ihr Name ein zweites Mal gerufen.
„Hier bin ich!“, antwortete sie. „Passt auf, hier ist Morast!“
Als die sechs Männer erschienen, war sie bis zum Hals eingesunken, und Timor keuchte erschrocken auf.
„Wir holen dich da raus!“
„Bleib ganz ruhig“, sagte Adain, und Leandra fragte sich, wen er damit meinte. Timor oder sie. Währenddessen wühlte Yokan eilig in seiner Tasche, zog ein Seil hervor und warf es ihr zu. Leandra bekam es zu fassen, und der starke Matrose zog sie heraus. Ohne auf den Schlamm zu achten, umarmte Timor sie.
„Schön, dass wir dich wiederhaben.“
Adain blickte in die Richtung, aus der Leandra geflüchtet war.
„Wir haben Schreie gehört. Was war los?“
„Der Dämon hat sich an Ulura gerächt“, flüsterte Leandra, „und wir sollten verschwinden, bevor er sich uns zuwendet.“
Alle nickten und eilten durch den Sumpf, um so schnell wie möglich zum Schiff zu gelangen. Der Boden wurde bereits fester, und Leandra erzählte in kurzen Worten, was sich zugetragen hatte. Als sie den Dschungel erreichten, meinte Timor: „Wir haben es gleich geschafft.“
Hinter sich hörten sie aufgeregtes Kreischen.
„Da vorne ist eine Lichtung!“, rief Farina. „Wenn wir sie erreichen, bilden wir einen Kreis.“
Das kurze Stück zur Lichtung empfand Leandra wie eine weite Strecke. Wachsam standen sie Rücken an Rücken, und Farina enthüllte den heiligen Schild. Drei graue Affendämonen setzten in den Baumkronen über sie hinweg, ohne sie zu beachten.
„Sie sehen nicht aus, als würden sie jagen, sondern als ob sie vor etwas flüchten“, flüsterte Timor.
Leandra erstarrte, denn eine schreckliche Ahnung keimte in ihr. Im nächsten Moment schnellte ein Schatten von einem Ast. Wie befürchtet war es der Schwarze - wie verändert er war. An einigen Stellen war das Fell ausgefallen und die Haut angespannt, als würde sich etwas darunter seinen Weg in die Freiheit suchen. Bei den Göttern, er verwandelte sich zurück! Das blutverschmierte Maul zog sich wie zu einem Grinsen zurück und entblößte spitze Zähne.
„Spüre die Macht unserer Göttin!“, rief Farina, hob den Heiligen Schild und stimmte eine Hymne für Isen an. Der Schwarze kreischte auf, wandte sich ab und setzte den Grauen nach.
„Los, wenn er die anderen gefressen hat, wird er nicht mehr aufzuhalten sein.“
Die sieben Menschen liefen los, und als sie den Strand erreichten, sprangen sie ins Boot und ruderten zur Roten Nixe. Von der Reling erblickte Leandra
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