Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
seltsame Verhalten der Prinzessin gedrungen. War sie weggelaufen oder hatte Königin Neria sie verstoßen? Mein Vater hat sich nicht einmal dafür interessiert, was ich davon halte , dachte Timor wütend. Und selbst wenn Leandra hilfreich war, würde sie auch gegen ihre eigenen Leute kämpfen? Wohl kaum. Timor unterdrückte ein Seufzen. Wenigstens hatte er heute den Namen des Schiffes erfahren, mit dem Enos und sein Vater nach Tehuna segeln wollten. Seeperle . Der Seher hatte Leandra anvertraut, was damals geschehen war, während sein Vater ihm kein einziges Wort erzählt hatte.
Allmählich stieg Nebel auf und verhinderte Timors Sicht auf die Berge. Er wurde so dicht, dass man nicht mehr als zehn Schritte weit schauen konnte. Selbst die aufgehende Sonne konnte die trüben Schleier nicht vertreiben.
Sein Vater wachte auf und streckte seine Glieder, Leandra schlief noch. Ob sie sich erschrecken würde, wenn er sie weckte? Er stand auf, aber die Amazone schlug die Augen auf, als er den ersten Schritt auf sie zumachte.
„Wir wollen frühstücken.“
Leandra nickte, und nachdem sie gegessen hatten, brachen sie auf. Die Sonnenstrahlen wurden stärker, dennoch blieb der Nebel, und sie waren sich nicht mehr sicher, ob sie noch in die richtige Richtung marschierten. Plötzlich sauste ein Pfeil in das nächste Gebüsch, und Timor fuhr herum. Leandra, die hinter ihnen gegangen war, ließ den Bogen sinken.
„Was sollte das?“
„Dort saß ein Kaninchen.“
„Hast du es getroffen?“, fragte Adain.
„Ich schaue nach.“
Leandra ging zum Busch, und Timor wünschte sich, dass sie das Tier verfehlt hatte, da kam sie mit einem fetten Kaninchen wieder zurück.
„Ein hervorragender Schuss“, meinte Adain.
Leandra lächelte.
„Es ist vielleicht etwas früh für Mittag, trotzdem sollten wir ausnutzen, dass der Nebel unser Feuer verbergen wird.“
„Stimmt, lass uns Holz sammeln, Timor.“
Erst wollte er widersprechen, dann fiel ihn ein, dass es die Gelegenheit war, mit seinem Vater zu sprechen. Als sie sich genug von Leandra entfernt hatten, flüsterte Timor: „Warum hast du mich nicht nach meiner Meinung gefragt?“
Adain nahm einen weiteren Ast auf.
„Worüber?“
„Worüber fragst du? Ob ich sie als Reisebegleitung haben will!“
„Niemand sollte alleine durch das Asol-Gebirge reisen.“
„Du sagst immer, dass man vor dem Handeln nachdenken muss. Was wird sie tun, wenn die Amazonen uns einholen?“
„Das werden wir sehen, bis dahin betrachte ich sie als Bereicherung.“
„Vater!“
„Sei still und sammle weiter.“
Am liebsten hätte Timor seinen Vater das Holz hinterher geworfen. In den mendarnischen Sagen mussten Prinzessinnen immer beschützt und gerettet werden, Leandra jedoch war eine Amazonenprinzessin und kam alleine zurecht. Wieso sah sein Vater das nicht ein? Sie konnte sogar zu einer Gefahr werden. Ich werde wachsam bleiben , beschloss Timor.
Nachdem Adain und Timor genug Holz hatten, kehrten sie zurück. Leandra hatte das Tier vorbereitet, und sie entzündeten ein Feuer, um das Kaninchen zu braten. Timor musste zugeben, dass es großartig schmeckte.
Frisch gestärkt gingen sie weiter und bemerkten, dass sich das Tal zu einer Schlucht verengt hatte. Schließlich standen sie vor einem riesigen Geröllhaufen, der den ganzen Weg versperrte. Anscheinend hatte es hier einen Steinschlag gegeben.
Adain legte den Kopf in Nacken.
„Wegen dem Nebel kann ich gar nicht sehen, wie hoch der Steinberg ist. Könnt ihr etwas erkennen?“
Leandra und Timor schüttelten den Kopf, und Adain zuckte mit den Schultern.
„Es ist sowieso spät, also können wir hier lagern. Wenn wir Glück haben, sind die Witterungsbedingungen morgen besser.“
Karuna, die Göttin des Glücks, hatte seinen Vater wohl gehört. Am nächsten Morgen war es nicht mehr nebelig, und sie sahen, dass der Geröllhaufen ungefähr fünfzehn Fuß hoch war.
„Ich klettere erst einmal alleine hoch“, sagte Adain und stieg hinauf. Als der Jäger oben war, winkte er ihnen zu und Timor und Leandra folgten ihm. Von hier sahen sie, dass die Schlucht weiter nach Westen verlief, und nahmen ihren Weg wieder auf.
In der Gewalt der Trolle
Mittlerweile waren sieben Tage vergangen, und sie hatten einige anstrengende Kletterpartien hinter sich. Leandra wusste, dass diese aber noch leicht gewesen waren.
„Unsere Vorräte reichen für zwei weitere Tage“, sagte Adain, als sie an einem Fluss rasteten, der durch ein kleines Tal führte. Timor stand im Wasser und hielt
Weitere Kostenlose Bücher