Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
konnte Timor nur zustimmen, doch die Trollfestung war sicher riesig. Allein von dem Thronsaal führten vier Tunnel fort.
„Am besten nimmt jeder einen Gang“, schlug sie vor, und Adain nickte.
„Gut, spätestens nach einem Tag treffen wir uns hier wieder.“
Die drei Gefährten trennten sich, und jeder betrat einen der Tunnel. Leandra ging in den rechten und musste bald feststellen, dass er tiefer in den Berg hereinführte. Unwahrscheinlich, dass sie hier einen Weg fand, aus der Trollfestung zu entkommen. Hoffentlich haben die anderen mehr Glück , dachte Leandra.
Schon lange war Timor an keiner Höhle mehr vorbei gekommen, und der Gang verlief ziemlich gerade. Es ließ ihn hoffen, dass er den Trollen als Verbindungsweg gedient hatte. Außerdem bemerkte Timor, dass die Smaragdflechten weniger wurden, so kratzte er eine Handvoll von den Wänden, damit er weiterhin Licht hatte. Plötzlich machte der Gang eine scharfe Biegung nach rechts und endete an einer Art Treppe, die nach oben führte. Aufgeregt folgte Timor ihr. Kaum war er oben angekommen, erhob sich ein wildes Kreischen und lederartige Körper streiften ihn. Timor ließ sich auf den Boden fallen. Fledermäuse! Hier musste es einen Weg nach draußen geben. Als sich die Tiere wieder beruhigt hatten, hob er den Kopf und bemerkte auf der anderen Seite der Höhle Licht. Misstrauisch warf Timor einen Blick nach oben. Die meisten Fledermäuse hingen wieder von der Decke und schienen ihn feindselig anzustarren, deshalb durchquerte er den Raum lieber auf allen vieren. Nachdem er den Durchgang erreicht hatte, fand Timor einen kleinen Raum mit einem Fenster vor. Da es für Trolle gedacht war, lag es ziemlich hoch und er musste hinaufklettern. Von dort aus konnte er eine öde Schlucht überblicken, aber es war nicht die, über die sie in die Trollfestung gelangt waren. Umso besser , dachte Timor, so werden wir den Amazonen kaum begegnen, und sie verlieren unsere Spur . Die Wand selber war zu steil, um hinabzusteigen, doch der hochgewachsene Nadelbaum davor schien nach einem beherzten Sprung, ein Weg nach unten zu sein.
In wenigen Stunden würde es Nacht werden, und er sollte sich besser in der Höhle mit den Fledermäusen verbergen, statt zu riskieren, im langen Gang einem Troll über den Weg zu laufen. Zwischen einigen Felsen fand er ein gutes Versteck und wartete ab.
Zwei Trolle erschienen, und sogleich fingen sie an, sich wüst zu beschimpfen, bis sie schließlich aufeinander losgingen. Gelangweilt sah Timor ihnen zu, bis ihm die Augen zu fielen. Erst die zurückkehrenden Fledermäuse weckten ihn, und er spähte vorsichtig über den Felsen. Die Trollgeister saßen sich gegenüber und starrten sich schweigend an. Als sie endlich verschwanden, machte Timor sich sofort auf den Rückweg.
Leandra wartete bereits am Thron. Sie bemerkte sein Näherkommen nicht, sondern blickte gedankenverloren auf den Boden.
„Es ist gefährlich, hier zu träumen.“
Leandra hob den Kopf.
„Du hast Recht, Timor. Leider habe ich nichts entdeckt. Hattest du mehr Glück?“
„Ja, ich habe einen Ausgang gefunden.“
Die Amazonenprinzessin warf die Arme um ihn, und Timor errötete. Er konnte zwar nicht erklären warum, trotzdem gefiel es ihm, ihren Körper so dicht an seinem zu spüren.
„Den Göttern sei dank“, flüsterte Leandra und löste sich von ihm. Hoffentlich war im grünen Schimmer der Smaragdflechten seine Wangenfarbe nicht zu erkennen.
„Wo ist mein Vater?“
„Hier bin ich.“ Eine Hand legte sich von hinten auf seine Schulter, und Timor wandte den Kopf. Adain lächelte. „Gut gemacht, mein Sohn, also wird das heute die dritte und letzte Nacht sein.“
Wieder versteckten sie sich hinter dem Thron, und wieder versuchten die Trolle, ihren König mit Kämpfereien zu unterhalten. Fast könnte man Mitleid mit ihnen haben , dachte Timor, doch wahrscheinlich bekommen sie genau das, was sie verdient haben .
Am nächsten Morgen folgten Adain und Leandra ihm in den linken Tunnel, und nach einem langen Marsch erreichten sie die Treppe.
„Passt auf, oben sind Fledermäuse“, warnte Timor die beiden und legte seine Hand über die Smaragdflechten, um das Licht zu dämmen. Vorsichtshalber duckten sie sich, bevor sie die letzten Stufen erreichten. Diesmal blieben die Fledermäuse ruhig, und die Gefährten schritten langsam durch den Raum und betraten die dahinter liegende Höhle. Adain kletterte zum Fenster hoch und schätzte die Stärke des Astes ab, dann kam er wieder hinunter und
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