Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
ist.“
„Vielleicht finden wir etwas, das uns hilft, das Loch zu erreichen.“
Leandra hoffte, dass Timor recht hatte, und blickte sich um. Dieser Raum war völlig leer. Rechts von ihnen befand sich ein Tunnel. Auf einmal knirschte es hinter ihnen, und sie fuhren herum. Die Säule, die die Höhle stützte, bekam Risse.
„Sofort raus hier!“, rief Adain.
Sie liefen zum Ausgang und erreichten ihn, bevor die Decke einstürzte. Das war wirklich knapp gewesen, und weil ihnen keine Wahl blieb, folgten die drei Gefährten dem Gang. Gelegentlich lagen auf dem Weg verrostete Waffen, ansonsten fanden sie in den Höhlen nichts.
Als sie eine Pause machten, sprach Adain: „Wenigstens werden wir dank der Smaragdflechten weder verdursten noch verhungern.“
Sein Sohn verzog das Gesicht, als hätte er Magenkrämpfe.
„Reiß dich zusammen, Timor. Wir wissen nicht, wie lange wir brauchen, um hier raus zu kommen, also sollten unsere Vorräte nur anrühren, wenn wir nichts anderes mehr haben.“
„Das hört sich sehr vernünftig an“, meinte Timor, trotzdem hatte sich an seinem Gesichtsausdruck nichts geändert.
Leandra berührte die Flechten. Sie fühlten sich feucht und glitschig wie Schnecken an.
„Zerteile sie in kleine Teile und schluck sie schnell runter.“
Mit ihrem Dolch kratzte die Prinzessin ein paar der Pflanzen von der Wand, und wie Timor ihr geraten hatte, zupfte sie etwas ab, steckte das Stückchen in den Mund und wollte es sofort schlucken. Der faulige Geschmack jedoch ließ es Leandra wieder ausspucken.
„Verdammt! Da überlegt man ernsthaft, ob man nicht lieber verdurstet.“
Der Jäger versicherte ihr, dass wenn man die richtige Technik herausgefunden hatte, kaum etwas schmeckte, und Leandra versuchte es noch einmal. Obwohl es fast genauso widerlich war, schluckte sie die Flechte hinunter.
Nachdem sie ihre körperlichen Bedürfnisse erfüllt hatten, gingen Adain, Timor und Leandra weiter. Sie kamen in eine riesige Höhle und entdeckten zum ersten Mal etwas, das wie ein Möbelstück aussah. Aus einem einzigen großen Stein war ein Sitz gehauen worden. Offensichtlich hatten sie den Thronsaal gefunden.
Plötzlich stellten sich Leandra die Nackenhaare auf, und sie flüsterte: „Wir sollten uns verstecken.“
Keiner widersprach, auch Adain und Timor spürten, dass sich eine tödliche Gefahr näherte. Hinter dem Thron suchten sie Deckung, und im nächsten Augenblick war der ganze Raum voller Trolle, aber sie waren nur Schatten der Vergangenheit. Jedem konnte man ansehen, wie er gestorben war. Eines dieser Wesen hatte eine klaffende Wunde am Kopf, den nächsten ragte ein Pfeil aus dem Hals und einige hatten so viele Wunden, dass man nur raten konnte, welche zum Tod geführt hatte. In ihrer Mitte erschien ein weiterer Troll, der die anderen Ungeheuer überragte. Als diese sich verbeugten, wurde Leandra klar, dass das ihr Anführer war. Nachdem die Trolle eine Gasse gebildet hatten, schritt er zu seinem Thron.
„Eine weitere Nacht ohne Freuden“, brummte der König der Trolle und setzte sich.
„Verflucht seien die Überlebenden, dass sie uns nicht bestatteten!“, riefen die anderen.
„Ja, die sind längst zu Staub geworden, während wir noch immer hier sind und hier auch bleiben werden.“ Er seufzte und machte er eine ungeduldige Handbewegung. „Los, unterhaltet euren Anführer.“
Ein Troll, der ziemlich klein war und Arme hatte, die bis zum Boden reichten, trat vor.
„Wer will gegen mich kämpfen?“
„Ich.“ Kaum hatte sein Gegner das gesagt, stürzte er sich auf ihn. Obwohl sie erbittert gegeneinander kämpften, bekam keiner eine neue Wunde. Die anderen Trolle feuerten die beiden ohne wirkliche Begeisterung an, wahrscheinlich weil sie jede Nacht so einen Kampf sahen.
„Schau mal, dort läuft eine Ratte.“
Die Worte lösten eine wilde Jagd aus. Die Trolle hetzten dem kleinen Tier hinter und schubsten einander fort. Schließlich umschloss einer die Ratte mit seiner Hand. Eigentlich war es unmöglich, dass ein Geist etwas Lebendes richtig berühren konnte, dennoch kreischte das Tier vor Schmerzen und verendete. Anscheinend tun die lebenden Trolle recht dran, diesen Ort zu fürchten , dachte Leandra. Sie konnten nur hoffen, dass keines der Ungeheuer sie bemerkte. Adain, Timor und die Prinzessin warteten ab, und endlich verblassten die Umrisse der Geister.
„Isidor sei dank, sie sind fort“, sagte Timor.
„Bis die nächste Nacht hereinbricht.“
„Bis dahin will ich hier raus sein, Vater.“
Leandra
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