Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
Leben noch vor sich hat, und eine alte Frau, die Freud und Leid des menschlichen Daseins kennt, in der Endrunde zusammenführt“, sprach Elva. „Kommen wir zum letzten Spiel.“
Ihre Begleiterin brachte ein Kästchen, und Leandra fragte sich, was wohl als Nächstes auf sie zu kommen würde. Da zog Elva rote und blaue Holzstäbchen heraus.
„In meiner Hand halte ich 14 Stäbchen. Sieben von ihnen sind rot und sieben blau, aber jeweils nur eins der Sieben ist lang. Das Spiel ist ganz einfach: Ihr werdet so lange ziehen, bis die Erste ihr langes Holzstäbchen hat.“ Sie wandte sich an die alte Frau. „Wähle eins der roten Stäbchen.“
Das Gesicht der Frau wurde noch furchiger, und sie überlegte lange, bis sie sich entschied, während Leandra sofort eins zog.
„Vergleicht sie“, forderte Elva sie auf, und sie stellten fest, dass Leandra auf Anhieb das lange Stäbchen gezogen hatte. Zum Trost bekam die Alte einen prächtigen Rosenstrauch, was sie zu Tränen rührte.
„Wann habe ich zuletzt Rosen bekommen?“, murmelte sie und verließ lächelnd die Bühne.
Elva lächelte Leandra an.
„Du bist die von Karuna gesegnete Glücksmaid, und hier ist deine Belohnung.“ Sie reichte ihr einen kleinen Beutel aus rotem Samt und wandte sie sich an die Zuschauer. „Ich hoffe, dass Karuna euch bei den Wetten beigestanden hat, und wünsche euch eine schöne Nacht.“
Der Vorhang senkte sich, und nachdem Elva ihr noch einmal kurz den Arm gedrückt hatte, verschwand sie mit der anderen Frau. Verwirrt blieb Leandra hinter den Vorhang stehen. Das war das seltsamste Fest, das sie je erlebt hatte.
Ob der Wettbewerb zur Glücksmaid schon zu Ende ist? fragte Timor sich. Eigentlich wollte er nur kurz, etwas zu trinken holen, doch bis er den Stand erreicht hatte, war einige Zeit vergangen. Zum Glück war Timor gleich dran.
Plötzlich rief ein Kind in der Nähe.
„Oh, schaut, die beiden sehen wie echte Amazonen aus!“
Timor fuhr herum und sah, dass es Iben und Jarviane waren, die ihn im selben Moment entdeckten und fluchend versuchten durch die Menschenmenge zu kommen. Rasch zwängte sich Timor an den Leuten vorbei, und als er aus dem Gedränge heraus war, warf er einen Blick über die Schulter. Nur eine Amazone verfolgte ihn. Die werde ich auch abschütteln , dachte Timor, lief in nächste Straße und blieb entsetzt stehen. Vor ihm war der Brunnen der Karuna. Verdammt, er war in eine Sackgasse gelaufen! Er drehte sich um und sah, dass Jarviane um die Ecke bog. Langsam wich Timor zurück, bis er direkt vor dem Brunnen stand. Was sollte er nun tun? Würde sie ihn vor einem Heiligtum töten?
Sie versuchte ihn zu packen, aber Timor wehrte sich so heftig, dass sie beide ins Wasser fielen.
„Was geht hier vor?“, rief eine dunkle Stimme, und überrascht ließ Jarviane ihn los.
Vor dem Brunnen stand ein Mann im schwarzen Umhang. Weil Timor ihm genauso misstraute wie der Amazone, sprang er zur Seite, während Jarviane den Fremden zornig ansah.
„Das geht euch nichts an.“
„Tatsächlich, Amazone? Weder eure finstere Göttin noch ihr haben hier etwas zu sagen.“
Instinktiv fuhr ihre Hand zum Schwert, ohne es zu ziehen. Ihr Blick ging nach rechts und wanderte langsam nach links. Timor konnte nichts erkennen. Dennoch war es unwahrscheinlich, dass dieser Mann alleine war, zu mal er wie jemand wirkte, der die Nacht nutzte, um einem Menschen einen Dolch in den Rücken zu stoßen.
Die Amazone warf Timor einen Blick zu.
„Du kannst nicht ewig davonlaufen“, sagte sie, dann ging Jarviane ohne ein Zeichen des Unbehagens an den Fremden vorbei und verließ die Gasse.
„Danke“, sagte Timor.
Sein Retter blickte ihn nur kühl an.
„Es hat mir Befriedigung verschafft, dieser Amazone eine Lektion zu erteilen. Pass besser auf dich auf und wirf eine Münze in den Brunnen.“
Lautlos ging er, und auch Timor hielt es für angebracht, zu verschwinden. Vorher wollte er jedoch tun, was der Mann gesagt hatte, und griff in seine Tasche. Sein Geldbeutel war nicht da! Timor sah sich um, und zum Glück lag er nur wenige Meter entfernt im Wasser. Nachdem er ihn an sich genommen und eine Münze in den Brunnen geworfen hatte, verließ er die Sackgasse. Misstrauisch sah Timor sich um. Obwohl er keine der Amazonen entdeckte, kehrte er nicht auf direktem Wege in die Herberge zurück.
„Da bist du ja“, sagte Leandra erleichtert, als er das Zimmer betrat. „Warum ist deine Kleidung nass?“
„Nicht so wichtig, Iben und Jarviane sind in dieser Stadt, und sie
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