Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)

Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)

Titel: Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Siebenreich
Vom Netzwerk:
ausgesprochen unglücklich aussah, und er konnte gut nachempfinden warum. Natan war ein einsamer, alter Mann, und Adain konnte nicht bei ihm bleiben, um sich um ihn zu kümmern. Dieser Gedanke musste unerträglich sein. Abrupt erhob sich der Jäger.
„Von draußen habe ich gesehen, dass das Dach undicht ist. Ich werde es stopfen gehen, und danach schaue ich mir die Einrichtung genauer an.“
„Ach, lass gut sein, bei Sturm suche ich in einer der anderen Hütten Schutz.“
„Die sind in keinen besseren Zustand“, gab Adain zornig zurück, und Natan verschränkte die Arme.
„Wenn es dir so viel bedeutet, tue es, aber ich werde dir helfen.“
Die beiden sahen sich in die Augen, und schließlich nickte Adain. Triumphierend grinste der Alte.
„Kommt, Kinder, lasst uns an die Arbeit gehen.“
Mit Kindern meinte er auch Timor und Leandra. Während sie in der Hütte die Möbel ausbesserten, flickten Adain und Natan das Dach. Am Abend waren sie damit fertig und aßen frisch gefangene Fische aus dem Weiher. Als sie schlafen gehen wollten, setzte der Alte sich in seinen reparierten Schaukelstuhl.
„Ich werde noch ein bisschen zum Fenster raussehen“, sagte er und fing an sich zu wiegen.
„In Ordnung, Vater.“
Adain legte sich hin, und auch Leandra schlief bald ein. Timor dagegen starrte nachdenklich an die Decke. Im Verlaufe des Tages hatte sich gezeigt, dass sein Großvater ein netter Mann war, und er wünschte sich, sie könnten ihn irgendwie überreden, in die Stadt zu ziehen.
„Timor, du bist noch wach, oder?“, flüsterte Natan.
„Ja.“
„Komm bitte her.“
Timor richtete sich auf und ging leise zu seinem Großvater.
„Was ist?“
„Strecke deine Hand aus.“
Überrascht gehorchte Timor und sah, dass Natan die Kette mit dem Kokon in seine Hand legte.
„Das ist das Wertvollste, was du besitzt!“
„Ja, sie hat einst deiner Großmutter gehört. Nun möchte ich, dass du die Kette nimmst und sie dem Mädchen gibst, das du liebst.“
Fast hätte er sich zu Leandra umgedreht, und Natan lächelte.
„Da dies dein erster Kokon ist, darfst du ihn weder verkaufen noch verlieren, sonst bringt es Unglück in der Liebe. Also gib gut darauf acht.“
Timors Mund wurde ganz trocken.
„Das werde ich“, versprach er.
Mit einem Seufzen sank Natan zurück und schloss die Augen.
„Ach, es ist schön, wieder Gesellschaft zu haben.“
Nach diesem Satz schlief sein Großvater ein, und Timor schlich zu seiner Schlafstätte zurück. Am nächsten Morgen wurde er durch Adains aufgeregte Stimme geweckt. Timor öffnete die Augen und sah, wie sein Vater an der Seite des Schaukelstuhls zusammensank. Sofort begriff er, was geschehen war, und sprang auf, um zu seinem Vater zu eilen und ihn zu umarmen. Lange Zeit verharrten sie so, bis Adain sich löste und sagte, dass sie Natan am Waldesrand neben seiner Frau beerdigen würden. Nachdem sie eine Weile am Grab verharrt hatten, wollte Adain ihre Reise fortsetzen. Weder Leandra noch Timor widersprachen. Leider fand er keine Worte, seinen Vater zu trösten. Alles, was ihm in den Sinn kam, würde das Gegenteil bewirken. Wie sollte er sagen, dass Natan sich keinen besseren Zeitpunkt zum Sterben hätte aussuchen können?
     

Verflucht
    Leandra war froh, dass Adain nach einem Tag völligen Schweigens wieder ganz der Alte war und sich auf die Ankunft in Maral freute. Als sie die Stadt erreichten, sahen sie, dass die Menschen ausgelassen auf den Straßen tanzten. Männer, Frauen und Kinder trugen Kostüme und Masken, und alle Läden waren geschlossen.
Plötzlich hörte eins der Mädchen auf zu tanzen und fiel Timor um den Hals, um ihn zu küssen. Lächelnd verschwand sie wieder in der Menge.
„Was war denn das?“, fragte Timor und berührte seine Lippen. „Sind die verrückt?“
„Nein, das ist das Fest der Karuna, Göttin der Gaukler und des Glücks.“ In Adain schienen Erinnerungen wach zu werden, denn er grinste wie ein kleiner Gauner. „Für Kinder ist es die schönste Zeit im Jahr. Sie dürfen ungestraft lügen und andere an der Nase herumführen.“
„Und was hast du angestellt?“, wollte Timor wissen.
„Das, mein Sohn, bleibt mein Geheimnis. Da wir schon in Maral sind, sollten wir auch zum Brunnen der Karuna gehen. Folgt mir.“
Zu Leandras Verwunderung lag der Brunnen der Karuna nicht in der Stadtmitte, sondern in einer Sackgasse. Ein riesiges Eichhörnchen aus Stein wachte über die Münzen, welche die Göttin gnädig stimmen sollten. Nachdem jeder von ihnen eine Silbermünze

Weitere Kostenlose Bücher