Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)

Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)

Titel: Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Siebenreich
Vom Netzwerk:
fragte nach dem Grund. Mit leiser Stimme antwortete Leandra, dass ihr übel wäre, und diesmal reagierte Timor.
„Wahrscheinlich ist dir der wilde Tanz nach dem Essen nicht bekommen. Komm, lass uns ein bisschen spazieren gehen.“
Leandra ergriff seine ausgestreckte Hand, und sie verließen die Runde. In einiger Entfernung vom Lager blieben sie stehen und schauten auf den Feuerschein.
„Danke, Timor, ich glaube, das war der bislang schrecklichste Moment in Mendarn. Eine Amazone ist stolz darauf, dass sie unabhängig von einem Mann ist, und ich-“
Timor berührte Leandra an der Schulter.
„Ruman ist aufdringlich, andere Männer halten sich zurück.“
„Darum geht es nicht. Weil ich Auseinandersetzungen vermeiden will, musstest du mir helfen.“
„Moment!“ Timor zog seine Hand weg. „Dich stört, dass ich – ein Mann - dir geholfen habe? Ich dachte, wir wären Freunde, und du siehst mich nur als Mann?“
„Natürlich bist du mein Freund“, widersprach Leandra.
„Ach ja? Dann wärst du nicht am Boden zerstört, denn Freunde helfen einander.“
„Du verstehst gar nicht, was ich fühle! Wenn du mich vor einem wilden Tier gerettet hättest, würde es mir nichts ausmachen.“
„Und wo ist da der Unterschied?“
Nach einer Pause antwortete sie: „Ein Tier greift mich an, weil es mich vertreiben oder töten will, während ein Mann mir meine Freiheit nehmen kann.“
Während Leandra das sagte, sah sie so unglücklich aus, dass Timors Zorn verflog. Am liebsten hätte er sie an sich gedrückt. Leandra war anders als die meisten Amazonen, trotzdem beeinflusste ihre Erziehung ihr Denken. Die ganze Zeit hatte sie ihr Wesen verleugnet, und nun, wo das schlimmste Ereignis, was einer Amazone passieren konnte, eingetreten war, hatte sie ihre Achtung vor sich verloren. Er musste Leandra helfen.
„Such dir einen Mann, der dich beschützt.“
„Wie bitte?“
„Das haben meine Kameradinnen gesagt, und wenn meine Mutter vorhin da gewesen wäre, hätte sie mich eigenhändig getötet.“
Timor packte sie an den Schultern.
„Jetzt hör mir mal zu, dass Einzige, wovon du im Moment abhängig bist, ist die Meinung anderer. Glaubst du, dass das Freiheit ist? Die Frauen hier können zwar nicht mit dem Schwert kämpfen, aber sie sind den Männern nicht ausgeliefert, und auch du wirst lernen, wie man sie in die Schranken weist. Außerdem hast du keinen Grund, dich zu schämen. Hast du nicht mehr erlebt als andere Amazonen einschließlich deiner Mutter? Du bist im Land der Roten Nebel gewesen!“
„Timor-.“ Ihre Stimme versagte, doch der Blick ihrer Augen wurde ruhiger. “Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so die Fassung verlieren könnte, und es tut mir leid, dass ich deine Gefühle verletzt habe.“
„Schon gut.“
„Wirklich?“
Er lächelte. „Ja, nun sollten wir zum Lager zurückgehen.“
„Du hast recht.“
Am Feuer erzählte ein Zigeuner gerade einen Witz, und alle lachten laut. Plötzlich wurde eine Wagentür aufgestoßen, und eine buckelige Alte kam heraus.
„Was macht ihr für einen Lärm?“, rief sie und fuchtelte mit ihrem Gehstock.
„Verzeih, wenn wir dich gestört haben. Schau, wir haben Gäste.“
Zuerst musterte die Alte Adain, dann Leandra, und als ihr Blick auf Timor fiel, stieß sie einen entsetzten Schrei aus.
„Seid ihr blind? Auf ihn liegt Karunas Fluch, schickt sie fort!“
Die Gespräche verstummten, und Timor fragte sich, ob das vielleicht geplant war. Steif erhob sich Fannar. Von seinem Gesicht war das breite Lächeln völlig verschwunden.
„Ich bitte euch zu gehen.“
„Moment, was ist das für ein Fluch?“, fragte Leandra.
„Geht!“
Adain erhob sich.
„Wir danken euch für eure Gastfreundschaft, auch wenn sie kurz währte. Timor, Leandra, lasst uns gehen.“
Nachdem sie ein paar hundert Meter weiter gezogen und ihr eigenes Lager aufgeschlagen hatten, meinte Leandra: „Komisches Volk, was meinte die Alte damit?“
Adain zuckte mit den Schultern.
„Manchmal sind diese Leute seltsam.“
Timor war sich dessen nicht so sicher, wenn er sich an die Ereignisse des Tages erinnerte. Die vielen Missgeschicke erschienen nicht mehr zufällig.
„Vielleicht spürt sie das Unglück, das mich heute verfolgt.“
„Ein schlechter Tag ist noch kein Fluch. Was solltest du getan haben, um Karuna zu erzürnen?“
Timor dachte nach. Götter konnte man beleidigen, wenn man schlecht über sie redete oder sich falsch an ihren heiligen Stätten verhielt. Er war in den Brunnen der Karuna gefallen, und er

Weitere Kostenlose Bücher