Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
hatte …
„Auf der Flucht vor Jarviane landete ich vor dem Brunnen der Karuna, und als ich mich wehrte, fielen wir beide ins Wasser. Plötzlich tauchte ein Mann auf und drohte Jarviane, und sie zog sich zurück. Bevor er verschwand, sagte er, ich solle eine Münze in den Brunnen werfen. Das wollte ich tun, aber mein Geldbeutel war verschwunden. Ich war erleichtert, als ich ihn in der Nähe fand.“
„Im Wasser?“
Timor nickte, und sein Vater rieb sich die Stirn.
„Oh, Timor, du hättest ihn im Brunnen lassen sollen. Karuna selbst hat dafür gesorgt, dass du das Geld dort verlierst.“
„Was wird jetzt passieren?“, fragte Leandra. „Ich meine, was bewirkt der Fluch?“
„Unglück.“
Unglück, das war der passende Ausdruck für die Dinge, die Timor widerfahren waren.
„Wie lange wirkt der Fluch?“
„Das weiß die Göttin allein. Hoffen wir, sie beachtet, dass du, ohne nachzudenken, gehandelt hast. Warten wir den nächsten Morgen ab und gehen nun schlafen.“
Anderes konnten sie wohl nicht tun. Timor wickelte die Bettdecke eng um sich und starrte in das Feuer. Nach einer Weile setzte sich Leandra, die Wache hielt, zu ihm.
„Jetzt bin ich dran, dich aufzumuntern.“
„Irgendwie ist der Gedanke, dass ich verflucht bin, seltsam. Ich habe immer gedacht, dass ein Fluch unsägliche Qualen mit sich bringt.“
„Jeder Gott hat seine eigene Art, jemanden zu verfluchen, und dies passt zur Glücksgöttin. Wahrscheinlich gehört sie auch zu denen, die am leichtesten vergeben.“
Timor sah zu Leandra hoch und fand es schön, dass sie ihm so nahe war. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er ein.
Ein plötzlicher Schrei weckte ihn, und er sah, wie Iben Leandra die Schwertklinge an die Kehle hielt. Hasserfüllt zischte die blonde Amazone: „Es ist deine Schuld, dass sie uns entkamen und ich eine meiner Amazonen in den Bergen verloren habe.“
„Lass Leandra in Ruhe!“, rief Timor und zog seinen Dolch.
Iben stieß sie zur Seite.
„Du willst vor ihr sterben? So soll es sein.“
Ein Schlag raubte ihm das Bewusstsein, und als Timor zu sich kam, hatte er Angst, was er sehen würde, wenn er die Augen öffnete.
Da hörte Timor Leandra sagen: „Wir müssen diesen Fluch von ihm nehmen.“
Er riss die Augen auf und sah, dass sein Vater und Leandra ihm gegenübersaßen und ihn besorgt betrachteten.
„Leandra, dir ist nichts passiert!“ Er wollte aufstehen, doch seine Hände und Füße waren gebunden.
„Warum bin ich gefesselt?“, fragte Timor.
„Der Fluch verändert deine Wahrnehmung. Du hast mich für jemand anders gehalten und wolltest mich angreifen.“
Entsetzt sah Timor Leandra an. Also war Iben nie hier gewesen, er blickte seinen Vater an.
„Hast du mich von hinten niedergeschlagen?“
Verlegen nickte Adain.
„Eigentlich wollte ich dich nur festhalten, aber ich bin über eine Wurzel gestolpert und mein Handballen traf deinen Kopf. Anscheinend wird die Glücksgöttin über dein Verhalten nicht so bald hinwegsehen. Wir müssen zu einem Tempel der Karuna und fragen, wie der Fluch aufgehoben werden kann.“
Timor nickte.
„Gibt es in der Nähe einen Tempel der Karuna?“
“In Vendan, die Stadt ist sechs Tagesmärsche entfernt.“
„Sechs Tagesmärsche?“ Timor spürte, wie ein kalter Schauder ihn überlief. „Lasst meine Hände gefesselt, ich möchte nicht noch einmal einen von euch gefährlich werden.“
Sein Vater nickte, und nachdem er und Leandra ihm ermutigende Dinge gesagt hatten, übernahm Adain die Wache. Leandra und Timor legten sich wieder hin, trotzdem dachte er nicht ans Einschlafen. Timor hatte das Gefühl, als würde er an einen Abgrund stehen. Wenn er sich nicht mehr auf seine Sinne verlassen konnte, worauf dann?
Leise wisperte er: „Göttin der Gaukler und des Glücks, ich will alles tun, damit du mir vergibst, und alles auf mich nehmen. Ich bitte dich: Verschone Leandra und meinen Vater.“
Tod und Vergebung
Nachdem Akrissa nach Tehu zurückgekehrt war, hatte sie viel zu tun. Sie hatte den Bau von Kriegsschiffen zu veranlassen und Amazonen für die Seefahrt auszubilden. Sie fragte sich, ob die Mendarner sie wohl zuerst angreifen würden. Anderseits war auch ihre Flotte in den Zeiten des Friedens geschrumpft und König Bellin würde sicher nicht den ersten Schlag ausführen. Es klopfte, und Atima trat ein.
„Was ist?“
„Eine Truppe hat im Rothan-Wald eine Bande der Erben der Vohraner aufgespürt.“
„Sind sie alle tot?“
„Wie ihr es befohlen habt, würden keine Gefangenen
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