Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
ihnen ein kurzes Lächeln zu.
„Natürlich der Eingang zum Tempel der Göttin.“
Timor unterdrückte ein Stöhnen. Die Sucherei hätten sie sich also sparen können.
„Am besten ich gehe alleine, ihr könnt inzwischen etwas essen.“
„Wir werden auf dich warten“, sagte Leandra. „Immerhin warst du derjenige, der am meisten Hunger hatte.“
„Stimmt, und ich hoffe, ich kann bald wieder essen, ohne dass ich mir die Zunge verbrenne, mich verschlucke oder Sonstiges. Wünscht mir Glück.“
Timor stieg die Treppe hinunter und musste einen langen Gang folgen, bis er zu einer Tür kam. Zu beiden Seiten der Tür standen goldene Opferschalen, in denen verwelkte Blütenblätter lagen. Das soll wohl die zwei Gesichter der Karuna zeigen , dachte Timor und öffnete die Tür. Er trat in eine von zahlreichen Kerzen erleuchtete Halle, aber wirklich hell war der Raum nicht. Zugluft ließ die Kerzen unruhig flackern, und die Schatten jagten das Licht. In der Mitte der Halle saß eine Gestalt im weiten Gewand.
„Willkommen, Fremder.“ Die Stimme war weiblich und klang freundlich.
„Seid Ihr eine Priesterin?“
„Manchmal bin ich das.“
„Und in diesem Moment?“
Die Frau erhob sich und breitete die Arme aus.
„Wäre ich sonst hier?“
Timor unterdrückte ein Stöhnen und hoffte, dass er auf seinen nächsten Satz eine vernünftige Antwort bekam.
„Ich möchte die Hohepriesterin wegen eines Fluchs sprechen.“
„Unsere Göttin hat ihre eigene Art, die Leute zu prüfen, ob sie dieser Ehre würdig sind.“ Sie deutete auf einen der Vorhänge. „Nimm dir eine Kerze und folge dem dahinter liegenden Gang.“
Nachdem Timor sich eine Kerze genommen hatte, schlug er den Vorhang zur Seite und sah, dass der Gang nach wenigen Metern an einer Spiegeltür endete. Er öffnete sie, und mehrere Ausführungen seiner selbst blickten ihn gespannt an. Die Wände waren mit Spiegeln verkleidet, und er konnte einen von drei Wegen wählen.
Die Prüfung der Karuna war ein Labyrinth? Timor entschloss sich, immer den rechten Weg zu nehmen, dennoch hatte er bald das Gefühl, sich verirrt zu haben. Als er wieder am Startpunkt ankam, sah Timor besorgt auf die Kerze, die bereits zur Hälfte runter gebrannt war. Er musste schnell den Ausgang finden.
Wenn Timor die Kerze dicht an die Spiegel hielte, würde sich Ruß bilden, und er würde sehen, welchen Weg er schon genommen hatte. Diese Art der Markierung würde der Hohepriesterin allerdings sicher nicht gefallen. Diebe and andere Schurken hatten raffiniertere Markierungen. Timors Gedankengang stoppte. Was, wenn es bereits eine gab? Er ging in die Knie, um sich den Boden genauer anzuschauen, dabei bemerkte er einen kaum sichtbaren Streifen zwischen Spiegel und Fassung. Krabbelnd folgte er ihm und gelangte zu zwei Türen, über denen ein Schild mit der Aufschrift WÄHLE stand.
Welche sollte er öffnen? Er entschied sich für die linke und schlug sie sofort zu, als er sah, dass der Gang in Flammen stand. Also musste die rechte Tür die richtige sein, doch dieser Weg endete in einer Sackgasse. Timor hoffte, dass es eine Geheimtür gab, und suchte die Wände ab. Nichts. Er durfte nicht aufgeben, sonst war er weiterhin eine Gefahr für Leandra und seinen Vater. Wenn er sie wieder angriff ... Er hielt inne. War das des Rätsels Lösung? Die Göttin hatte seine Augen getäuscht, was war, wenn die Flammen im Gang ebenfalls nur eine Illusion waren?
Er ging zurück und öffnete die linke Tür. Das Feuer knisterte schrecklich, und vorsichtig trat Timor in Gang. Weil er keine Hitze fühlte, ging er weiter. Der lange Gang endete in einer großen, schwach erleuchteten Halle, wo eine Priesterin vor der Statue Karunas stand. Ob sie gerade betete oder ihn einfach missachtete, wusste Timor nicht und wartete.
Schließlich räusperte er sich und sagte: „Seid gegrüßt, Hohepriesterin, ich bin gekommen-“
„Um den Fluch der Karuna aufzulösen, ich weiß.“ Sie drehte sich um, und Timor sah, dass es sich um eine alte Frau handelte.
„Könnt Ihr mir helfen?“
„Unsere Göttin ist eine der geduldigsten Götter. Was hast du getan, um ihren Zorn zu wecken?“
„Es geschah nicht mit Absicht“, versicherte Timor und erzählte, was geschehen war.
Nachdem die Priesterin erfahren hatte, weswegen er verflucht wurde, schwieg sie, und Timor merkte, wie er sich anspannte. War die begangene Tat so schlimm? Als sie endlich sprach, zuckte er zusammen.
„Ich werde dir eine Aufgabe geben. Wenn du sie erfüllst, wird der Fluch von
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