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Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)

Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)

Titel: Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Siebenreich
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hatte.
    Ziellos wanderte Timors Blick im Raum umher, während sich sein Vater und Farina wie üblich stritten. Diese Stadt und auch die alte Herberge, in der sie Unterschlupf gefunden hatten, erinnerten ihn an abgestandenes Bier. Man konnte damit seinen Durst löschen, allerdings schmeckte es übel. Dieser Ort war genauso, und Timor konnte nicht verstehen, warum die Menschen Ios nicht verließen. Das Einzige, was hier Lebendigkeit versprühte, waren Farina und Adain. Seit Leandra fort war, waren ihre Streitereien schlimmer geworden. Farina war angriffslustig wie eine Bärenmutter. Timor grinste schräg. Vielleicht war dieser Vergleich gar nicht so falsch.
Er wollte nach seinem Glas Wasser greife und bemerkte, dass es leer war, so ging er zur Theke, wo zwei Männer saßen. Sie waren schon am frühen Morgen betrunken.
„Das hätte ein schönes Sümmchen ergeben, wenn wir die Eier der Hydra gefunden hätten“, sagte der eine und Timor hielt inne. Eier einer Hydra? Die beiden mussten sehr betrunken sein, wenn sie danach gesucht hatten. Jeder wusste, dass diese Bestien schon lange ausgerottet waren.
„Vielleicht gab es das Nest nie.“
„Du meinst, der alte Gelehrte hat sich in seinen Berechnungen geirrt und uns umsonst in die Steppe geschickt?“
Bedeutungsloses Gerede , dachte Timor, dennoch unterbrach er sie.
„Entschuldigt bitte, wovon spricht ihr?“
Befremdlich sah der junge Mann ihn an, seine Augen hatten das trübe Grün eines schlammigen Teiches.
„Willst du dich auf die Suche nach den Hydras machen? Pass auf, sie sind gefährlich, wenn sie bereits geschlüpft sind.“
„Geschlüpft? Hydras gibt es nicht mehr.“
„Gambaron, der hier in der Stadt wohnt, hat da eine andere Meinung.“
Der andere kicherte.
„Lasst uns von etwas anderen reden.“
Timor ging zurück zu seinem Vater und Farina, um zu erzählen, was er gehört hatte.
„Dieser Gelehrte muss verrückt sein“, meinte Farina, und sein Vater nickte.
„Vielleicht habt ihr Recht, trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl, und es schadet nicht, wenn wir diesen Mann aufsuchen.“
Sie fragten beim Wirt nach und erfuhren, dass der Gelehrte vor einem halben Jahr hergezogen war und das große Haus im Süden bewohnte. Als sie an der Tür klopften, öffnete ihnen ein alter Diener mit Halbglatze.
„Wir möchten mit Gambaron sprechen.“
„Mein Herr hat keine Zeit.“
„Wir sind wegen der Hydra-Eier hier.“
„Warum sagt ihr das nicht gleich? Kommt herein.“
Während sich die Drei staunend umsahen, schloss der Diener die Tür hinter ihnen. Die Eingangshalle war bevölkert von ausgestopften Tieren, und auf dem Podest neben der Treppe stand eine Kralle, so groß wie ein Bein.
„Das muss von einem Riesenvogel stammen“, meinte Adain.
Der Diener räusperte sich leise, und verlegen wandten sie sich zu ihm um.
„Wartet hier, ich melde euch meinen Herrn.“
Er warf ihnen flüchtig einen missbilligen Blick zu, dann ging er die Treppe hoch und verschwand. Kurze Zeit später war er wieder da.
„Mein Herr wird euch empfangen. Folgt mir.“
Der Diener führte sie in eine Bibliothek. Timor hatte nie in seinen Leben so viele Bücher gesehen. Am Fenster des Raumes stand ein großer Schreibtisch aus Eiche, an dem der Herr des Hauses saß. Er hatte einen Abendrock an und schien bis vorhin gearbeitet zu haben. Ein aufgeschlagenes Buch lag vor ihm, und auf einen Blatt Papier waren einige Notizen. Gambaron war ein hagerer, alter Mann, und seine Haltung wirkte müde, aber seine Augen waren hellwach.
„Ihr wart nicht in der Steppe“, sagte er, nachdem er sie gemustert hatte. Diese Feststellung machte er offensichtlich an Timor fest, was ihn ärgerte. Schließlich war Leandra ebenfalls achtzehn Jahre alt.
„Das ist wahr“, bestätigte sein Vater, „doch wir haben eine Freundin, die gerade dort ist. In der Herberge haben wir eine seltsame Geschichte gehört.“
„Geschichte? Pah! Das haben die anderen Gelehrten auch gesagt und mich ausgelacht. Sie werden es schon sehen - noch dieses Jahr.“
„Was heißt das?“
Er runzelte die Stirn und sah auf seine Notizen.
„Die Legende besagt, dass sich der große Krieger Jarl auf die Jagd nach den letzten Hydras machte, nachdem sie eine Frau aus dieser Stadt fraßen. Erwachsene Hydras sind Einzelgänger und greifen nur zusammen an, wenn sie in der Paarungszeit sind.“
„Das ist lange her.“ Farina machte aus ihrer Verachtung keinen Hehl. „Wenn es ein Nest gab, wären die Hydras längst geschlüpft.“
Gambaron

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