Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
schnaubte.
„Nachdem Jarl die letzten Hydras erschlagen hatte, machte sich keiner die Mühe über diese großartigen Tiere nachzudenken. Mein Wissen habe ich aus vielen Quellen, und gemessen an der Lebenszeit von ungefähr 300 Jahren ist diese Ausschlüpfzeit verständlich. Wenn ich die Zeit bedenke, die Jarl brauchte, um die beiden Hydras zu finden, sind bestimmt drei Gelege in der Steppe.“
Timors Herz begann schneller zu schlagen.
„Wie viele Eier wären das?“, fragte er.
„Oh, sobald Hydras schlüpfen, machen sie sich wie Nym-Schlangen über die benachbarten Eier her. So sind es, wenn wir Glück haben, drei.“
Entsetzt sah Timor Adain und Farina an. Sein Vater schien genauso beunruhigt wie er zu sein, während das Gesicht der stolzen Amazone eine Maske war, allerdings war die Verachtung daraus gewichen.
„Wir müssen zu Leandra.“
„Ich warne euch, eine junge Hydra ist nicht zu unterschätzen, ihr Gift ist ebenso tödlich wie das einer ausgewachsenen.“
Als der Diener sie wieder herausführte, schwiegen sie. Vor dem Haus des Gelehrten sprach Farina: „Obwohl ich glaube, dass sich dieser Mann irrt, lasst uns nach dem Rechten schauen.“
Timor schaute zu der Riesin auf, es würde noch eine Weile dauern, bis er sich an ihre Art gewöhnt hatte. Mal war sie wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch, dann wieder ruhig wie diese Stadt. Ihre wahren Gefühle erkannte er daran, dass sie als Erstes reisebereit war und Adain und Timor anraunte, sich zu beeilen.
Da der Wind Anuras Spuren verweht hatte, hatte Leandra ihr Lager neben dem Fluss aufgeschlagen. Als sie ein Schnauben hörte, wandte sie den Kopf zum Wasser und sah, dass Anura auf der anderen Seite stand. Er war zu ihr gekommen! Leandra konnte ihr Glück kaum fassen und wagte nicht, sich zu rühren. Vielleicht würde er ein Stückchen näher kommen, doch das Gegenteil geschah. Er entfernte sich ein paar Schritte, blieb stehen und sah nach ihr. Will er, dass ich ihm folge ? fragte sich Leandra.
Vorsichtig stand sie auf, nahm ihr Bündel und sprang über die Steine im Fluss. Sie versuchte keine unnötigen Laute zu machen, und Anura blieb stehen, als wäre er eine Statue. Erst als Leandra das andere Ufer erreicht hatte, ging er weiter, und sie folgte ihm, bis er in der Abenddämmerung plötzlich davon galoppierte.
Lächelnd blickte die Prinzessin ihm nach. Das war ein erfolgreicher Tag , dachte sie und suchte Gestrüpp zusammen, um ein Feuer anzuzünden. Nach dem Abendessen legte sie sich schlafen. Leandra war fast im Halbschlaf, als sie spürte, dass sich etwas näherte. Es waren die Schritte eines Pferdes, so blieb sie ruhig liegen. Der Hengst blieb hinter ihr stehen und ihr Herz begann, stärker zu klopfen. Mit einem leisen Schnauben senkte er den Kopf und atmete ihren Geruch ein, danach verschwand er lautlos in der Nacht. Ein ungewöhnliches Pferd, das selbst entscheiden würde, wann es so weit war.
Während Farina das Skelett untersuchte, starrte Timor es an, als könnte er mit bloßer Willenskraft erfahren, was er wissen wollte.
Schließlich sagte die Amazone: „Es liegt erst ein paar Tage hier, und die Spuren an den Knochen wären ungewöhnlich für Schakale oder Löwen.“
„Also hatte der Gelehrte recht, und die Hydras haben Leandras Pferd getötet!“ Timor rief den Namen seiner Gefährtin. Sie antwortete nicht.
„Trennen wir uns.“ Farina schwang sich auf ihre Stute. „Ich suche Leandra im Süden, ihr beide im Norden. In drei Stunden treffen wir uns hier.“
Sie drückte Mira die Fersen in die Flanken und galoppierte los. Auch Adain und Timor machten sich auf die Suche. Timor hielt die Taille seines Vaters fest umfangen, während er immer wieder Leandras Namen rief. Sein Vater löste eine Hand vom Zügel und legte sie ihm auf die Hände.
„Ganz ruhig, wir finden sie.“
Ich will sie nicht nur finden , dachte Timor verzweifelt. Ich will sie unversehrt zurückhaben. Aber sie entdeckten von ihr keine Spur, so kehrten sie zum Treffpunkt zurück. An Farinas starrem Gesicht erkannten sie, dass sie ebenfalls kein Glück gehabt hatte.
„Lasst uns nun am Fluss nachschauen“, flüsterte Timor.
Er war erleichtert, als sie dort Leandras Lager fanden, wenn auch von ihr selber nichts zu sehen war. Adain vermutete, dass sie ans andere Ufer gegangen war, und sie suchten sich eine seichte Stelle, um den Fluss zu überqueren. Sie waren einige Stunden unterwegs, als die Pferde zu schnauben begannen.
„Was ist mit ihnen?“
„Irgendetwas beunruhigt sie, selbst
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