Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
Bewohner am Rande der Stadt auf sie warteten. Anura begann unruhig zu schnauben, und Leandra streichelte seinen Hals.
„Ich verstehe ihre Neugier, aber du bist kein normales Pferd, und sicher würde es dir nicht gefallen, von vielen Menschen umgeben zu sein. Eine kleine Kostprobe deiner Schnelligkeit sollten wir den Bewohner Ios jedoch geben.“
Sie drehte mit Anura nach rechts ab und galoppierte einmal um die Stadt, sich bewusst, dass sie für die Zuschauer nur ein schwarzer Schatten war, der blitzschnell wieder an seinem Ausgangspunkt anhielt. Ein erstauntes Keuchen von Adain und Timor verriet ihr, dass kein Mensch eine Vorstellung davon hatte, wie schnell das unsterbliche Pferd wirklich war. Mit einem Lächeln auf den Lippen stieg Leandra ab und entließ Anura, dann schritt sie auf die Stadt zu. Eine Gestalt, die alle überragte, schob die verblüfften Menschen fort, um zu ihr zu kommen.
„Du hast dich davon geschlichen wie ein Dieb“, warf die Prinzessin ihr vor.
„Nein, der Gedanke kam mir erst, als ich Wache hielt, und es hat auch etwas Gutes. In der Herberge wartet ein gutes Mahl auf uns. Ich glaube allerdings, du hast die Bewohner Ios etwas enttäuscht.“
„Meinst du, dass Anura in einem Stall gehört oder an einer Tränke festgebunden werden sollte?“
„Nein, natürlich nicht, kommt, dass Essen wartet.“
Die Bewohner folgten den vier Gefährten in die Herberge, und über das Gesicht des Wirtes huschte ein breites Grinsen. Bestimmt hatte er nie so viele Gäste auf einmal gehabt, dennoch bekamen sie sofort ihr Essen.
„Hat Euch das Lamm geschmeckt?“, fragte der Wirt, nachdem sie fertig waren, und Leandra nickte.
„Bitte erzählt uns, wie Ihr Anura gezähmt habt.“
Mit einem Schlag wurde ihr wieder bewusst, dass alle nur da waren, um das zu hören. Sie holte tief Luft und begann. Als Leandra beschrieb, wie sie Anura das erste Mal erblickt hatte, hielten die Menschen die Luft an. Leider konnten sie die schlichte Wahrheit nicht begreifen.
„Das war alles?“, erkundigte sich ein Zuhörer enttäuscht.
„Nein“, sagte Adain und erzählte ihre Erlebnisse zu Ende, wobei er nicht erwähnte, dass Timor von der Hydra verletzt wurde und Leandra ihn gerettet hatte. Andernfalls würden unzählige Personen mit echten und eingebildeten Leiden sie belagern.
„Das sollen wir euch glauben?“
Farina erhob sich und schüttelte ihren Beutel aus, sodass der Inhalt scheppernd wie Münzen auf den Tisch fiel. Neugierig standen die Bewohner Ios’ auf, um zu sehen, was dort lag. Typisch, Farina , dachte Leandra, als sie erkannte, dass die Zähne nur von der Hydra stammen konnten.
„Wenn Ihr es nicht glaubt, könnt Ihr gerne Eure Haut damit ritzen.“
Diese Herausforderung wollte der Betrunkene lieber nicht annehmen und verschwand. Erleichtert stellte Leandra fest, dass sie nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen. Viele Leute gingen nach Hause, und die anderen unterhielten sich leise.
„Leandra“, sagte Farina, „wann wollen wir diese Stadt verlassen und vor allem wo soll es hingehen?“
Die Prinzessin atmete tief durch.
„Ich muss zum Tempel der Rhea. Wo liegt er?“
Adain setzte sein Glas ab.
„Am Fuße des Amans.“
Das ist eine sehr weite Reise , dachte Leandra, für die wir ungefähr drei Wochen benötigen, mit Anura allerdings …
„Ich werde alleine gehen.“
„Wie bitte?“ Verständnislos blickte Farina sie an.
„Diese Reise führt zu meiner Bestimmung, und deshalb muss ich alleine gehen.“
Der Jäger lächelte.
„Außerdem würden wir dich nur aufhalten, nicht wahr?“
Farinas Augen funkelten wie die von Raubkatzen.
„Jetzt bestärkt sie nicht noch, Adain.“
„Farina“, Leandras Stimme klang sehr sanft, „ich bin eine Heilerin Rheas, kein Krüppel. Mein Entschluss steht fest.“
Da Leandra ihre eigene Amazonenehre als Vorwand benutzt hatte, musste Farina nachgeben. Kurz besprachen sie den Weg, den die drei Gefährten nehmen würden, damit Leandra sie später finden konnte, danach packten sie ihre Sachen. Als sie die Stadt verließen, merkten sie, dass einige Bewohner sie finster anstarrten. Nun erst war ihnen klar geworden, dass wo Anura gezähmt worden war, keine Menschen mehr nach Ios kommen würden.
Anura kam ihnen entgegen.
„Du hast wohl geahnt, dass ich eine Reise machen muss“, sagte die Prinzessin zu ihm, und nachdem sie sich von ihren Gefährten verabschiedet hatte, stieg sie auf seinen Rücken und ritt los. Die Freude mit ihm galoppieren zu dürfen, dämpfte den
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