Leaving Paradise (German Edition)
Ruhe, Leah. Das meine ich ernst.« Ich wende mich ihr zu. »Ich habe die Schnauze gestrichen voll.«
Als ich nach Hause komme, warten meine Eltern an der Haustür auf mich. Mein Dad steht völlig starr da, sein Blick ist streng. Meine Mom steht neben ihm. Ich sehe gleich, dass sie total zugedröhnt ist.
»Wo warst du gestern Nacht?«, fragt Dad mit so eisiger Stimme, dass man meinen könnte, ich hätte das Haus verlassen, um einen Mord zu begehen.
»Ich habe einen alten Freund besucht. Was regst du dich so auf?«
Meine Mutter sieht meinen Vater an.
Ich breite die Arme aus. »Was denn?«
»Ich habe Maggie aus der Richtung des Parks kommen sehen«, sagt Dad.
»Na und? Dies ist ein freies Land, Dad. Die Leute können rumlaufen, wo sie wollen.«
Mom umarmt sich selbst, ihre Hände krallen sich in ihren Pulli. »Wir möchten bloß nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst. Die Leute reden …«
»Was sagen sie denn?«
»Ich will nicht darüber diskutieren«, sagt Mom, dann wendet sie sich steif wie eine Marionette zurück zum Haus; zweifellos, um sich mit einer weiteren Pille zu betäuben.
»Lasst uns darüber reden. Hier und jetzt.«
»Caleb, bitte nicht so laut.« Mom wirft den Nachbarhäusern nervöse Blicke zu, um sicherzugehen, dass niemand etwas von der Szene mitbekommt, die ich ihr jeden Moment machen werde. Gott, ich wünschte, sie würde aufhören, sich solche Sorgen darüber zu machen, was andere denken, und endlich registrieren, dass ihre Familie auseinanderbricht.
»Was sagen die Leute?«
»Nichts, Caleb. Alles ist in Ordnung. Jetzt hör mit dem Unsinn auf.«
Ich stelle mich mitten in den Vorgarten und sage so laut ich kann: »Sagen sie, dass ich Prügeleien in der Schule angezettelt habe? Sagen sie, dass ich Maggie belästige? Meine Freunde dazu bringe, Alkohol zu trinken? Ihr glaubt, das stimmt, oder? Kommt schon, lasst hören, was für beschissene Gerüchte über mich im Umlauf sind!«
»Damit hast du die Grenze überschritten«, sagt Dad und stellt sich zwischen mich und Mom. »Geh ins Haus und reg dich ab. Vor dem Essen wirst du Gelegenheit haben, dich bei deiner Mutter zu entschuldigen.«
In mir zerreißt etwas wie ein Gummiband, das so lange straff gezogen wurde, dass es einem plötzlich mit einem gewaltigen Knall um die Ohren fliegt. Maggie zu küssen, die Suspendierung, Kendras Manipulationen, die Warnung meiner Schwester, die Unfähigkeit meiner Eltern, der Realität ins Gesicht zu blicken, die Tablettensucht meiner Mutter, die widerwärtigen Gerüchte … alles zusammen bringt mich um den Verstand.
»Ich werde mich nicht vom Fleck rühren, ehe wir nicht alles auf dem Tisch haben«, sage ich. Ich sehe meine Schwester an.
»Caleb!«, schreit Leah. »Hör bitte auf!«
Die Pose meines Dads wird noch starrer, er schürzt die Lippen und der Ausdruck in seinen Augen ist unerbittlich. »Das ist mein Haus«, sagt er. »Und solange du unter meinem Dach lebst, befolgst du meine Regeln. Jetzt geh rein, lass deine Mutter in Frieden und … beruhige … dich!«
Ich schlucke schwer. Es ist nicht leicht für mich, die nächsten Worte auszusprechen, aber ich kann sie nicht länger zurückhalten. Meine Familie ist im Arsch, jeder einzelne von uns. Sie wollen so tun als sei nichts, die Realität verdrängen und in einer Fantasiewelt leben, die sie kreiert haben. Es ist falsch, es macht mich krank … und ich kann das nicht mehr. Ich glaube, ihre Wunden heilen nur dann, wenn ich nicht mehr hier bin. Ich bin die Wurzel ihrer Probleme. Wenn ich die Wurzel ausreiße, verschwindet auch das Problem.
»Ich hau hier ab«, sage ich.
Meine Gedanken wandern zu Maggie, dem Mädchen, von dem ich früher annahm, es sei keinen zweiten Blick wert. Aber im Grunde ist sie das stärkste Mädchen, das ich kenne. Sie hat mich vor dem Unfall mit der Wahrheit über Kendra konfrontiert, sie geht zur Schule, obwohl die Leute darüber lachen, wie sie sich bewegt, und sie hat bis zum Umfallen bei Mrs Reynolds geschuftet, um ihren Traum zu verwirklichen, nach Spanien zu gehen. Der Unfall hat einen stärkeren Menschen aus ihr gemacht! Himmel, Maggie hat einen stärkeren Menschen aus mir gemacht.
»Wo gehst du hin?«, fragt Dad.
»Nach drinnen, um zu packen, und dann bin ich hier weg. Ich kann nicht umgeben von Scham und Verdrängung leben. Ihr solltet das auch nicht.«
»Es ist das, was aus uns geworden ist, Sohn. Der Unfall hat uns verändert … uns alle. Uns ging es gut, bis du alles zerstört hast.«
Ich schüttle den
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