Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebe deine eigene Melodie

Lebe deine eigene Melodie

Titel: Lebe deine eigene Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irmtraud Tarr
Vom Netzwerk:
dem Herzen und der Liebe kommenden Umgang, wird der Fuchs »sein Fuchs«. Diese Szene ist ein Beispiel, wie wir uns Mut zu Eigen machen können – durch die Liebe zu einer Sache, einer Idee oder zu einem anderen. Nicht waghalsig oder gar tollkühn, sondern behutsam im Vertrauen auf die eigene Liebeskraft. Man kann sich probehalber darauf einlassen und sich Antworten auf die Frage einfallen lassen: Was wäre, wenn ich mutiger wäre? Mir kommen Einfälle wie diese:
    Ich hätte weniger Angst.
Ich hätte mehr Selbstvertrauen.
Ich würde mehr auf andere zugehen.
Ich wäre selbstsicherer.
Ich wäre tapfer vor mir selbst.
Ich würde meine Fehler offen zugeben.
Ich würde mich der Kritik stellen.
Ich bräuchte keine Helden.
    Auch wenn wir uns noch so sehr nach Menschen sehnen, die etwas vollbringen, wozu wir selbst nicht den Mut hätten. Widerstehen wir der Versuchung, sie zu Helden zu machen! Weil Helden Gefangene unserer Projektionen sind. Sie sind dazu verurteilt, keine Fehler zu machen, immer edel, hilfreich und gut zu sein. Wehe, sie zeigen sich in Teilen ihres
Wesens als schwach! Plötzlich kippt die Bewunderung in ihr Gegenteil – in die Entwertung. Je höher man gestellt wird, umso tiefer fällt man.
    Was finde ich mutig? Am ehesten wohl, wenn man auf seine eigenen, statt auf die Schwächen oder Fehler anderer hinschaut und sie verantwortet, denn mutig ist, wer auch vor sich selbst mutig ist. Verantworten hieße, sie zuzugeben, sich hinterfragen zu lassen, sich Kritik auszusetzen und offen für Gespräch und Auseinandersetzung zu sein. Das klingt zwar nicht sonderlich heroisch, aber es würde den Austausch miteinander voranbringen, weil es die Projektionen und Verzerrungen korrigiert und bereinigt. Es würde uns unser Recht, Fehler zu machen, zurückgeben, und die Chance einräumen, an ihnen zu wachsen.
    Natürlich setzt man etwas aufs Spiel, wenn man mutig ist. Der Zuwachs an Kraft, Selbstvertrauen wiegt das Risiko aber bei weitem auf. Man folgt der eigenen Wahrheit und gewinnt an Boden. Ein Boden, der immer tiefer und fester wird, weil er es aushält, dass Zweifel und Unsicherheit zu jeder Entscheidung dazu gehören. »Wahrer Mut kommt aus dem liebenden Herzen«, schreibt der Theologe Fulbert Steffensky. Das Herz schlägt an, wenn wir unsere Wahrheit verraten, wenn wir lau, feige oder lethargisch sind. Es genügt auch nicht, wenn wir nur aus klarem Verstand abwägen und daraus unsere Schlüsse ziehen. Blaise Pascal sagte es so treffend: »Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht versteht.« Das Herz ist nicht neutral, es schlägt an, wenn wir unser Selbst verraten und uns untreu werden. Im Sinne des antiken »Erkenne dich selbst« fügt es dem Verstand eine Dimension hinzu, weil es die irritierenden Fragen aus- und die Fäden unseres mentalen Vorgehens zusammenhält. Das starke Herz ist es, das trotz unserer Widersprüche weiß, wer wir sind – in den eigenen Augen, und in den Augen der anderen.

Was ist wesentlich?
    Was treibt Sie morgens aus dem Bett? Wahrscheinlich werden Sie antworten: »Ich habe irgend etwas zu tun«, »ich möchte irgendwo sein«, »ich will irgendwohin gehen«. Das sind die drei Antworten, die das zusammenfassen, was die meisten sagen. Wendet man diese Frage nun auf unser Leben an und betrachtet es als Reise, so könnte man fragen: Wohin führt sie? Was ist ihr Ziel? Was bewegt uns? Der richtige Partner, der richtige Beruf, das richtige Haus, die richtigen Freunde, die richtigen Entscheidungen. Irgendwann realisiert man vielleicht, dass das Leben zuviel mit Anstrengung, Fassade, Hochglanz und Wichtigtuerei zu tun hatte. Es regt sich eine innere Stimme, die fragt, was es wohl heißen könnte, das Leben mehr von innen her zu leben. Statt: Was ist richtig? Bin ich gut genug? Wie komme ich an? beginnt man zu fragen: Was ist stimmig für mich? Was will meine Seele? Was ist wesentlich? Das sind Fragen, die zur Begegnung mit sich selbst, zum inneren Dialog beitragen. Fragen, die die Scheinwerfer nach innen statt nach außen richten. Gleichzeitig wissen wir aber, wie schwierig und fragil Entscheidungen sein können, so liegt die Verführung nahe, »den Ball weiterzureichen« oder abzugeben, an andere, die es besser wissen, die gern Rat erteilen, in die Sterne schauen oder in der Zukunft lesen können.
    All das, was man sich nicht zu Eigen macht, was man abgibt, nicht beachtet oder nicht wahrhaben will, gewinnt eine eigene Dynamik und besetzt und besitzt einen, führt zu

Weitere Kostenlose Bücher