Lebe die Liebe
unerwartet«, antwortete sie und nahm einen Schluck von dem Wein. »Hm, nicht übel.«
»Hausmarke«, sagte Caine und lachte.
»Wenn das so ist, werde ich ihn langsam trinken und genießen. Caine …« Sie nahm noch einen Schluck, und als er sich herumdrehte und sie fragend ansah, fuhr Diana fort: »Da gibt es noch etwas, das wir besprechen müssen.«
Er wusste sofort, was sie meinte. Auf dem Weg zurück durch den Schneesturm hatte er sich genau überlegt, wie er reagieren wollte. »Ich werde nicht auf dem Fußboden schlafen.«
Diana zog konsterniert die Brauen zusammen und ärgerte sich, dass er ihre Gedanken erraten hatte. »Schließlich gibt es ja noch die Badewanne.«
»Nur, wenn du mir da Gesellschaft leistest.«
»Zu schade, dass Kavaliere ausgestorben sind.«
»Diana, sei vernünftig.« Caine biss in seinen Hamburger und sah sie an. »Dies ist ein sehr breites Bett, und wenn du es nicht zu etwas anderem als zum Schlafen benutzen willst …«
»Natürlich nicht«, unterbrach sie ihn sofort.
Genau die Reaktion hatte Caine erwartet. »Gut, dann schläfst du eben auf der einen Seite und ich schlafe auf der anderen. Das Bett ist wirklich breit genug. Wir brauchen uns nicht einmal während der Nacht zu berühren.« Er sprach’s so überzeugend, dass er es beinahe selbst geglaubt hätte.
Diana schwieg und vermied es, ihn anzusehen. Sie nahm sich noch einige Pommes frites und trank einen Schluck Wein. »Und du bleibst wirklich auf deiner Seite?«, fragte sie schließlich.
»Ich habe dir versichert, dass ich so lange warte, bis du den ersten Schritt tust«, antwortete er und sah sie lange an. »Ich habe sehr viel Geduld, wenn es darauf ankommt.«
Diana wich seinem Blick aus und nickte. »Gut, wenn du dich an die Regeln hältst …«
»Ich nehme noch ein Bad, bevor ich mich hinlege«, verkündete Caine, stand auf und reckte sich. Dann strich er ihr mit einer Hand übers Haar. »Du solltest schon versuchen zu schlafen, Diana. Es war ein langer Tag.«
Sie wusste nicht, wieso, aber plötzlich spürte sie so etwas wie Enttäuschung in sich aufsteigen. Entsetzt riss sie sich zusammen. »Ja, du hast recht«, sagte sie hastig. »Soll ich das Licht anlassen?«
»Nein. In diesem Zimmer ist es wohl fast unmöglich, das Bett zu verfehlen.« Caine musste sich umdrehen, sonst wäre der Wunsch, sie zu küssen, in ihm übermächtig geworden. »Schlaf gut, Diana.«
»Gute Nacht, Caine.«
Diana wartete, bis sie im Bad das Wasser in die Wanne laufen hörte. Dann stand sie schnell auf und begann sich auszuziehen. Du bist eine Närrin, meldete sich plötzlich eine kleine, aber unüberhörbare Stimme in ihr. Du wünschst dir doch nichts sehnlicher, als mit ihm zu schlafen, dich einmal völlig zu vergessen.
Genau das ist es, dachte sie und hielt mitten in der Bewegung inne. Sie wollte sich nicht völlig verlieren, sich in seine Hände geben. Wenn erst einmal die körperliche Barriere zwischen ihnen gefallen war, würde er nicht aufhören. Er würde mehr wollen, mehr verlangen … Er würde schließlich einen so wichtigen Platz in ihrem Leben einnehmen, dass sie nicht mehr frei entscheiden könnte. Das aber bedeutete Abhängigkeit, und genau der war sie vor Kurzem erst entflohen. Nach den Jahren mit Tante Adelaide würde sie sich nie mehr freiwillig in eine Abhängigkeit begeben. Sie wollte frei sein, ihr eigenes Leben leben und niemanden fragen müssen.
Im Bad hörte sie immer noch das Wasser laufen. Sie zog sich aus bis auf die Unterwäsche und schlüpfte dann schnell unter die Decke. Diana legte sich genau an die Kante, aber das war gar nicht so einfach, wie sie geglaubt hatte.
Die Matratze war in der Mitte so ausgelegen, dass Diana Mühe hatte, in ihrem Teil des Bettes zu bleiben, ohne sich mit den Händen an der Seite festzuhalten. Caine würde das wohl jetzt wieder Schicksal nennen, schoss es ihr durch den Kopf, während sie die Nachttischlampe ausknipste und sich dann wirklich mit den Händen am Rand festhielt.
Als Caine aus dem Bad kam, war es ganz still im Zimmer. Nur unklar konnte er Dianas Umrisse unter der dünnen Decke erkennen. Er beschloss, den Rest des Weines noch auszutrinken und dazu eine Schlaftablette zu nehmen. Wie sonst sollte er einschlafen können, während sie nur eine Armeslänge von ihm entfernt lag?
Vielleicht hätte er ihr doch nicht versprechen sollen, auf seiner Bettseite zu bleiben. Aber da er das nun einmal getan hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Versprechen auch
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