Lebe die Liebe
hatte, aber das steigerte eher noch ihren Zorn. »Willst du mir etwa einreden, dass du nicht gewusst hast, was du tust?«
Wütend griff Caine nach seinem Mantel und ging an ihr vorbei zur Tür. »Warum machst du mich nicht gleich auch noch für den Schneesturm verantwortlich? Oder für die Tatsache, dass dieses verdammte Hotel nur noch ein Zimmer hatte? Oder dafür, dass die Matratze in der Mitte durchgelegen ist?«
Damit riss er die Tür so heftig auf, dass eine Wolke von Schnee hereinstob. Dann fiel die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss, und Diana war allein im Raum. Sie zog die Decke noch fester um sich. Er hatte sie hintergangen, sein Versprechen nicht gehalten, obwohl sie ihm vertraut hatte. Er …
Diana schüttelte den Kopf und griff sich mit beiden Händen an die Stirn. Sei doch ehrlich, mach dir doch nichts vor, meldete sich die kleine Stimme wieder. Du hast dich noch nie so wunderbar gefühlt. Ja, es stimmte. Sie hatte sich in ihre Wut hineingesteigert, um nicht zugeben zu müssen, wie herrlich es war, begehrt zu werden.
Sie ließ sich aufs Bett fallen und vergrub den Kopf im Kissen. Und trotzdem … Es hätte nicht passieren dürfen. Sie hatte sich so fest vorgenommen, nicht mit ihm zu schlafen, da das nur der Anfang einer Entwicklung sein konnte, an deren Ende ihre Unfreiheit stand. Die Abhängigkeit von einem Mann, der jederzeit wieder aus ihrem Leben verschwinden konnte, wenn er keine Lust mehr hatte. Das durfte nicht geschehen. Sie hatte ihre Eltern verloren, dann Justin … Aber diesmal würde sie es gar nicht erst so weit kommen lassen. Kein Mensch sollte ihr noch einmal so wehtun.
Sie hatte gerade erst begonnen, sich selbst zu entdecken, ein eigenes Leben auf die Füße zu stellen, als sie nach Atlantic City geflogen war. Wenn sie jetzt zurückdachte, hatte seit ihrer Ankunft dort Caine immer mehr die Hauptrolle in ihrem Leben gespielt. Er hatte sie dazu gebracht, sich endlich mit ihrem Bruder zu versöhnen. Er war da, als sie nach Boston zurückkam, um ihre beruflichen Probleme zu lösen. Und jetzt war er wieder – oder immer noch – da, wollte die letzte Hürde zwischen ihnen nehmen und sie dazu bringen, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Irene Walker fiel ihr wieder ein. Musste es nicht so enden, wenn eine Frau sich nur von ihren Gefühlen leiten ließ? Machte sie sich damit nicht automatisch zum Spielball des Mannes?
Seufzend drehte Diana sich auf den Rücken und schloss die Augen. Nein, das durfte nicht passieren. Ihr ganzes Leben lang hatte sie immer das annehmen müssen, was andere bereit gewesen waren, ihr zu geben. Damit war jetzt endgültig Schluss. Sie wollte und musste allein über ihr Leben entscheiden.
Wie Diana die Sache auch drehte und wendete, es war ein großer Fehler, dass sie mit Caine geschlafen hatte. Und sie hatte allen Grund, wütend auf ihn zu sein. Er hatte die Situation ausgenutzt, hatte sie erregt, als sie noch schläfrig und wehrlos war.
Und sie, was hatte sie getan? Sie hatte sich an ihn gepresst, seinen Rücken gestreichelt, sich nicht gewehrt, als er sein Bein zwischen ihre Schenkel schob. Sicher, sie hatte noch halb geschlafen, aber irgendwo in ihrem Inneren hatte Diana genau gewusst, dass sie sich eigentlich hätte wehren müssen – nur geschafft hatte sie es nicht.
Mit einem Ruck setzte Diana sich auf und öffnete die Augen. Es hatte keinen Zweck, sich länger etwas vorzumachen. Sie hatte sich Caine gegenüber ungerecht benommen, und sie hatte es von Anfang an gewusst. Nur war es leichter gewesen, ihm Vorwürfe zu machen, als sich selbst einzugestehen, dass sie es genossen hatte, mit ihm zu schlafen.
Sie sah sich in dem hässlichen Raum um. Was nun? Wie sollte es jetzt weitergehen? Sie musste sich bei ihm entschuldigen, und wenn es ihr noch so schwerfiel. Und was war, wenn er die Entschuldigung annahm und dann sagte, sie solle sich zum Teufel scheren?
Diana stand schweren Herzens auf. Am besten war wohl, sie würde jetzt erst einmal unter die Dusche gehen, sich anziehen und auf ihn warten.
Zwei Stunden später war Caine immer noch nicht zurück. Diana schwankte mittlerweile zwischen Besorgnis und Zorn. Wo konnte er bloß stecken? Der Schnee fiel immer noch gleichbleibend stark, nur der Sturm hatte etwas nachgelassen.
Zuerst hatte sie ihm nachgehen, ihn suchen wollen. Aber dann fiel ihr ein, dass Caine ja den einzigen Schlüssel bei sich hatte, und den Mann an der Rezeption wollte sie um keinen Preis nach einem zweiten fragen. Seine dumme
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