Lebe die Liebe
geheim zu halten, und es gab auch gar keinen triftigen Grund dafür.
Nachdenklich stand Diana auf und ging hinüber zum Kamin. Das Holz war schon fast heruntergebrannt. Sie nahm ein neues Holzscheit und legte es in die Glut, woraufhin die Flammen sofort wieder aufflackerten. Das ist so wie bei mir, dachte sie und lächelte. Bevor Caine in ihr Leben getreten war, hatte sie der Glut geglichen, aber jetzt loderte Leidenschaft in ihr, sobald Caine nur in ihre Nähe kam.
Dieses Gefühl erschreckte sie. Sie hatte Angst vor der Wildheit, die er in ihr entfachte und die sie nicht mehr kontrollieren konnte. Viel zu lange hatte Diana sich beherrschen, ihre Emotionen unterdrücken müssen. Es war nicht leicht für sie, das von heute auf morgen abzulegen.
Vielleicht war das einer der Gründe gewesen, warum sie auch nach ihrer Fahrt nach Salem darauf bestanden hatte, im Büro weiterhin nur als seine Kollegin zu gelten und nicht durchblicken zu lassen, wie sehr sich ihr Verhältnis verändert hatte.
Während Diana noch vor dem Kamin stand und zusah, wie das Feuer sich allmählich in das Holz fraß, hörte sie plötzlich drüben in Caines Büro das Telefon klingeln. Sie sah auf ihre Uhr und stellte fest, dass es bereits nach achtzehn Uhr war.
»Mr. MacGregors Büro«, sagte sie und suchte auf seinem Schreibtisch nach dem Schalter der Lampe.
»Ist er noch nicht zurück?«, fragte eine ungeduldige männliche Stimme am anderen Ende.
»Nein, tut mir leid.« Diana ließ sich in Caines Schreibtischsessel fallen und griff nach einem Bleistift. »Mr. MacGregor ist noch nicht wieder im Büro. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
»Wo, zum Teufel, steckt dieser Junge nur?« Die kräftige Stimme des Mannes drang so laut durch den Hörer, dass Diana ihn erschrocken ein Stück von ihrem Ohr abhielt. »Ich versuche schon den ganzen Nachmittag, ihn zu erreichen.«
»Es tut mir leid, aber Mr. MacGregor hatte eine Besprechung, die wohl länger als erwartet gedauert hat. Soll er Sie morgen zurückrufen?«
»Dass dieser Junge nie da ist, wenn man ihn erreichen will.«
»Geben Sie mir doch am besten Ihren Namen und Ihre Telefonnummer«, bot Diana freundlich an. »Er wird dann bestimmt sofort morgen früh zurückrufen.«
»Sie sind nicht Lucy, oder?«, fragte die Stimme dann verwundert. »Wo steckt diese Lucy denn?«
Schmunzelnd legte Diana den Bleistift wieder weg. »Lucy hat schon Feierabend. Hier ist Diana Blade. Ich arbeite zusammen mit Mr. MacGregor in dieser Kanzlei. Kann ich vielleicht …«
»Justins Schwester?«, unterbrach der Mann sie, und Diana hörte, wie er dabei vor Überraschung offenbar auf eine Tischplatte schlug. »Das ist aber schön, dass ich Sie endlich einmal an der Strippe habe. Ich habe gehört, dass Sie jetzt bei Caine in der Kanzlei arbeiten.«
»Ja«, antwortete Diana leicht irritiert. »Kennen Sie meinen Bruder denn?«
»Ob ich ihn kenne?« Durch die Leitung kam ein so lautes Gelächter, dass Diana unwillkürlich zusammenzuckte. »Natürlich kenne ich ihn, Mädchen. Immerhin habe ich es zugelassen, dass er meine Tochter geheiratet hat.«
»Oh.« Diana lehnte sich zurück. Das war also das Oberhaupt des MacGregor-Clans, von dem sie schon so viel gehört hatte. »Wie geht es Ihnen, Mr. MacGregor? Caine hat mir schon viel von Ihnen erzählt.«
»Ha!«, brüllte er zurück. »Ich hoffe nur, Sie geben nicht allzu viel auf das, was mein Sohn erzählt.«
Diana lachte, und ihre Finger spielten mit dem Telefonkabel. Sie war sich gar nicht bewusst, dass sie sich zum ersten Mal an diesem Tag wirklich entspannt zurückgelehnt hatte. »Keine Angst, Mr. MacGregor, Caine hat mir nur Gutes von Ihnen erzählt. Tut mir leid, dass er nicht hier ist.«
Einen Moment war es still, dann fragte er: »Sie sind auch Anwalt, nicht wahr?«
»Ja. Ich habe ebenfalls in Harvard studiert, allerdings einige Jahre später als Caine.«
»Ja, die Welt ist klein. Serena hat mir übrigens gesagt, dass Justin und Sie endlich wieder zueinandergefunden haben.«
»Nun …« Diana brach ab. Sie wusste nicht so recht, was sie einem völlig Fremden darauf antworten sollte.
»Richtig so, völlig richtig«, meinte er. »Ihr beide seid aus gutem Stall. Das ist ganz wichtig heutzutage. Übrigens hab ich bald Geburtstag«, wechselte er abrupt das Thema. »Mir wäre es zwar lieber, wir würden gar nichts machen, aber meine Frau besteht auf eine Feier, und ich möchte sie nicht enttäuschen.«
»Das kann ich verstehen.« Schmunzelnd erinnerte sich Diana
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