Lebe die Liebe
Braut bestimmt gefallen«, meinte sie und versuchte dabei, die Blumen wenigstens vom schlimmsten Staub zu befreien.
»Danke«, sagt der junge Mann, griff nach den Kerzen und den Blumen und wandte sich dann noch einmal an Diana. »Vielen Dank.«
»Viel Glück«, rief Diana hinter ihm her und warf dann einen Blick auf Caine. »Ich finde das richtig rührend von ihm.«
»Sicher. Ich hab doch auch nichts anderes gesagt, oder?«
»Man braucht dich nur anzusehen«, erwiderte Diana und fügte etwas süffisant hinzu: »Es gibt eben Menschen, die noch etwas für Romantik übrig haben.«
Caine griff nach ihrer Hand und führte sie an seine Lippen. »Soll ich noch eine Flasche Wein kaufen, Liebling?«
»Bloß nicht«, lachte Diana, beugte sich schnell vor und gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss.
9. K APITEL
Diana saß hinter ihrem Schreibtisch und studierte noch einmal die Akte Irene Walker. Eine ganz typische Geschichte eigentlich, dachte Diana, als sie sich den Lebenslauf der jungen Frau ansah. Direkt nach der Schule hatte sie ihren Mann geheiratet. Sie hatte nie einen Beruf gelernt, und ihr Mann war von Anfang an dagegen gewesen, dass sie arbeitete. Also war sie zu Hause geblieben, hatte den Haushalt versorgt und all ihren Ehrgeiz darangesetzt, es ihm so schön wie möglich zu machen.
Jetzt war die Ehe zerbrochen, und Irene hatte keine Ausbildung, keine Möglichkeit, sich und ihr Kind allein über die Runden zu bringen. Während des Prozesses wollte Diana dafür sorgen, dass der Mann seiner Frau einen Ausgleich für diese vier Jahre zahlen musste, in denen sie nur für ihn da gewesen war. Das Geld wäre immerhin ein Anfang und würde Irene helfen, für sich und ihr Kind eine eigene Existenz aufzubauen.
Diana schloss die Akte und strich sich seufzend über die Stirn. Sie musste aufpassen, dass dieser Fall ihr nicht genauso naheging wie der von Chad Rutledge.
Chad, dachte sie und betrachtete nachdenklich ihr hübsches Büro. Der Fall würde nicht so leicht über die Bühne gehen wie der von Irene Walker – vorausgesetzt natürlich, Irene blieb standhaft und ließ sich von ihrem Mann nicht wieder beschwatzen. Diana hatte bereits mehr als die Hälfte der Bekannten von Chad und Beth angerufen, die auf der Liste standen. Bisher hatte sie jedoch noch niemanden gefunden, der ihr hätte weiterhelfen können. Und dabei wäre das so wichtig! Nur Chads Aussage und ihre eigene Überzeugung, dass der Junge unschuldig war, würden vor Gericht nicht genügen.
Diana lehnte sich in ihrem Sessel zurück, sah hinauf an die Decke und dachte noch einmal über das nach, was bisher im Fall Rutledge feststand. Ein unbescholtener junger Mann aus guter Familie, dessen Temperament manchmal etwas übers Ziel hinausschoss. Daneben ein junges Mädchen, ebenfalls unbescholten und aus guter Familie, das ihn der Vergewaltigung bezichtigte. Dazu noch die Verletzungen des Mädchens und Chads Aussage, dass sie miteinander geschlafen hätten. Diana machte sich keine Illusionen darüber, wem man vor Gericht eher glauben würde.
Chad war unschuldig, das stand für Diana fest. Aber wie würde er reagieren, wenn er miterleben musste, wie sie Beth im Zeugenstand vernahm und versuchte, die Wahrheit aus ihr herauszupressen? Zumindest musste sie damit rechnen, dass der Junge dann wieder umfiel und dem Gericht ebenfalls seine Schuld eingestand, nur um dem Mädchen beizustehen.
»Diana?«
Erschrocken sah sie auf. »Oh. Ja, Lucy?«
»Wenn Sie mich jetzt nicht mehr brauchen, würde ich gern gehen. Caine hat vorhin angerufen. Seine Besprechung hat länger gedauert als erwartet, aber er sagte, er werde auf jeden Fall noch ins Büro kommen.«
»Gehen Sie ruhig, Lucy. Ich habe noch einiges aufzuarbeiten und werde dann abschließen.«
»Soll ich Ihnen noch einen Kaffee kochen?«
»Nein, danke.« Diana lächelte ihr zu. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.«
»Ihnen auch«, antwortete Lucy und ging. »Sagen Sie Caine, dass ich alle Nachrichten für ihn auf seinen Schreibtisch gelegt habe«, rief sie vom Flur aus.
»Mach ich.«
Diana sah ihr nach. Lucy, dachte sie und schmunzelte, war doch nicht so leicht hinters Licht zu führen. Sie hatte genau gemerkt, dass sich zwischen Caine und Diana etwas geändert hatte. Dabei war sich Diana so sicher gewesen, dass sie den gleichen freundschaftlich kollegialen Ton beibehalten hatten. Aber irgendwie hatten sie sich wohl doch verraten. Warum auch nicht? Schließlich war es nicht für immer und vor aller Welt
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