Lebe wohl, Erde!
deutschen Eisenbahntunnels sind eben sehr schmal.‹« Das Spiel endete, wenn einer der Anwesenden eine Frage beantworten konnte.
Dann war da noch Schnurspannen. Wir spielten es nicht miteinander, sondern legten Fremde damit herein. An warmen Abenden, mit viel Spaziergängen, und wenn bereits die Dämmerung eingebrochen war, stellten sich zwei von uns mitten auf einen Parkweg und schauten Näherkommenden erwartungsvoll entgegen. Kurz ehe sie uns erreicht hatten, sprangen wir, jeder auf einer anderen Seite, auf den Rasen oder hinter Büsche und rollten nichtvorhandene Fadenknäuel auf, dann bückten wir uns und spannten die Schnur, die es nicht gab, in Zehenspitzenhöhe über den Weg und warteten ab, was geschehen würde.
Was nicht geschah, war, daß man uns umbrachte, ja man verfolgte uns nicht einmal. Manche der Hereingelegten tasteten vorsichtig mit den Füßen, andere schritten einfach weiter, aber sie schauten uns finster und herausfordernd mit einem Blick an, der sagte: Wagt es ja nicht! Hin und wieder machte einer seinem Unmut Luft, andere schauten amüsiert drein. Aber gewöhnlich marschierten sie stumm weiter.
Jack Gillespie und ich fuhren an einem Wochenende per Autostop nach Washington, nur so zum Spaß. Auf dem Rückweg beschlossen wir, einen Umweg durch Hagerstown, Maryland, zu machen. Der SF-Fan Harry Warner wohnte dort. Wir tauschten schon eine Weile Briefe mit ihm aus, hatten ihn aber noch nicht persönlich kennengelernt. Es war sehr nett bei ihm, doch auf dem Rückweg von Hagerstown nach Chambersburg, Pennsylvania, wurde uns klar, daß wir einen Fehler gemacht hatten, denn wir befanden uns nun fern aller verkehrsreichen Straßen. Und die wenigen Wagen, die hier fuhren, dachten gar nicht daran, unseretwegen anzuhalten. Gegen drei Uhr morgens machte das Ganze keinen Spaß mehr. Nirgendwo brannte noch Licht, es wurde ungemütlich kalt und feucht, so daß wir den Gedanken, im Freien zu schlafen, besser vergaßen. Schließlich hatten wir einen solchen Haß auf die vereinzelten Fahrer, die ohne uns vorüberbrausten, daß wir eine Variation des Schnurspannens erfanden, um uns zu rächen. Als wir Motorenlärm hörten, zündeten wir mitten auf der Straße ein Streichholz an und hielten es so lange über die Fahrbahn, bis wir sicher sein konnten, daß es gesehen worden war, dann rannten wir, als wäre der Teufel hinter uns her. Der Fahrer bremste von hundertdreißig Stundenkilometer innerhalb von fünf oder sechs Wagenlängen auf Null, daß seine Reifen fast geplatzt wären, und er landete mit einem Rad im Straßengraben. Wir beobachteten ihn von hinter den Bäumen, als er aus dem Wagen stieg. Er stapfte eine Weile, offenbar nach einer Bombe suchend, herum und fluchte wütend vor sich hin, dann fuhr er wieder weiter. Wir spielten dieses Spiel nie wieder.
Und am Montag früh zog ich dann ein weißes Hemd und eine Krawatte an und war wieder gesetzter Redakteur.
Das zweite, was ich hier erwähnen will, war ein ziemlich wichtiger Aspekt in meinem Teenagerleben, genau wie im Leben anderer Fans gegen Ende der dreißiger Jahre. Wir begannen, uns für die damals existierenden Gruppen der kommunistischen Partei zu interessieren.
Für mich begann es 1936, als ein Freund mich zu einer Versammlung der Flatbush Young Communist League mitnahm. Ich weiß nicht genau, was ich erwartete, und wenn ich mir irgend etwas erhofft hatte, ging es nicht in Erfüllung. Niemand sprach darüber, mit Gewalt etwas gegen die kapitalistische Unterdrückung zu unternehmen. Dafür wurde viel über die Übel des »Hitlerismus« gesprochen, wie verzweifelt die legale Regierung Spaniens Unterstützung gegen die faschistischen Invasoren brauchte und daß kollektive Sicherheit für alle demokratischen Völker die einzige Möglichkeit war, den Weltfrieden zu erhalten. Es hörte sich alles ziemlich gut an, um so mehr, da alle Anwesenden offen, freundlich und humorvoll waren und auch ein Herz für den andern zu haben schienen. Wir hörten uns die Reden an, sangen ein paar linke Lieder wie JOE HILL und die Internationale und unterhielten uns über einer Tasse Kaffee. Die Flatbush Y.C.L. beabsichtigte, ein Club-Magazin herauszugeben. Das war genau das, wovon ich etwas verstand, denn mit meinen sechzehn Jahren hielt ich mich für einen Fachmann im Redigieren, Layout und im Abziehen von Wachsmatrizen. Und durch meine Erfahrungen mit Fan-Mags war ich es auch fast. Ehe ich nach Hause ging, war ich bereits der Redakteur für das Blatt.
Natürlich
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