Lebe wohl, Erde!
tauchten als Mieter auf, und wir befreundeten uns mit den Nachbarn. Ich war also gern in Knickerbocker Village.
Wie die meisten Fangruppen hatten sich auch die Futurianer gespalten. Der Hauptmachtkampf wurde zwischen Don Wollheim und mir ausgetragen. Ich erinnere mich nicht mehr, worüber wir uns in den Haaren hatten. Vermutlich über alles und nichts. Bei einem unserer Treffen fand eine Abstimmung statt. Ich behauptete, meine Seite habe gewonnen, Don, seine. Und so spalteten sich die Futurianer.
Wir verkehrten noch miteinander, aber inzwischen gefiel mir das gesellschaftliche Leben in der Knickerbocker Village ohnedies besser als das der Futurianer. Ich war auf ein paar neue Interessen gestoßen. Doë hatte meine Liebe zum Ballett geweckt. Das führte dazu, daß ich mir die Musik dazu anhörte und mich schließlich auch für andere Musik zu begeistern begann, Schallplatten sammelte und Konzerte besuchte, ja sogar Opern.
Auch Schach entdeckte ich, aber das ist eine komplizierte Geschichte. Jedenfalls verbrachte ich 1941 sehr viel meiner Muße mit Schachspielen und dem Nachspielen von Meisterpartien aus Büchern. Ich hatte auch genug Zeit, denn sechs oder sieben Monate war ich in diesem Jahr arbeitslos. Das heißt, ich war freiberuflicher Autor. Aber wenn man freiberuflich schreibt und die Schecks sich Zeit lassen, ist es nicht viel anders, als wäre man arbeitslos.
Geschehen war folgendes: Ich war kühn zu meinem Boß, Harry Steeger, gegangen und hatte ihm gedroht, zu kündigen, wenn er mein Gehalt nicht von zwanzig Dollar auf siebenundzwanzig die Woche erhöhte. Er sagte nein. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr so recht. Entweder habe ich wirklich gekündigt, oder er hat mich vor die Tür gesetzt. Jedenfalls, als ich sein Büro verließ, war ich schon nicht mehr sein Angestellter.
Das war nicht so schlimm. Ich schätzte, daß ich mit Schreiben genausoviel machen konnte wie als Redakteur. Ich hatte bereits ein paar Stories an andere Verlage verkauft, und nicht nur im SF-Gebiet. Tatsächlich verdiente ich während dieser Monate etwa doppelt soviel wie zuvor. Allerdings gab es zwei Probleme. Eine Story zu schreiben, darauf zu warten, daß jemand sie kauft und schließlich einen Scheck dafür schickt, ist nicht so, als wenn man jeden Freitag sein festes Gehalt bekommt. Alle freiberuflichen Autoren machen diese Erfahrung, und es kostet sie eine Menge Nerven. Dann kam noch hinzu, daß ich mir, um mich aus einer finanziellen Klemme zu befreien, selbst zwei Geschichten abgekauft hatte, die noch nicht einmal geschrieben waren. Also mußte ich mich auf die Hinterbeine setzen und sie umgehend abliefern. DER TELEPATH war eine davon. Sie kam im Februarheft 1942 in ASTONISHING STORIES heraus.
Der Telepath
Schließlich sah es ganz so aus, als würden Erde, Mars und Venus gegen die Oberonier sein.
Oh, natürlich waren auch andere Planeten und Rassen bei der Friedenskonferenz vertreten. Jede Nation des Sonnensystems hatte einen Beauftragten dort. Aber die kleineren zählten kaum. Welche Bedingungen auch immer ausgehandelt werden würden, es war die Sache der Erde, des Mars, der Venus – und der Oberonier!
Und die Oberonier waren auf Krieg aus.
Der Große Krieg war kaum vorbei. Er hatte jeder Rasse große Verluste gebracht. Ich gehörte der terrestrischen Delegation als Presseattaché an, das war allerdings nur eine höfliche Bezeichnung für Reporter. Die Tatsache, daß ich überhaupt einen Zeitungsjob hatte, verdanke ich, und darauf bin ich stolz, meiner Arbeit. Aber daß man mir den karrierefördernden Auftrag gab, an der Ersten Interplanetaren Friedenskonferenz teilzunehmen und darüber zu berichten, verdanke ich der Tatsache, daß ich der Sohn Eustis Durans, des Weltpräsidenten der Erde, bin.
Doch keiner meiner Kollegen von anderen Zeitungen und Nachrichtendiensten behandelte mich deshalb mit übermäßigem Respekt. Das machte mir nichts aus, im Gegenteil, es gefiel mir, denn nur so konnte ich sie besser kennenlernen. Und einen oder zwei von ihnen, wie beispielsweise Barbara King, die Radiovox-Korrespondentin, wollte ich ganz gern wirklich gut kennenlernen.
Barbara kam am Morgen des fünften Konferenztags, als ich gerade frühstückte, in mein Zimmer. Sie ist groß, rothaarig und hat eine Stimme, die einen an Braunzweichs Elektroviola erinnert, wenn er eine Nocturne von Chopin spielt.
»Rück ein wenig, Untermensch, und schenk mir Kaffee ein«, sagte sie.
Barbara konnte mit ihrer rauchigen, sanften
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