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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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das Handgelenk schlang, die verschiedensten Arten von komischen Dingen an andere Teile unseres Körpers klammerte und unsere Augen verband, daß wir nichts sehen konnten. Sobald das ganze Zeug an uns befestigt war, fingen sie an, uns erneut zu befragen.
    Aber welche Fragen das waren! Keine, auf die wir vorbereitet gewesen wären. Offenbar hatten sie gar nicht die Absicht, etwas darüber zu erfahren, was wir hier vorhatten, oder etwas über uns selbst zu hören. Zur Begleitung von ominösem Klicken und Summen der Maschinen sollten wir Dinge wie diese beantworten: »Wenn man dich vierundzwanzig Stunden in einen dunklen Raum sperrt, was würdest du dann tun?« Und: »Würdest du dir lieber ein Schauspiel ansehen oder daran teilnehmen?« Und noch dümmere Fragen. Ich hörte, wie ein Stift kratzend die Antworten aufschrieb, und ich dachte mir, welche Art von Menschen das wohl waren, die solche Fragen stellten.
    Da schrie plötzlich Braid schmerzhaft auf. Ich spannte die Muskeln, um meine Augenbinde herunterzureißen, aber ich konnte es natürlich nicht. Die verdammte Kappe ließ es nicht zu. In diesem Augenblick spürte ich einen sanften Druck im Arm und dann einen leichten elektrischen Schock. Ich zuckte hoch, und ich glaube, ich habe auch aufgeschrien. Ein schrilles Quieken von Clory und ein Knurren von Check verrieten mir, daß ihnen die gleiche Behandlung zuteil wurde.
    Jetzt nahm man uns die Augenbinden ab, fuhr aber mit den Tests fort. Clory befreiten sie von dem ganzen Kram und schickten sie in eine Ecke, während man mit Braid, Check und mir auf neue Weise herumexperimentierte. Man sagte eine Reihe von Verben zu uns, wie »lesen«, »lernen«, »schlafen«, »essen« und ähnliche, und ein Mann beobachtete dabei eine hüpfende Nadel unter Glas, das man auf unsere Handgelenke geschnallt hatte.
    Und das war auch schon alles. Wir wurden von den Apparaten befreit, und der gleiche Mann, der uns hierhergeführt hatte, brachte uns auch in unser Zimmer zurück. Der Ratsvorsitzende rief uns noch nach: »Ihr werdet morgen hierher zurückkehren, bis dahin ist alles geklärt. Habt so lange Geduld.«
    Obgleich wir vor bestimmt nicht mehr als vier Stunden erst aufgewacht waren, konnte keiner von uns die Augen offenhalten. Wir ließen uns auf unser Lager fallen und schliefen sofort ein. Das heißt, ganz kurz, ehe der Schlaf mich überwältigte, war mir, als käme ein Mann, der Clory einen Helm über den Kopf stülpte, aber ich blieb nicht lange genug wach, um mich vergewissern zu können. Ich glaubte nur noch, daß er danach auf mich zukam.
     
6. DER TRAUM
     
    Mein Schlaf war von Träumen nur so vollgestopft. Ich sah mich in Hunderten von unmöglichen Situationen. Natürlich träumte ich auch von der Szene im Ratssaal, aber ich wurde nicht befragt, sondern war selbst Mitglied des Rates, ja sogar der Älteste. Und in meinen Träumen brachte man Dutzende von Personen zu mir, denen man dieselben Fragen stellte, wie ich sie hatte beantworten müssen, und Tausende von anderen Personen kamen mit ihren Problemen zu mir, damit ich ihnen damit helfe. Ich verstand nicht ein Zehntel dieser Probleme, aber in meinen Träumen kannte ich mich genau aus und löste sie zur Zufriedenheit aller.
    Als die Träume an Klarheit zunahmen, wurde mir viel der Umwelt bewußt. Ich sah ein dichtbevölkertes Land, viele Male so groß wie meines. Die Menschen lebten fast ausschließlich unter der Oberfläche auf Millionen Quadratmeilen in hundert verschiedenen Ebenen. In dieser neuen Welt – die ich im Traum mit der unterirdischen Stadt identifizierte, in der ich schlief – herrschte eine Zivilisation, die größer als alle Stämme zusammengenommen war und eine Kultur und Tiefe des Verständnisses besaß, die mich verwirrten.
    Die Oberfläche dieser Welt galt der Entspannung. Niemand starb, weder in den Untergrundetagen noch oben, außer durch Unfälle. Aber das schnelle Leben im Planeteninnern ließ den Geist der Bewohner altern, während ihre Körper jung blieben. Sie brauchten Erholung, Entspannung, sie mußten all die Sorgen der unteren Welt völlig vergessen, ja sogar, daß es eine solche untere Welt überhaupt gab …
    Und da erwachte ich. Es war wieder Morgen – zumindest nach dem Bild am Fenster, das sich beim Näherkommen dem Betrachter entzog. Auch die anderen wachten auf. Sie hatten ähnliche Träume gehabt mit individuellen Unterschieden.
    Check hatte sich als Beschäftigter in einem »großen Raum mit seltsamen Maschinen« gesehen. Er hatte

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