Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
Stimme fast alles so sagen, daß es einem gefiel. Aber »Untermensch« war ein bißchen ungewöhnlich als freundliche Beleidigung.
    »Was soll das heißen, dieses ›Untermensch‹?« fragte ich. »Ich mag mich, auch wenn du es vielleicht nicht tust.«
    Sie lächelte und protzte dabei mit Zähnen, die weißer als Siriusstrahlen sind. »Dann hast du das Neueste noch nicht gehört?« Sie schob ein Pressetransparent zwischen meine Toastscheiben. Ich fischte es heraus und las: STRENG VERTRAULICH! Report an terrestrische Delegation. Nicht zu den Akten nehmen!
    Agenten auf Rhea, früherer Kolonie des Oberonischen Imperiums, berichten von aufwiegelnden Reden, offenbar mit Regierungszustimmung, wenn nicht direkt von der Regierung befohlen. Rassistische Theorien werden überbetont. Schlagwörter, Terrestrier und Marsianer betreffend, fallen, wie: ›Untermenschen‹. Man stellt sie als unfähig hin zu regieren, allein gut genug, um Sklaven für die oberonistische Herrenrasse zu sein. Diese Propaganda verletzt die Antinationalismus-Klauseln des Friedensvertrags. Wenn Versammlungen mit Regierungszustimmung abgehalten werden, läßt es darauf schließen, daß die Auflösung des Oberonischen Imperiums eine Täuschung war.
    »Wo hast du das her?« fragte ich und bemühte mich, meine Stimme ruhig zu halten. »Und weshalb zeigst du es mir? Deine Leute wollen bestimmt das Exklusivrecht für eine Story wie die.«
    Barbara seufzte. »Du bist doch kein Kind mehr! Du würdest das deiner Zeitung genausowenig schicken wie ich meiner. Denkst du vielleicht, ich hätte es dir gezeigt, wenn es möglich gewesen wäre, es zu veröffentlichen? Ich habe es von einem Delegierten – einem Burschen, der mir vertraut. Selbst wenn er dadurch nicht in Schwierigkeiten geriete, würde ich es nicht weiterleiten. Es ist einfach zu heiß!«
    Natürlich hatte sie recht. »Nun …«, murmelte ich. Dann griff ich hastig nach meiner Kaffeetasse und zündete mir schließlich noch eine Zigarette an, ehe ich fragte: »Was sollen wir tun?«
    Barbara zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Wenn die Oberonier mit ihren alten Tricks aufwarten, heißt das, daß die Konferenz tot geboren ist. Und wir vergeuden alle nur unsere Zeit hier.« Sie schaute auf die Uhr und erhob sich hastig.
    »Höchste Eile«, murmelte sie. »Ich muß Madame Lafarge – die einzige Frau der Erddelegation – interviewen. Also, halte die Augen offen, wenn du in die Nähe der Oberonier kommst. Und vergiß nicht, du schuldest mir einen Gefallen, weil ich dich eingeweiht habe. Bis später!«
    »Bis später!« echote ich nachdenklich.
    Ich lehnte mich in meinem Pneumosessel zurück und zog tief an meiner Zigarette.
    Das Oberonische Imperium hatte den letzten Krieg vom Stapel gelassen. Die fünf Planeten und Monde, die ihr Reich bildeten, waren die schlagkräftigste Streitmacht in der Geschichte des Sonnensystems gewesen. Nur mit etwas hatten sie nicht gerechnet, als sie Feuer an die Zündschnur legten, die die neun Planeten in ein vierjähriges Gemetzel verwickelte, und das war, daß die Erde sofort in den Krieg eingriff und Partei der Angegriffenen nahm. Mit Venus und Mars, auf die sie es ursprünglich abgesehen hatten, wären sie innerhalb von Monaten fertig geworden. Doch die Erde – der technisch hoch entwickelte Planet mit seiner schier unerschöpflichen Reserve an Industrie und Rekruten – hatte ausnahmsweise sofortige Entschlußkraft und Mut bewiesen.
    Der oberonische Vorstoß war aufgehalten worden, und dann war der Krieg mehr oder weniger zu einem Durchhaltemanöver geworden, denn wer den längeren Atem hatte, würde den Krieg gewinnen. Durchhalten bedeutete, Raketen zu ersetzen, die vom Feind vernichtet worden waren; trotz ständiger Raumangriffe der Feindjäger und mancher größerer Verluste die Moral zu halten und fast die gesamte Industrie auf Produktion für den Kriegsbedarf umzustellen.
    Die Triplaneten-Konföderation – Erde, Mars und Venus – hatte gesiegt, doch zu einem erschreckenden Preis. Zehn Prozent des vernunftbegabten Lebens des Sonnensystems war dem Krieg zum Opfer gefallen. Manche Planeten erlitten höhere Verluste als andere, Merkur war das schlimmste Beispiel. Andere, wie die Oberonier selbst, kamen glimpflich davon. Doch jeder Planet, ob nun direkt dem Krieg ausgesetzt oder indirekt, spürte seine Auswirkungen zumindest wirtschaftlich. Und die wirtschaftliche Belastung war auf die Dauer katastrophaler als die Verluste an Menschenleben.
    Der Krieg war

Weitere Kostenlose Bücher