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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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standen absolut reglos in einem völligen Vakuum. Die Höhe der Schwerkraft spielte für sie keine Rolle. Sie waren die »Nachkommen« der intelligenten Roboter, die vor Dutzenden von Jahren von der Erde und dem Mars verbannt worden waren.
    Die venusischen Abgesandten – es handelte sich um zwei Gruppen, eine von jeder Polarzivilisation – schwammen ruhelos in trübem, lauwarmem Wasser.
    Und die Oberonier waren genauso anwesend wie geringere Delegationen.
    Der Marsianer hatte seine Rede mit einem Aufruf zur Abrüstung beendet. Ich ließ die Kassette weiterlaufen, schaltete mich jedoch in automatisch verschlüsselte Direktverbindungen mit meiner Zeitung auf der Erde. Wenn sie sich über die Abrüstung unterhielten, wollte ich bereit sein, meine Kommentare dazu abzugeben. Ich wußte vermutlich besser als Dutzende anderer, wie wichtig dieser Punkt geworden war.
    Ein Oberonier meldete sich zum Wort. Der Vorsitzende des Tages, ein schlaksiger, dämonenschwarzer Kallistoer, erteilte es ihm, und der Mechanoübersetzer klickte und summte, als die Umstellung von Marsianisch auf den rheanischen Dialekt dieses Oberoniers vorgenommen wurde.
    Durch die synchronisierte stroboskopische Beleuchtung gesehen, bot der Oberonier einen beeindruckenden Anblick. Wie die meisten seiner Rasse war er über viereinhalb Meter groß, und die geringe Schwerkraft seiner Heimatwelt hatte ihn auch in die Breite gehen lassen. Auf der Erde hätte er nahezu vierhundertfünfzig Kilo gewogen. Abgesehen davon, daß sie ungeheuerlich viel größer sind, ähneln die Oberonier Lemuren mit dickem Fell, das auf ihren kalten Welten unbedingt erforderlich ist. Ihr Pelzmuster erinnerte mich an ein Stinktier – und ihre Politik ebenfalls.
    Ich war schon bereit, die diplomatische Geheimhaltung zu vergessen und meinem Verlag eine heiße Nachricht zu schicken, denn ich war sicher, daß der Oberonier sich nicht um das Thema des vorherigen Sprechers kümmern, sondern ein neues anschneiden würde. Wenn der Geheimreport stimmte, würde das Thema Abrüstung tabu für ihn sein. Aber ich hatte mich getäuscht. Der Oberonier umging dieses Thema weder, noch sprach er gegen die Abrüstung. Er legte, ganz im Gegenteil, einen sehr gut ausgearbeiteten Plan dafür vor und einen Vorschlag für eine interplanetarische Polizei mit unbeschränkter Vollmacht, jeden Teil des Planeten zu überprüfen, ob die Abrüstungsmaßnahmen auch eingehalten wurden, und im Notfall ihre Durchführung mit Gewalt zu sichern.
    Natürlich konnte es in diesem Vorschlag Hintertüren geben, durch die der Oberonier sich hinauszuwinden beabsichtigte, und nach allem, was ich über die Falschheit dieser Burschen gehört hatte, mußte es sie einfach geben. Doch selbst ich, der ich nach solchen Hintertürchen Ausschau hielt, gerade weil ich etwas wußte, das die Oberonier als Staatsgeheimnis bezeichneten, fand keine.
    Jedenfalls genügte es, mich für die Oberonier einzunehmen und meine Meinung über sie zu ändern. Ich hatte geradezu das Bedürfnis, mich in die subarktische Kälte ihrer Abteilung zu wagen, dem Sprecher die Hand zu schütteln und mich bei ihm zu entschuldigen.
    Nur gut, daß ich es nicht getan habe!
     
    An diesem Tag wurden noch viele Reden gehalten, aber keine von sonderlicher Wichtigkeit. Nachdem ich meine Notizen und Kommentare – ohne jedoch etwas über die Geheimnachricht verlauten zu lassen – an meine Zeitung übermittelt hatte, kehrte ich in mein Zimmer zurück. Ich kam jedoch nicht zu weiterem Nachdenken, denn ohne auch nur anzuklopfen, platzte Barbara King herein. Sie kam nicht allein. Ihr Begleiter war – ein Merkurier!
    Natürlich war es kein lebendiger Merkurier, die gibt es nicht mehr, sie wurden ihm vergangenen Krieg bis auf den letzten Mann ausgerottet. Das hier war einer der merkurischen Halbroboter, ein Metallkörper mit lebendem Gehirn des höchsten Typus der Merkurier. Na, das war schon was! Selbst die einfachen Merkurier waren hochintelligent gewesen. Die Ehre, sein Gehirn in einen Metallkörper versetzt zu bekommen, beraubte einen natürlich so mancher physischer Annehmlichkeiten, aber es brachte auch Vorteile mit sich – eine Lebenserwartung beispielsweise von tausend Merkurjahren, das sind etwa fünfzehnhundert Erdjahre, sowohl als auch absolute Immunität gegen Krankheiten, andere Leiden und Alterserscheinungen.
    Der Merkurier sprach als erster, das heißt, er sprach nicht laut, sondern übertrug seine Gedanken auf uns.
    »Ich hatte nicht den Wunsch zu kommen«,

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