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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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schließlich durch einen Staatsstreich in der oberonischen Regierung beendet worden. Als sie sich der unübersehbaren Tatsache klar wurde, daß die Triplanetenproduktion sich immer noch steigerte, sah sie nur einen Ausweg: den Krieg zu beenden. Und sie beendete ihn, zumindest hatte es so ausgesehen, ein für allemal. Die Volksmeinung zwang den kriegsbesessenen Kaiser abzudanken, und kein neuer bestieg den Thron. Das oberonische Parlament erklärte die Unabhängigkeit aller Kolonien, das Ende des Imperiums, und die Aufgabe aller territorialen Ansprüche, die den Krieg herbeigeführt hatten.
    Dieser Zug rettete den Oberoniern die Haut, denn die fairen Terrestrier waren, wie erwartet, sofort bereit, die alten Wunden zu vergessen und dem neuen Regime einen Platz in der Friedenskonferenz einzuräumen. Das war auch durchaus kein falscher Zug, denn das Oberonische Imperium war nur durch seine Größe so schlagkräftig gewesen. In fünf getrennte Gruppen unterteilt, war es gleich bedeutend weniger mächtig.
    Aber die Geheimnachricht, die ich gelesen hatte, bewies, daß es überhaupt nicht geteilt, sondern so einig wie zuvor war – vermutlich durch Geheimpakte und Vereinbarungen, die vielleicht schon vor dem formell verkündeten Ende des Imperiums abgeschlossen worden waren.
    Ich zündete mir eine neue Zigarette am Stummel der alten an und überlegte weiter. Weshalb waren die Oberonier an einer Weiterführung der Auseinandersetzungen interessiert? Sie hatten den letzten Krieg verloren. Ein neuer, so bald nach dem ersten, war doch hoffnungslos für sie. Alles war dasselbe wie zuvor – oder nicht?
    Nein! Das war es durchaus nicht!
    Mit flauem Gefühl dachte ich daran, daß die Erde, und in geringerem Maß auch die Venus, schon mit der Rückführung und Umwandlung bestimmter Munitionsfabriken zu Friedensproduktion begonnen hatte. Unzählige private Raumjachten und -frachter, die für die Raumflotte requiriert worden waren, wurden bereits, ihrer eingebauten Waffen entblößt, an die Besitzer zurückgegeben. Die Land- und Raumstreitkräfte demobilisierte man, und ihre Angehörigen kehrten ins Zivilleben zurück.
    Das Schwierigste an der gegenwärtigen Situation war die Friedenskonferenz als solche. Zuvor hatte man es als allgemeine Tatsache angesehen, daß das Oberonische Imperium eine raffgierige, kriegerische Gruppe angriffslustiger Nationen war, doch jetzt war es, dank der Konferenz, schon fast vergessen, denn sie hatte totale Abrüstung vorgesehen. Die Erdregierung hatte damit auch bereits angefangen. Wenn die Oberonier es ihr nicht gleichtaten, bedeutete das …
    Es konnte fast alles bedeuten – einschließlich eines neuen Krieges mit der Erde, den die Alliierten aufgrund dieser Abrüstung ganz einfach verlieren mußten. Ich drückte die Zigarette aus und beeilte mich, zum Pressezimmer zu kommen. Die Tagesordnung würde in Kürze beginnen.
     
    Ich hatte meinen Ausweis vergessen. Die Anweisungen hier waren sehr strikt. Ich mußte also zurück, um ihn zu holen, und war wütend, als ich zehn Minuten zu spät in meiner getrennten Glaszelle ankam.
    Ein marsianischer Delegierter sprach gerade über die Grauen des Krieges, nichts als Platitüden, wie ein Politiker sie eben gern an den Mann bringt. Ich vergewisserte mich, daß mein Kassettenrecorder auch aufnahm, damit ich den Text an meine Zeitung weiterleiten konnte, dann kümmerte ich mich nicht mehr um den Sprecher.
    Die Ratshalle war vermutlich der größte und beeindruckendste versiegelte Raum, der je erbaut worden war. Aus politischen Gründen war es ratsam, die Friedenskonferenz überhaupt nicht auf einem Planeten abzuhalten, damit die bevorzugte Welt sich nicht einbildete, ihr stünden besondere Vergünstigungen zu. Also war ein ganzer Planetoid – Juno – ausgehöhlt und mit Spezialunterkünften für die Delegationen jeder Welt und den besten Einrichtungen für Kommunikationen, Erholung und Komfort ausgestattet worden.
    Die Vertreter zweiundvierzig angeblich souveräner Mächte waren hier zusammengekommen. Jede Gruppe hatte ihre vakuumdichten Räumlichkeiten mit den ihren Metabolismen entsprechenden Bedingungen. Die Ammoniummenschen von Jupiter und Saturn ruhten gewichtig in ihren rotierenden, mit Methan gefüllten Hochdruckzellen. Die Rotation verschaffte ihnen die gewohnte Schwerkraft, und die stroboskopische Beleuchtung erlaubte ihnen, nach außen zu schauen, als befänden sie sich in Ruhestellung.
    Die großen schwarzen Metalldelegierten der Roboterrepublik

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